Das Leben und Lieben der Schmetterlinge

Schmetterlinge sind bis auf die Antarktis auf allen Kontinenten verbreitetet. Weltweit gibt es mehr als 180.000 Arten – in Deutschland leben etwa 3.700. Die meisten davon sind Nachtfalter, nur etwa 190 Arten gehören zu den Tagfaltern.

Wandelbare Falter

Gemeinsames Merkmal der Tagfalter sind ihre leicht keulenförmig verdickten Fühlerspitzen. Alle zugehörigen Familien weisen dieses Merkmal auf: die Dickkopffalter, Ritterfalter, Weißlinge, Bläulinge, Würfelfalter und Edelfalter. Die Fühler der Nachtfalter sind dagegen häufig gefiedert.

Vom Ei über die Larve zur Puppe bis hin zur sogenannten Imago durchlaufen Schmetterlinge eine vollständige Metamorphose. Schmetterlinge sind überdies mit besonders leistungsstarken Sinnesorganen ausgestattet.

Statt eines Skeletts sind sie von einer festen Hülle aus Chitin umgeben. Da dieses "Außenskelett" nicht mit dem Körper mitwächst, müssen Insekten während ihrer Entwicklung mehrmals aus ihrem zu eng gewordenen Panzer schlüpfen. Die Schmetterlingsraupen häuten sich deshalb mehrfach, bevor sie sich verpuppen. Aus einer Puppe schlüpft schließlich der Falter, der nun nicht mehr wachsen kann. Diese Verwandlung nennt man in der Biologie Metamorphose.

Vom Ei zur Raupe zur Puppe zum Schmetterling

Schwalbenschwanz als Raupe. Foto: Lebemaja / pixabay.com Schwalbenschwanz im Raupenstadium  (Lebemaja / pixabay.com)

Die Falterweibchen legen ihre Eier normalerweise auf die Pflanzen, an denen später die Raupen fressen. Einige Arten lassen die Eier ins Gras fallen oder heften sie in der Nähe der Raupenpflanzen an. Schwalbenschwänze legen ihre Eier zum Beispiel an wilder Möhre oder Fenchel ab.

Bei den meisten Arten schlüpfen die Raupen nach etwa acht Tagen aus den Eiern. Wenn ihre Haut zu eng wird, häutet sich die Raupe. Nach vier Häutungen ist in der Regel das letzte Raupenstadium erreicht. Diese Entwicklung dauert etwa vier Wochen – bei Arten, die in einem Raupenstadium überwintern, entsprechend länger.

Danach wandelt sich die Raupe zur Puppe. Solange die Puppenhaut noch weich ist, sind die Tiere sehr empfindlich. Die Puppen von Weißlingen und Ritterfaltern befestigen sich in aufrechter Position an Pflanzenstängeln oder Ähnlichem und spinnen zusätzlich einen Haltefaden um ihre Körpermitte – daher der Name Gürtelpuppe.

Die Puppen der Edelfalter sind Stürzpuppen, die sich kopfunter hängend befestigen. Bei Augenfaltern und Bläulingen liegen die Puppen mehr oder weniger gut verborgen am Boden.

Schwalbenschwanz mit Kokon. Foto: GLady / pixabay.com Frisch geschlüpfter Schwalbenschwanz  (GLady / pixabay.com)

Nach etwa vierzehn Tagen schlüpft der Falter. Es dauert noch einige Zeit, bis die Flügel ausgehärtet sind und er davonfliegen kann. Die Lebensspanne der Falter beträgt in der Regel einige Tage bis wenige Monate. Manche Arten fliegen nur vierzehn Tage lang, während Zitronenfalter zehn bis elf Monate alt werden können. So schlüpfen fortwährend neue Falter, bei einigen Arten sogar mehrere Generationen pro Sommer.

Im Winter ruht das Schmetterlingsleben. Auf Pflanzen, in Fels- und Rindenspalten, Baumhöhlen, Mauerfugen, hinter Bretterwänden oder auf Dachböden überdauern Eier, Raupen, Puppen und Falter den Winter. Als erste Frühlingsboten erscheinen im Februar Schneespanner, Zitronenfalter und Kleiner Fuchs. Ab September nimmt die Artenzahl wieder ab. Der Frostspanner fliegt noch an kalten Abenden im November und Dezember. 

Leistungsstarke Sinnesorgane

Kleiner Fuchs auf Distel. Foto: Myriams-Fotos / pixabay.com Kleiner Fuchs auf Distel  (Myriams-Fotos / pixabay.com)

Schmetterlinge sind mit erstaunlichen und sehr leistungsstarken Sinnesorganen ausgerüstet:

Die Fühler sind mit unserer Nase vergleichbar. Falter können zwar weniger verschiedene Stoffe wahrnehmen, diese riechen sie aber viel besser. Mit ihren überaus empfindlichen Geruchsorganen nehmen Schmetterlinge noch einzelne Moleküle eines Geruchsstoffes wahr. Ihre feine "Nase" hilft ihnen bei der Suche nach nektarreichen Blüten.

