Gartenschläfer

Spurensuche Gartenschläfer: Wenn Städte zum letzten Rückzugsort werden

Nach drei Jahren intensiver Forschung im Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" liegen die ersten Ergebnisse vor. Nun wissen wir, warum der Gartenschläfer ausstirbt und wie wir ihn künftig besser schützen können.

Gartenschläfer-Sichtung in Frankfurt-Ginnheim Gartenschläfer-Sichtung in Frankfurt-Ginnheim  (W. Schäfer)

Auch ein so anpassungsfähiges Nagetier wie der Gartenschläfer findet in vielen Regionen Deutschlands keine geeigneten Lebensräume mehr. Das zeigen die Forschungsergebnisse von BUND, Justus-Liebig Uni Gießen und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung aus dem Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“.

Die Naturschützer und Wissenschaftler haben gemeinsam mit hunderten Ehrenamtlichen seit 2018 untersucht, warum diese kleine Schlafmaus aus immer mehr Regionen Deutschlands in kürzester Zeit verschwindet.

Was setzt dem Gartenschläfer so zu?

Untersucht wurden alle denkbaren Faktoren, die dem Gartenschläfer zusetzen könnten: Nahrung und Fressfeinde, Krankheiten und Parasiten, Genetik, Lebensräume sowie die Verbreitung und das Verhalten der Tiere. 

Besonders auffällig: Während der Gartenschläfer in einigen Städten im Südwesten Deutschlands recht häufig anzutreffen ist, wurden in vielen seiner natürlichen Lebensräume kaum Tiere gefunden. „Wir befürchten, dass wir in den Mittelgebirgen aktuell ein Aussterben beobachten. Hier waren die Gartenschläfer noch vor wenigen Jahren recht weit verbreitet, inzwischen sind sie sehr selten geworden“, erklärt Johannes Lang, Wildtierbiologe der Uni Gießen und Gartenschläfer-Experte für den BUND.

Die Befürchtung, dass genetische Verarmung eine Rolle spielen könnte, hat sich nicht bestätigt. Eher ist davon auszugehen, dass das Waldsterben in Folge der Dürrejahre in Verbindung mit der intensiven Forstwirtschaft deutliche Spuren auch bei dieser Art hinterlassen. „Es fehlt an Nahrung, insbesondere an Insekten, einer der Nahrungsgrundlagen der Gartenschläfer, sowie an Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten“, betont Johannes Lang. 

 (Kerstin Hinze)

Gartenschläfer flüchtet in die Städte

Städte entlang des Rheins wie Wiesbaden oder Mainz dagegen scheinen für den Gartenschläfer eine Art Arche geworden zu sein, in der sie passende Bedingungen für ein Überleben finden. Doch eine echte Alternative ist das nicht, betont Mechthild Klocke, Projektleiterin der „Spurensuche Gartenschläfer“ im BUND: „Städte allein als Lebensraum bieten dem Gartenschläfer keine Perspektive, darauf können wir uns nicht ausruhen. Allein der Einsatz von Rattengift und Pestiziden hat Folgen für den Gartenschläfer. Hinzu kommt das fortschreitende Verdichten der Städte und der Verlust von Stadtnatur, der seine Lebensräume schrumpfen lässt. Und das Insektensterben macht auch vor der Stadt nicht halt.“

Schutzmaßnahmen für die genetische Vielfalt

Deshalb startet das Team der „Spurensuche Gartenschläfer“ jetzt konkrete Schutzaktionen, um der kleinen Schlafmaus auch in all ihren natürlichen Lebensräumen wieder eine Zukunft zu geben. Dabei werden auch die genetisch deutlich unterscheidbaren Gartenschläfer-Populationen eine Rolle spielen, die bei den genetischen Untersuchungen festgestellt wurden. Auch diese Vielfalt gilt es zu schützen.

Mechthild Klocke: „Es geht nun darum, die Menschen mit dem Gartenschläfer für den Natur- und Artenschutz mitzunehmen. Wir wollen gemeinsam mit Freiwilligen für diese und viele andere Arten wieder Rückzugsräume schaffen, etwa durch Pflanzungen, durch das Zulassen von verwilderten Flächen oder konkret durch das Anbieten von Nistkästen. Und wir wollen zeigen, wie sich jede und jeder – ob privat oder beruflich – für das Überleben des Gartenschläfers und damit für die Artenvielfalt in Deutschland einsetzen kann.“

Mehr Informationen:

Die „Spurensuche Gartenschläfer“ wird von 2018 bis 2024 umgesetzt und wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. 

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Jenny Therese Kupfer

Jenny Therese Kupfer

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Naturschutz-Großprojekte
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