Gewöhnlicher Strandflieder – die Pflanze mit den Absalzdrüsen

Der Gewöhnliche Strandflieder (Limonium vulgare) oder Halligflieder ist eine Pflanzenart aus der Familie der Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae). Trotz des Namens ist er mit dem Flieder, den wir aus unseren Gärten kennen, nicht verwandt.

Gewöhnlicher Strandflieder; Foto: Kristian Peters / Detail des Blütenstandes / CC BY-SA 3.0 Blüten des Gewöhnlichen Strandflieders  (Kristian Peters / Detail des Blütenstandes / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Der Gewöhnliche Strandflieder ist eine ausdauernde krautige Pflanze, mit einer Blattrosette am Grunde aus ganzrandigen, ovalen Blättern und verzweigten Stengeln. Sie erreicht Wuchshöhen von 20 bis 50 Zentimetern. Da sie ähnlich den Quecken unterirdisch weit verzweigte und zudem verholzte Wurzelstämme ausbildet, kann die gesamte Pflanze eine Größe bis zu vier Metern erreichen. Die Pflanze ist außerdem mehrjährig. Nach bisherigen Untersuchungen kann sie bis zu 30 Jahre alt werden. Im Sommer erscheinen lilablaue Blüten mit trockenhäutigen Kelch- und Kronblättern, wegen derer der Gewöhnliche Strandflieder früher oft gepflückt und in Trockensträußen verarbeitet wurde.

Die Blütezeit, während der der Gewöhnliche Strandflieder von Insekten bestäubt wird, reicht von August bis September. Eine besondere Funktion im Ökosystem mit seinen vielschichtigen Wechselbeziehungen kommt ihm dadurch zu, dass er als Futterpflanze für die Raupe des Salzwiesen-Kleinspanners (Scopula emutaria) dient.

Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich später eine kleine, vom Kelch umschlossene Nussfrucht. Der trockenhäutige Blütenkelch bildet dabei einen Saum, der als Flugapparat für die Nussfrucht dient und sie mit dem Wind weit verbreiten kann. Keimen kann die Frucht später nur, wenn ein kräftiger Regen für genügend Süßwasser gesorgt hat.

Deiche und der Klimawandel bedrohen die Salzwiesen-Pflanze

Der Gewöhnliche Strandflieder ist eine typische Pflanze der Salzwiesen im Küstenbereich von Nord- und Ostsee sowie seinen vorgelagerten Inseln. Um in dieser salzhaltigen Umgebung überleben zu können, besitzt er als Anpassungsmechanismus sogenannte Absalzdrüsen, über die überschüssige Salze ausgeschieden werden können. Die aktive Salzausscheidung kostet Energie, da die Ionen aktiv gegen ein osmotisches und elektrisches Gefälle in die Drüsen befördert werden müssen. Damit verhindert die Pflanze aber, dass die Salzanreicherung in den Blättern nicht überhand nimmt. Pro Salzdrüse kann in einer Stunde bis zu 0,5 Milliliter Salzlösung nach außen transportiert werden. Und der Strandflieder besitzt auf seiner Epidermis pro Quadratzentimeter Blattoberfläche bis zu 3.000 dieser Absalzdrüsen!

Bedroht sind die Bestände des Gewöhnlichen Strandflieders durch diverse Küstenschutzmaßnahmen, wie Eindeichungen, den traditionellen Bau von Lahnungen, wie Grüppungen oder auch Beweidung. Dies zerstört oder minimiert die Artenvielfalt sowohl der Pflanzen als auch beispielsweise bestimmter Insektenarten, die artspezifisch nur auf Pflanzen der Salzwiesen leben können. Weiterhin birgt umgekehrt der Meeresspiegelanstieg die Gefahr unnatürlich langer und hoher Überflutungen mit den bereits bei der Leitart Salzkäfer beschriebenen Phänomen. Deshalb wird der Gewöhnliche Strandflieder auch in der Roten Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft.

Der BUND setzt sich mit seinen ehrenamtlichen Gruppen aktiv für den Schutz von Salzwiesen und natürliche Überflutungsräume ein. Und damit für einen dynamischen Naturschutz in Zeiten des Meerespiegelanstieges.

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