Lebensraum Wiese

Wiesentypen im Grünland

Die unterschiedlichen so genannten "Wiesengesellschaften" sind ausgesprochen vielfältig. Im artenreichen, extensiven Grünland sind die hier vorgestellten Wiesentypen häufig anzutreffen.

Übersicht und Merkmale der Wiesentypen

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Glatthafer-Talwiesen (Arrhenatheretion elatioris)

Die typische Glatthafer-Talwiesengesellschaft war früher die landschaftsprägende Fettwiese der Tallagen auf frischen, gut mit Nährstoffen versorgten Böden. Es handelt sich um lockere und hochwüchsige, bunt blühende Heuwiesen mit stockwerkartigem Aufbau. Heute ist diese Wiesengesellschaft durch Intensivierung des Grünlandes und Wiesenumbruch in schwer intensivierbare Hanglagen zurückgedrängt. Hier entfalten sich die Glatthafer-Talwiesen zu einem der vielfältigsten Lebensräume für Vögel und Insekten mit bis zu 50 Pflanzenarten auf nur 25 Quadratmetern.

Die namensgebende Grasart der Gesellschaft ist der Glatthafer, der bis zu einer Höhe von 500 Metern vorkommt und im Sommer die blühenden Kräuter überragt. Typische Pflanzenarten sind unter anderem Wiesen-Pippau, Wiesen-Storchschnabel, Wiesen-Klee, Margerite, Wiesen-Bocksbart, Glockenblume, Flockenblume, Wiesen-Labkraut und Rote Lichtnelke.

Salbei-Glatthaferwiesen (Salvio-Arrhenatheretum)

In trockenen, schwer intensivierbaren, oft auch kalkreichen Hanglagen herrscht die Salbei-Glatthaferwiese vor. Zu den in der Tal-Glatthaferwiese vorkommenden Arten gesellen sich Trockenzeiger. Mit bis zu 60 Pflanzenarten ist die Salbei-Glatthaferwiese sogar noch artenreicher als die Tal-Glatthaferwiese. Diese Wiesengesellschaft ist stark bedroht und seit Beginn des 20. Jahrhunderts um 90 Prozent ihres Flächenanteils zurückgegangen. Gründe sind ebenfalls die Intensivierung (Gülledüngung, häufigere Mahd zur Silagegewinnung), aber auch das Brachfallen, da es sich um deutlich trockenere Standorte handelt, die ertragsärmer sind als die Glatthaferwiesen der frischeren Lagen.

Die vorherrschende Grasart dieser Gesellschaft ist nicht der Glatthafer, sondern die Aufrechte Trespe. Zu typischen Pflanzenarten zählen Wiesen-Salbei, Hornklee, Glockenblume, Wiesen-Flockenblume, Halbschmarotzer Klappertopf, Schafgarbe, Margarite, Wiesen-Bocksbart und Knöllchen-Steinbrech. 

Goldhafer-Bergwiesen (Geranio-Trisetum)

In den Hochlagen unserer Mittelgebirge wird auf den frischen und nährstoffreichen Standorten der Glatthafer durch den Goldhafer abgelöst. Die Wiesengesellschaft ist im Vergleich zum Glatthafer niedrigwüchsiger.

Namensgebend neben dem Goldhafer und oft bestandsbildend ist der blau-violett blühende Wald-Storchschnabel. Auf diesen insektenreichen Wiesen finden Spechte reichlich Nahrung. Der Rückgang bei diesem Wiesentyp wird auf bis zu 90 Prozent in den vergangenen 100 Jahren geschätzt. Umbruch zu Ackerland, Düngung, Verbuschung und Aufforstung sind die Ursachen. Typische Pflanzenarten dieser Gesellschaft sind: Große Bibernelle, Bergklee, Augentrost, Berg-Platterbse, weichhaariger Pippau, verschiedene Teufelskrallenarten oder der Frauenmantel.

Bärwurz-Goldhaferwiesen (Trisetum subass. mit Meum athamanticum)

Auf den mageren Standorten der Hochlagen wandelt sich die Goldhaferwiese in die Bärwurz-Goldhaferwiese um. Namensgebend ist der wohlriechende Bärwurz.

Weitere typische Arten, die aber nicht an allen Standorten vorkommen, sind Trollblume, Augentrost, Arnika, schwarze Flockenblume und an wenigen besonderen Standorten wilde Krokusse und Narzissen. 

Kohldistelwiesen, artenreiche Fuchsschwanzwiesen (Cirsio-Polygonetum bistorta)

Auf den fetten und feuchten Wiesen der höheren Lagen wachsen Kohlkratzdistel, Wiesen-Knöterich, Mädesüß, Kuckuckslichtnelke und als vorherrschendes Gras der Wiesenfuchsschwanz. Diese Mähwiesen, die früher oft im Herbst auch noch beweidet wurden, sind vor allem durch künstliche Entwässerung und Brachfallen mit anschließender Verbuschung gefährdet. Als Folge der Entwässerung verschwinden die Feuchtezeiger und durch die Verbuschung geht die Artenvielfalt insgesamt zurück.

Sumpfdotterblumenwiesen (Calthion palustris)

Die Sumpfdotterblumenwiese wächst auf frischen Böden, die durch nährstoffreiches Grundwasser oder durch regelmäßigen Düngereintrag einen relativ hohen Nährstoffgehalt aufweisen. Eine landwirtschaftliche Nutzung als Mähwiese oder Weide ist Bedingung für das Vorkommen dieses Wiesentyps. Viele Tierarten – vor allem Libellen, Amphibien und Schmetterlinge – fühlen sich auf diesen Wiesen wohl. Typische Pflanzenarten: Sumpfdotterblume, Kuckuckslichtnelke, Bachnelkenwurz, Wiesen-Knöterich, Wiesenschaumkraut, Großer Wiesenknopf sowie Trollblume in höheren Lagen.

Wiesenschaumkraut-Fuchsschwanzwiesen (Gallio molluginis-Alopecuretum pratensis)

Diese nährstoffreichen, oft staunassen Fettwiesen wachsen auf Tal- und Aueböden und sind typische Anzeiger für Überschwemmungsgebiete. Typische Pflanzenarten sind Wiesenschaumkraut, Kriechender Hahnenfuß, Kohlkratzdistel und als bestandsbildendes Gras der Wiesenfuchsschwanz. Diese Wiesengesellschaft ist stark gefährdet. Obwohl die Wiesenschaumkraut-Fuchsschwanzwiesen relativ artenarm sind, sind sie für viele Vögel (beispielsweise den Weißstorch) und Amphibien ein wichtiger Lebensraum.

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