Der Eurasische Luchs – ein heimlicher Einzelgänger

Luchse sind die Größten. Zumindest unter den Katzen in Europa. Was sie sonst noch auszeichnet – und wo sie ihren Lebensraum haben – erfahren Sie hier!

Luchs; Foto: Kyslynskyy / iStock.com Luchs im Schnee  (Kyslynskyy / iStock.com)

Luchse sind Katzen und in Europa die größten Vertreter dieser Familie. Sie erreichen ungefähr die Größe eines Schäferhundes. Das Fell ist gefleckt, im Sommer ist es meistens rötlich braun und die Flecken sind stärker ausgeprägt. Im Winter wird das Fell dichter und wechselt hin zu einer eher bräunlich-grauen Färbung.

Das Muster eines jeden Luchses ist nicht nur schön, sondern auch so einzigartig wie ein Fingerabdruck – Forscher*innen können daran einzelne Luchse identifizieren und so mehr über ihre Wanderbewegungen und Familienbeziehungen herausfinden.

Markant sind die schwarzen Pinsel an den Ohren sowie der ausgeprägte Backenbart. Der Schwanz ist im Vergleich zu anderen Katzen sehr kurz. Sein Pfotenabdruck ist größer als der eines Fuchses und kleiner als der des Wolfs.

Luchs-Wissen kompakt

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Luchse sind heimlich

Die Wahrscheinlichkeit, einen Pfotenabdruck des scheuen Jägers zu entdecken, ist ungleich höher, als ihn selbst in freier Wildbahn zu beobachten: Luchse haben äußerst scharfe Sinne und meiden für gewöhnlich die Begegnung mit Menschen. Sie sind also in der Regel bereits lange vor einem Zusammentreffen über alle Berge.

Luchse sind Einzelgänger

Nur einmal im Jahr, zwischen Februar und April, treffen sich die Katze (das Luchs-Weibchen) und der Kuder (Luchs-Männchen) zur Paarung. Ungefähr 70 Tage später bringt die Luchskatze dann ihre Jungen zur Welt – meistens zwei.

Die Jungen bleiben für die nächsten zehn Monate bei der Mutter und suchen sich dann ein eigenes Revier. Diese Zeit des Abwanderns ist gefährlich – viele der Jungtiere überleben das zweite Jahr nicht. Teilweise verhungern sie, weil es ihnen nicht gelingt, genug Beute zu machen. Oder sie werden Opfer von Krankheiten, Verkehrsunfällen oder illegalen Tötungen.

Luchse lauern

Luchse pirschen sich, bevorzugt in der Dämmerung, an ihre Beute heran oder lauern ihr auf. Zwar können sie über kurze Strecken schnell sprinten. Ausdauernde Läufer wie beispielsweise Wölfe sind sie jedoch nicht!

Wenn sie nicht gestört werden, kehren Luchse danach mehrere Nächte lang zu ihrem Riss zurück, bis dieser fast komplett verwertet ist. Zwischen den Mahlzeiten versteckt der Luchs seine Beute unter einer Schicht Laub, Erde, Gras oder Schnee, damit andere Waldbewohner sie nicht finden.

An einem Reh frisst ein ausgewachsener Luchs meist mehrere Tage, ein Hase oder Fuchs ist schon bei der ersten Mahlzeit vertilgt. Im Schnitt erlegt ein Luchs in einem Jahr 50 Rehe.

Der Luchs im Bild

Steckbrief des Eurasischen Luchses

Kategorie Zuordnung/Merkmal/Ausprägung beim Luchs
Klasse Säugetiere (Mammalia)
Ordnung Raubtiere (Carnivora)
Familie Katzen (Felidae)
Gattung Luchse (Lynx)
Art Eurasischer Luchs (Lynx lynx)
Gewicht 15 bis 25 Kilogramm; die Männchen (Kuder) sind schwerer als die Weibchen (Katzen)
Körperlänge 80 bis 120 Zentimeter
Schulterhöhe 50 bis 70 Zentimeter
Lebenserwartung in freier Wildbahn bis zu 17 Jahre; in Gefangenschaft über 20 Jahre
Geschlechtsreife Katze mit zwei Jahren; Kuder mit drei Jahren
Paarungszeit Februar bis April
Tragzeit ca. 70 Tage
Wurfzeit zwischen Mai und Juni
Reviergröße 50 bis 400 Quadratkilometer (= zwischen 5.000 und 40.000 Hektar)

Lynx Lynx und seine Verwandten

Der bei uns heimische Luchs ist das größte Familienmitglied der Katzen in Europa. Neben dem Eurasischen Luchs (Lynx Lynx) gibt es weltweit noch drei weitere Vertreter der Gattung Luchs (Lynx):

Weitere Luchse

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Der Pardelluchs

Der Pardelluchs (Lynx pardinus), der auch "Iberischer Luchs" genannt wird, ist heute vom Aussterben bedroht. Einst war er über ganz Spanien und Teile von Portugal verbreitet. Aufgrund intensiver Bejagung, der Vernichtung seines Lebensraums und dem Rückgang seiner Hauptbeute, dem Wildkaninchen, gib es nur noch zwei kleine Restpopulationen im Südwesten Spaniens. Diese konnten sich allerdings durch Schutzmaßnahmen in den letzten Jahren erholen. Heute leben wieder ca. 400 Tiere auf der Iberischen Halbinsel.