Für die Eiablage müssen die Weibchen eine Futterpflanze wählen, die den Raupen später ausreichend Nahrung bietet. Auch das geschieht über den Geruchssinn. Zudem müssen sich Weibchen und Männchen zur Fortpflanzung über weite Entfernungen "riechen" können. Bei zahlreichen Schmetterlingsarten locken die weiblichen Falter die männlichen mit besonderen Duftstoffen an. Erzeugt werden diese "Pheromone" von Duftschuppen am Körper der Weibchen. Die Männchen mancher Arten können die Weibchen auf eine Entfernung von mehreren Kilometern orten.

Die Augen bestehen aus mehreren tausend Einzelaugen. Trotzdem sehen sie nur auf drei bis fünf Meter einigermaßen scharf. Dafür können sie auch ultraviolette Farben sehen – Farben, die das menschliche Auge nicht erkennen kann.

An den Beinen besitzen viele Schmetterlinge Geschmackszellen wie wir auf der Zunge. Sie helfen ihnen, für sich und ihre Raupen die richtigen Futterpflanzen zu finden.

Im Winter

Schmetterlinge überwintern als Falter, Ei, Puppe oder Raupe – oder sie wandern gleich in den wärmeren Süden aus. Ihre Überlebensstrategien für die kalte Jahrezeit sind vielfältig. Ob sie erfolgreich sind, hängt bei manchen stark von uns Menschen ab. Sie können den Faltern das Überstehen der kalten Jahreszeit erleichtern.

Überwinterungs-Taktiken von Schmetterlingen

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Als Ei

Als Ei an Pflanzenteile geheftet, ohne besonderen Schutz, überbrücken etwa Apollofalter und Nierenfleck den Winter. Die Eier werden schon im Sommer gelegt und müssen eine lange Zeit bis zum darauffolgende Frühjahr überstehen, um dann die übliche Schmetterlings-Metamorphose zu durchlaufen.

Im Puppenstadium

Als Puppen überwintern beispielsweise der Schwalbenschwanz und der Aurorafalter – die Puppen heften sich entweder an Pflanzen, überwintern in Kokons oder vergraben sich im Boden. Die Schwalbenschwanz-Puppe hängt am buchstäblichen seidenen Faden an Pflanzenstängeln. Diese werden im Herbst oder Frühjahr oft abgemäht. So zerstören wir die Lebensgrundlage dieses wunderschönen Falters.

Im Raupenstadium

Das Überwintern im Raupenstadium ist eine Spezialität des Großen Schillerfalters, der Bläulinge oder auch des Schachbretts. Die Raupen überwintern in verschiedenen Stadien, von der Jungraupe bis hin zur ausgewachsenen Raupe. Einige verstecken sich in der Vegetation oder in der Borke von Bäumen, andere bleiben ungeschützt. Die Ameisenbläulinge überwintert ihrem Namen folgend in Ameisennestern.

Als Falter

Wanderfalter wie der Admiral und der Distelfalter haben eine ganz andere Biologie: Ihre hiesigen Populationen speisen sich zumindest teilweise aus weit entfernten südlichen Gefilden. Beim Wanderverhalten des Admirals macht sich der Klimawandel bemerkbar: In den letzten 15 Jahren wandert der Admiral über zunehmend kürzere Strecken.

Ein Großteil der hiesigen Herbsttiere überwintert inzwischen bei uns in den wärmeren Tieflagen der Flusslandschaften an Rhein, Neckar und Nebenflüssen als Falter und flattert an den ersten warmen Vorfrühlingstagen um die Blüten. Kühlere Lagen der Mittelgebirge sowie Nord- und Ostdeutschlands verlässt der Falter noch weitgehend ab August und bevölkert im Winter die wärmeren Regionen Mitteleuropas bis ins Burgund und an den Südalpenrand.

Das Aufkommen des Distelfalters bei uns hängt dagegen weiterhin immer aufs Neue davon ab, wie viele der Falter die lange Reise aus Südeuropa und Afrika überstehen und hier Eier ablegen. Zumindest ein Teil der hiesigen zweiten Generation (Hochsommerfalter) versucht ab Ende Juli den Flug nach Süden über die Alpen.

Wenn es kalt wird, fahren Schmetterlinge ihren Stoffwechsel fast vollständig herunter und warten das Wiedererwachen der Vegetation ab. Nur sieben unserer etwa 190 Tagfalterarten überwintern als Falter: Der Große und Kleine Fuchs, das Tagpfauenauge, der Zitronenfalter, der C-Falter, der Admiral und der Trauermantel. Dazu suchen sie sich im Herbst geschützte Stellen in der Natur oder sie verkriechen sich in Schuppen und auf Dachböden in Häusern.

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