Brockenanemone auf der Roten Liste

Saurer Regen ist die größte Gefahr für die Brockenanemone. Er überschwemmt den Boden mit übermäßig vielen Nährstoffen. Die Folge: Gräser vermehren sich in großer Zahl und verdrängen den Teufelsbart aus seinem natürlichen Lebensraum.

Teufelsbart des Brockens

Brockenanemone. Foto: Dr. Gunter Karste Vor der Wende wurde der Teufelsbart durch die militärische Nutzung an der innerdeutschen Grenze besonders stark beansprucht.  (Dr. Gunter Karste)

Nur auf dem Brocken, wo Hexen und Dämonen sich zur Walpurgisnacht treffen und frivole Feste feiern, gedeiht der "Teufelsbart". So wird die Brockenanemone im Volksmund genannt – und dies nicht ohne Grund: Harmlos und schön sieht sie aus, die weiße Blume. Doch sie ist schwach giftig für Mensch und Tier. Wie alle Hahnenfußgewächse enthält ihr Saft Protoanemonin, das beim Menschen die Schleimhäute reizt.

Auf dem höchsten Harzberg weht ein rauer Wind. Mit dicht behaartem Stiel ist die Brockenanemone jedoch gut geschützt. Wie kleine Lichtpunkte leuchten die strahlend weißen Blütenkelche auf der Bergheide, wenn sie das Sonnenlicht einfangen. Zu Beginn ihrer Blütezeit im Mai sind sie noch wenig entwickelt. Erst später thronen sie in voller Größe über langen Stielen. Die weißen Blätter umhüllen eine Vielzahl von kleinen, gelben Staubblättern und mehrere Fruchtblätter. Wenn die Früchte im Blütenkelch heranreifen, verlängern sich die Griffel und können ganze fünf Zentimeter messen. Wie ein gelber Haarschopf sieht dann das Innere der Blüte aus. Der Volksmund nennt die seltene Pflanze daher auch Boxbart und Heckenbesen. Später lösen sich die Griffel und tragen die reifen Früchte der Anemone, ähnlich den Pusteblumensamen, durch die Luft.

Gräser verdrängen den Teufelsbart

Bis zum Mauerfall war der Teufelsbart besonders stark gefährdet, weil die Brockenkuppe von 1961 bis 1989 durch die militärische Nutzung an der innerdeutschen Grenze stark beansprucht wurde. Heute wird die Anemone nur noch zertreten, wenn Touristen und Wanderer nicht achtsam genug sind, denn das Besucherlenkungssystem des Nationalparks Harz funktioniert gut. Die größte Gefahr für den Boxbart kommt "von oben": Der saure Regen tränkt die Brockenkuppe mit übermäßig vielen Nährstoffen. Dadurch breiten sich immer mehr Gräser auf der Bergkuppe aus und verdrängen den Teufelsbart. Die Bergheiden, die zu Lebzeiten des Schriftstellers Hermann Löns noch das Bild auf dem höchsten Harzberg und auch Löns´ Landschaftsideal bestimmten, werden immer seltener.

Ehrenamtliche pflegen die Bergheide

Die Brockenanemone kann langfristig aber nur auf der Bergheide existieren. Damit der Boxbart nicht ausstirbt, treffen sich jedes Frühjahr seit der Grenzöffnung ehrenamtliche Naturschützer, Wanderer und Brockenfreunde auf dem Harzberg zu einem Arbeitseinsatz. Dann wird die Bergheide gehegt und gepflegt, Brockenanemone, Besenheide und weitere Heidepflanzen in die Erde gesetzt. Auch werden Wegweiser und Absperrungen repariert, damit Wanderer nicht über den Magerrasen laufen. "Die Ehrenamtlichen arbeiten hier eng mit der Nationalparkverwaltung Harz zusammen", berichtet Friedhart Knolle von der Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks Harz e.V. Das Ergebnis: Wo ehemals nur Brockengräser vorherrschten, wiegen sich heute rund 500 neue Brockenanemonen im Wind.

Wenn sich zur Frühjahrs-Tagundnachtgleiche wieder Seltsames auf dem Brocken zuträgt, sich aus den Winden und dem Nachtschwarz Frauen auf Besen zu schälen scheinen, wird auch der Teufelsbart nicht fehlen.

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Ansprechpartner

Friedhart Knolle

Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks Harz e. V.
Grummetwiese 16 38640 Goslar E-Mail schreiben Tel.: 01 70 / 2 20 91 74 Fax: 0 53 21 / 2 05 77

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