Herzlöffel auf der Roten Liste

Heute ist der Herzlöffel in Deutschland extrem vom Aussterben bedroht. Vermutlich gibt es bundesweit nur noch ein einziges Vorkommen im Naturschutzgebiet "Charlottenhofer Weihergebiet" im Landkreis Schwandorf.

Oberflächlich und tiefgründig

Herzlöffel. Foto: Alexander Mrkvicka Fest verankert, mit dem Kopf in den Wolken.  (Alexander Mrkvicka)

Zwischen Seegrund und Wasseroberfläche bewegt sich der Herzlöffel im Lauf seines Lebens immer wieder hin und her. Alles beginnt mit den Früchten, die von der Wasserpflanze abfallen. Sie schwim­men eine Weile an der Wasseroberfläche, bis sie mit Wasser voll gesogen sind. Dann sinken sie auf den Grund. Die Samen beginnen zu keimen. Weil die Keimlinge leichter sind als das Wasser, steigen sie wieder empor.

Nun vertrauen sie sich der Wasserströmung an, die sie verbreitet. Die Keimlinge schaukeln auf der Oberfläche und wachsen beständig heran, bis sie das Wasser nicht mehr tragen kann. Dann sinken sie erneut auf den Grund. Und diesmal bilden sie dort Wurzeln aus, verankern sich im Boden und werden sesshaft. Doch streben sie mit langen, bandförmigen Blättern wieder an die Wasser­oberfläche und lassen sie zu herzförmigen Schwimmblättern auswachsen. So hat die seltene Wasserpflanze beides vereint: Sie ankert fest auf dem Boden und hat den Kopf doch in den Wolken, wenn diese sich auf dem Wasser spiegeln.

Selten und stark bedroht

Der Herzlöffel fühlt sich an flacheren Stellen in kleinen Seen, aber auch in Sümpfen und anderen stehenden Gewässern wohl – allerdings nur in Höhenlagen zwischen 300 und 700 Metern. Im Herbst bildet die seltene Pflanze in den Achseln einzelner Blätter Winterknospen, die von der absterbenden Pflanze abfallen und in den See sinken, wo sie auf dem Grund überwintern. Im Frühjahr werden aus ihnen neue Pflanzen entstehen, der Kreis schließt sich.

Dass die Art heute vom Aussterben bedroht ist, ist wasserbaulichen Maßnahmen und der Entkrautung von Gräben und Kanälen geschuldet. Auf der anderen Seite wurden insbesondere flache Gewässer oft mit Erde aufgefüllt oder auch entwässert, um Flächen z.B. für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Wo der Herzlöffel in Fischteichen siedelte, konnte er nicht überleben, sobald die Teiche intensiver bewirtschaftet wurden, denn mit dem Nährstoffüberangebot kam er nicht klar.

Chancen nutzen

"Herzlöffel-Schutz bedeutet Gewässerschutz. Außerdem sollten die Gewässer von ausreichend großen Pufferzonen umgeben werden, um einen weiteren Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft zu verhindern", erklärt Dr. Christine Margraf, Naturschutzexpertin des Bund Naturschutz (BN) in München. Nur dann hat die seltene Pflanze eine Chance, weiter auf dem Wasser zu wogen, fest im Grund des Sees verankert, doch den Kopf im weißblauen Himmel.

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Ansprechpartnerin

Christine Margraf

Bund Naturschutz in Bayern
Pettenkoferstraße 10a/I 80336 München E-Mail schreiben Tel.: 089 / 54 82 98 - 89

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