Der Kanadaluchs

Der Kanadaluchs (Lynx canadensis) – auch "Polarluchs" genannt – kommt in Kanada und in Teilen der USA, insbesondere in Alaska vor. Er ist nicht direkt gefährdet, deutlich kleiner als der Eurasische Luchs und trägt von allen Luchsen das längste Fell. Wie unser heimischer Luchs besitzt auch er dicht behaarte Pfoten, die ein tiefes Einsinken im Schnee verhindern. Seine Hauptbeute sind Schneeschuhhasen.

Der Rotluchs

Der Rotluchs (Lynx rufus rufus) lebt wie der Kanadaluchs auf dem amerikanischen Kontinent. Das Verbreitungsgebiet des Rotluchses erstreckt sich von den Grenzen Kanadas über die USA bis nach Mexiko. Er ist sehr anpassungsfähig und bewohnt unterschiedliche Lebensräume. Er ist Teil der kleinsten und zugleich der am wenigsten bedrohten Luchsart. Die geregelte Jagd auf ihn ist in vielen Teilen der USA erlaubt.

Darüber hinaus gibt es weltweit noch fünf Luchs-Unterarten, darunter den Balkanluchs (Lynx Lynx balcanicus) der auch im Bereich des größten europäischen Biotpopverbundsystems, dem Grünen Band Europa, im Grenzgebiet zwischen Albanien, dem Kosovo und Mazedonien vorkommt.

Die kleine Schwester des Luchses: die Wildkatze

Europäische Wildkatze; Foto: Thomas Stephan / BUND Die Europäische Wildkatze  (Thomas Stephan / BUND)

Die Wildkatze (Felix silvestris) entstammt wie der Luchs der Familie der Katzenartigen (Felidae). Ihre Erscheinung ist jedoch, trotz einiger Gemeinsamkeiten, erheblich anders und dadurch mit dem Luchs kaum zu verwechseln.

Während der Luchs ungefähr die Ausmaße eines Schäferhunds hat, ist die Wildkatze nur etwas größer als eine Hauskatze. Ihr Fell ist grau-braun mit verwaschener Zeichnung statt rot-braun gefleckt, wie beim Luchs. Und der Schwanz der Wildkatze ist lang und buschig (der des Luchses ein kurzer Stummel).

Was sich die beiden jedoch teilen, ist ihr Lebensraum. An diesen haben sie sehr ähnliche Ansprüche, so dass beide Arten von Lebensraumverbesserungen profitieren. Nahrungskonkurrenten sind sie nicht. Die Wildkatze ernährt sich von viel kleineren Beutetieren als der Luchs. Hin und wieder kann es auch vorkommen, dass ein Luchs eine Wildkatze erbeutet – das sind jedoch Einzelfälle.

Wald und Wiesen: Orte, wo der Luchs lebt

Białowieża-Wald; Foto: A. Wajrak / save-bialowieza.net Am liebsten hat es der Luchs natürlich und blickdicht: wie in diesem Naturwald.  (A. Wajrak / save-bialowieza.net)

Luchse sind Waldliebhaber. Bevorzugt leben sie in Waldgebieten mit einem hohen Angebot an potenzieller Beute und genug Unterholz, um Deckung zu finden. Gibt es dann noch ein trockenes Plätzchen (z.B. eine Höhle), wo die Katze die Jungen zur Welt bringen kann, sowie ein paar Felsen, auf denen es sich tagsüber in der Sonne liegen lässt, sind sie vollends zufrieden.

Luchse sind jedoch flexibler als lange gedacht und können sich anpassen: Notfalls finden sie auch in der Kulturlandschaft Beute und Unterschlupf, so zum Beispiel auf an Wälder angrenzenden Wiesen und Feldern.

Luchse haben riesige Reviere

Verbreitungsgebiete von Wildkatze und Luchs in Deutschland Stand Luchs: 2016, Wildkatze: 2017; Quelle: BUND / BfN  (dpa-infografik)

50 bis 400 Quadratkilometer kann ein Luchsrevier umfassen. Diese großen Gebiete braucht der Luchs, um regelmäßig erfolgreich Beute machen zu können. Dabei sind die Reviere der männlichen Luchse deutlich größer als die der Weibchen. Sie überlappen oft bis zu drei Weibchenreviere.

Der Kater kann sich mit allen Weibchen, die in seinem Revier leben, paaren. Ob das eher die Regel oder die Ausnahme ist, ist noch nicht bekannt. Sicher ist: Findet ein Luchs in seinem Revier nicht genügend Beutetiere, muss er es vergrößern oder eventuell sogar abwandern – anderenfalls droht der Hungertod.

Luchse in Deutschland 

Seine Hauptvorkommen hat der Luchs heute im Harz und im Bayrischen Wald. Beide Vorkommen sind durch aktive Wiederansiedlung entstanden.

Seit 2016 werden Luchse auch auch im Pfälzerwald erfolgreich wiederangesiedelt.

Sichtungen von Einzeltieren gibt es immer wieder aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen.

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