Mit ehemals 4,8 Millionen Hektar machten Wiesen und Weiden etwa 20 Prozent der deutschen Landesfläche aus. Doch sie sind bedroht: Seit 1991 sind mehr als 600.000 Hektar Grünland deutschlandweit umgepflügt worden. Das entspricht fast drei Mal der Fläche des Saarlands. Viele Tiere und Pflanzen werden mit dem Umbruch des Grünlandes von den Flächen verdrängt, die Artenvielfalt nimmt rapide ab.
Die über Jahrtausende gewachsenen Landschaften entstanden unter dem Einfluss des Menschen und bleiben heute nur durch seine Hilfe bestehen. Weiden werden durch das Grasen der Tiere vor der Verbuschung bewahrt, Wiesen durch Mahd.
Ohne diese Eingriffe würden sie im Laufe der Zeit durch die natürliche Sukzession nach und nach von Büschen und Bäumen besiedelt und in Wald übergehen. In Deutschland machen Mähwiesen den größten Teil des Grünlandes aus, ein kleinerer Teil wird beweidet.
Grünland unter Druck
Infolge der stärker werdenden Industrialisierung der Agrarproduktion stehen Wiesen und Weiden unter einem zunehmenden Druck. Immer mehr für den Naturschutz wertvolle, artenreiche Flächen werden auf Kosten der biologischen Vielfalt in Ackerland umgewandelt. Solche Verluste sind in den seltensten Fällen zu kompensieren. Durch den Umbruch werden große Mengen des klimarelevanten Gases CO2 freigesetzt.
Was getan werden muss
Wie unser Grünland zu retten ist, steht im "Zehn-Punkte-Plan zum Schutz der biologischen Vielfalt". Der Plan ist eine gemeinsame Studie der großen deutschen Naturschutzverbände und Organisationen anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt.
Fragen und Antworten zu Wiesen und Weiden
Wiesen sind landwirtschaftlich genutztes Grünland, es wird gemäht und dadurch erhalten. Die regelmäßige Mahd verhindert die Verbuschung und anschließende Waldentstehung.
Typisch für Wiesen sind Gräser. Sie bestimmen die einzelnen Wiesentypen oft so stark, dass diese nach ihnen benannt sind (Glatthafer-, Knaulgras-, Pfeifengras-, Fuchsschwanzwiese). Gräser können nach einem Schnitt sehr rasch wieder an ihren Knoten austreiben und sind auf diese Weise optimal an das Schnittregime angepasst.
Auf artenreichen Wiesen machen Krautpflanzen etwa 30 Prozent des Bestandes aus. Unter ihnen ertragen Pflanzen mit grundständigen Blattrosetten wie Gänseblümchen oder Löwenzahn einen Schnitt sehr gut. Für die Landwirtschaft sind die Schmetterlingsblütler (sogenannte Leguminosen wie Kleearten, Wicken oder Platterbsen) begehrt: Sie reichern durch Knöllchenbakterien den Boden mit Stickstoff an.
Aufgrund der regelmäßigen Mahd werden mehrjährige Pflanzen gegenüber einjährigen Pflanzen bevorzugt. Sie überdauern die Winter und vermehren sich ungeschlechtlich (beispielsweise durch Bildung von Seitensprossen). Im Gegensatz zu Weiden kommen bestimmte Pflanzen wie Disteln auf Wiesen nicht vor. Auf Weiden werden sie vom Vieh gemieden und nicht vom Schnitt beeinträchtigt.
Wiesendüngung bewirkt starkes Pflanzenwachstum. Schnellwüchsige Arten werden gefördert und unterdrücken die Langsamwüchsigen. Vor allem der Grasanteil nimmt zu. Bis auf wenige stickstoffliebende Arten wie Löwenzahn und scharfer Hahnenfuß verschwinden die Wiesenkräuter mit der Nährstoffflut.
Weiden sind landwirtschaftliches Grünland, dessen Aufwuchs von Weidetieren abgefressen wird. Die höhere Nutzungsfrequenz der Weide im Gegensatz zur Wiese führt zu einer Vorherrschaft der Gräser (unter anderem Rotschwingel, Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe) und zu einem verstärkten Auftreten von Rosettenpflanzen (unter anderem Wegericharten, Löwenzahn). Die Hutung (beispielsweise die Wanderschäferei) ist eine unregelmäßige Weidenutzung. Eine Sonderform der Weidebewirtschaftung stellt die Almwirtschaft dar.
Die Beweidung hat Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Pflanzenbestandes. So wirken sich Nutzungshäufigkeit, Tierart, verwendete Düngung und Pflegemaßnahmen auf den Pflanzenbestand aus. Je nach Weidetierart werden bestimmte Pflanzenarten gefördert oder verdrängt. Allgemein werden jene Pflanzen gefördert, die für Tiere ungenießbar sind (giftige und dornige Pflanzen) und solche, die trittverträglich sind (beispielsweise Rosettenpflanzen). Eine regelmäßige Weidepflege ist unerlässlich (beispielsweise Nachmahd, Nachsaat, Walzen, Schleppen).
Als Übergangsform zwischen Wiesen und Weiden gilt die Mähweide. Sie wird etwa zweimal im Jahr zur Heu- oder Silagegewinnung genutzt und im Herbst oder auch im Frühjahr einmal abgeweidet.
Extensiv bedeutet "ausgedehnt, auf große Flächen bezogen" bzw. eine "aufwandsschwache Betriebsweise". Unter dem Gesichtspunkt des Naturschutzes meint extensive Landbewirtschaftung eine Wirtschaftsweise, die mit möglichst wenigen Eingriffen in die Flächen auskommt.
In der extensiven Grünlandwirtschaft ist das Prinzip der Nachhaltigkeit leitend. Langfristig sollen bei gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung der Artenreichtum erhalten werden und Boden, Wasser und Luft als natürliche Lebensgrundlagen des Menschen bewahrt bleiben.
Extensive Grünlandwirtschaft findet in Deutschland meist nur noch auf augewiesenen Naturschutzflächen statt. Notwendig sind entweder mindestens einmal jährlich eine Mahd mit nachfolgender Abtragung des Mahdgutes (Verhinderung der Eigendüngung) oder eine Beweidung mit geringerer Besatzdichte. Gering bedeutet dabei weniger als 1,5 sogenannte Großvieheinheiten pro Hektar. Eine Milchkuh entspricht etwa einer Großvieheinheit. Die Pflanzen- und Tiergemeinschaften der Weiden unterscheiden sich meist deutlich von denen der Wiesen.
In der extensiven Grünlandwirtschaft wird auf den Einsatz von Dünger und Pestiziden verzichtet. Bodenumbruch und Entwässerung werden ebenfalls unterlassen.
Gäbe es nicht uns Menschen, würde Deutschland heute fast vollständig aus Wald bestehen. Von Natur aus gibt es in unseren Breiten nur wenige, seltene Formen von Grünland. Dazu zählen Salz-, Feucht- und Hochstaudenwiesen, Trocken-, Halbtrocken-, Bortsgras- und alpiner Rasen sowie Niedermoore. Wiesen und Weiden sind Offenlandschaften, die der Mensch geschaffen hat, indem er das Waldland wirtschaftlich nutzbar machte. Nur durch extensive Landwirtschaft (Schnitt oder Beweidung) können Wiesen und Weiden heute erhalten bleiben.
Während der Eiszeiten vor 20.000 Jahren herrschte in den Gebieten, die nicht ständig vom Eis bedeckt waren, die Tundra oder Kältesteppe vor. Sie waren bewachsen von niedrigen Gräsern, Krautpflanzen, Moosen und Flechten. Auf ihnen weideten Mammut und Rentier.
Mit der Klimaerwärmung vor 10.000 Jahren verdrängte der Wald die Tundra. Große Herden von Wisenten oder Wildpferden grasten hier und ließen teilweise eine offene Parklandschaft entstehen.
Etwa ab dem 13. Jahrhundert begann der Mensch Wald für den Getreideanbau zu roden und als Weidefläche zu nutzen. Es entstand die Waldweide. Im Mittelalter breitete sich die Dreifelderwirtschaft flickenteppichartig aus. Im 19. Jahrhundert nahm der Holzbedarf mit dem Beginn des technischen Zeitalters stark zu, so dass große Freiflächen entstanden, die wiederum als Weide und Grünfutterwiesen bewirtschaftet wurden.
Die Nutzung dieser Flächen mit ein bis zwei Schnitten im Jahr führte zu den artenreichen und bunten Wiesen, die für die biologische Vielfalt so bedeutend sind. Es dauerte viele Jahrhunderte, bis die abwechslungsreiche Kulturlandschaft aus einem bunten Mosaik von Äckern, Wiesen, Weiden, Siedlungen und Wald entstanden ist.
BUND bundesweit im Wiesen- und Weiden-Einsatz
Überall in der Republik sind BUND-Gruppen für den Schutz von Wiesen und Weiden tätig. Beispielsweise wird in Hamburg und Hessen aktiver Streuobstwiesenschutz betrieben.
Hessen kartiert regelmäßig landesweit seine Streuobstbestände und sorgt mit fachgerechten Anpflanzungen, regelmäßigem Schnitt, Beweidungsmaßnahmen und Kooperationen mit Behörden und Vereinen für steigende Wertschätzung dieses ursprünglichen Kulturlebensraumes.
In Thüringen, Bayern und Hessen dürfen dank des BUND wieder Rhönschafe das Grün wertvoller Bergwiesen vertilgen und die Landschaft so für Wildkräuter und Falter offenhalten. Der Bund Naturschutz in Bayern kooperiert mit dem Naturpark Frankenwald. Zwölf Rinderrassen genießen den Weidegang in der artenreichen Feldflur und halten die Flächen offen. Die Nutzung der blühenden Mähwiesen liefert das vitaminreiche Winterfutter für die Tiere.
Und es gibt noch viele weitere Projekte – deutschlandweit sind etwa 500 BUND-Gruppen aktiv im Grünlandschutz.
Unterstützen Sie Ihre lokale Naturschutzgruppe!
Aktive Hilfe schafft Lebensräume! Bestimmt gibt es auch bei Ihnen vor Ort eine lokale Gruppe des BUND, die sich der Entbuschung von zuwachsenden Trockenrasen, der Handmahd wertvoller Flachmoore oder der Pflege regionaler Streuobstwiesen widmet. Sie entdecken so ungeahnt schöne Natur in Ihrer Nähe. Mit etwas Glück wird Ihr Einsatz schnell belohnt und sie können etwa die Feldlerche oder seltene Falter wie den Schwalbenschwanz beobachten.
Die Kontaktdaten Ihrer nächsten BUND-Gruppe vor Ort finden Sie in unserer Datenbank mit allen BUND Kreis- und Ortsgruppen.
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