In den Schienenverkehr investieren – aber richtig!

Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) und das daran anknüpfende Bedarfsgesetz legen auch fest, wie viel Geld in den Schienenverkehr investiert wird. Doch es fehlt eine Investitionsstrategie, die mehr Fahrgäste und Güter auf die Schiene bringt.

Zug im Bahnhof. Foto: motointermedia / CC0 1.0 / pixabay.com Wir brauchen eine Investitionsstrategie, die mehr Fahrgäste und Güter auf die Schiene bringt.  (motointermedia / pixabay.com)

Stattdessen verschlingen Prestigeprojekte häufig ein Vielfaches der ursprünglich veranschlagten Mittel und verhindern eine durchgreifende Angebotsverbesserung.

Nachhaltige Mobilität braucht eine gute Bahn

Nachhaltige Mobilität ist unmöglich ohne eine gute Bahn. Die Klimaschutzziele werden verfehlt, wenn es nicht gelingt, Verkehr konsequent auf die Schiene zu verlagern. Der Anteil des Schienen­güter­verkehrs z.B. könnte innerhalb von 15 Jahren verdoppelt werden.

Durchaus Fortschritte gibt es bei der "Vergrünung" des Bahnstroms. Von der BUND-Forderung nach 50 Prozent echter erneuerbarer Stromversorgung bis 2020 ist man jedoch noch um Einiges entfernt. Auch beim Lärm wurden wichtige Maßnahmen beschlossen oder bereits eingeführt. Der Güter­bahnlärm könnte innerhalb von fünf Jahren halbiert werden. Die Umsetzung des Programms stockt aber noch immer.

Um mehr Menschen und Güter auf die Schiene zu bringen, fordert der BUND eine Verstetigung und Ausweitung der Investitionsmittel für Schienenwege. Gleichzeitig fordern wir aber den Verzicht auf Prestigeprojekte wie "Stuttgart 21". Stattdessen möchten wir eine Konzentration der Investitionsmittel auf Maßnahmen, die deutlich zum Aufbau eines nachhaltigen Mobilitätssystems beitragen.

Was jetzt getan werden muss

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Kosteneffizienz bei Projektauswahl und Kostenkontrolle bei Projektdurchführung

Unbezahlbare Vorhaben werden nur zeitlich gestreckt (vgl. Karlsruhe – Basel, ICE-Strecke Nürnberg – Erfurt Halle/Leipzig), Mehrkosten übernimmt der Staat, während die DB Netz AG mit einer Planungskostenerstattung von 17 Prozent von der Kostensteigerung profitiert.

Neue Prioritäten

Derzeit fließt der Löwenanteil der Mittel in Hochgeschwindigkeits¬prestigeprojekte. Gleichzeitig zieht sich die DB AG aus der "Fläche" zurück und bedient immer weniger Regionen mit Fernverkehr (ICE/IC/EC). Die Interregio-Angebote wurden komplett eingestellt.

Neue Netzentwicklungs- und Vertaktungsstrategie

Durch eine effektivere Nutzung des vorhandenen Netzes und eine bessere Abstimmung der Fahrpläne mit dem Nahverkehr könnte das Bedienungsangebot mit geringen Investitionen verdoppelt werden.

Kapazitätsengpässe beim Güterverkehr im Seehafen-Hinterland beseitigen

Investitionen in den Schienengüterverkehr wurden vernachlässigt und mussten neben dem BVWP durch Sonder¬programme finanziert werden. Das "Wachstumsprogramm Schiene" konnte 28 besonders dringende Engpässe in zwei Korridoren des Seehafen-Hinterlandes beheben.

Frühe und gute Beteiligung der Öffentlichkeit

"Stuttgart 21" zeigte die Defizite exemplarisch auf. Bisher findet Beteiligung erst statt, wenn schon alles feststeht. Alternativen werden nicht geprüft. Auch Empfehlungen eines selbst eingesetzten "Schlichters" werden sofort zurückgewiesen. Die Folge: Es gibt keine Kundenzuwächse im Schienenfernverkehr. Eine Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene findet nicht statt.

Der BUND Bundesarbeitskreis Verkehr hat ein Konzeptpapier zur Mobilitätswende und der Bahn erstellt: "Die Bahn fit machen für die Mobilitätswende: BUND Bahnstrategie 2030" (pdf)

Bahnstrecken reaktivieren für einen nachhaltigen Verkehrsmix der Zukunft

Brachliegende Schienen müssen reaktiviert werden Der BUND fordert die Reaktivierung von Bahnstrecken, um Klimaziele einzuhalten.  (BUND)

Vorhandene Bahninfrastrukturen liegt teilweise bereits über Jahrzehnte brach. Hier schlummert großes Potential, um Teile des Straßenverkehrs auf die Schiene zu verlagern. Bahnstrecken müssen wiederbelebt werden, um die Mobilitätswende zu meistern.

Im Verkehrssektor müssen die Treibhausgasemissionen dringend reduziert werden. Ein wichtiger Hebel stellt hierfür die Verlagerung auf die energieeffiziente Schiene dar. Sie überzeugt schon heute durch einen hohen Elektrifizierungsgrad und eine hohe Bündelungswirkung. Die CO2-Bilanz der Schiene ist im Personenfern-, Personennah- und Güterverkehr besser als im Pkw-, Lkw-, Luft- und Binnenschiffsverkehr.

Bahnstrecken, die teilweise seit Jahrzehnten brachliegen, können für den Personen- und Güterverkehr mit wenig Aufwand schnell wieder in Betrieb genommen werden. Jahrzehntelang ist der Schienenausbau in Deutschland rückläufig gewesen – das Schienennetz ist seit der Bahnreform deutlich geschrumpft und viele Strecken sind jetzt schon an ihrer Auslastungsgrenze. Um die angestrebte Verdopplung der Fahrgastzahlen bis 2030 im Vergleich zu 2018 und eine Anhebung des Marktanteils der Schiene im Güterverkehr auf mindesten 25 Prozent zu erreichen, müssen Engpässe im Bahnnetz beseitigt, Strecken elektrifiziert und stillgelegte Bahnstrecken erneuert und wieder in Betrieb genommen werden. Aktuell stillgelegte Bahnstrecken wären im ländlichen Raum eine attraktive Alternative zum privaten Pkw.  

Laut des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) könnten 291 Städte und Gemeinden mit insgesamt über drei Millionen Einwohner*innen von einer Bahnstreckenreaktivierung profitieren.

Der Schienengüterverkehr kann durch eine weiterentwickelte Gleisanschlussförderung sowie Investitionen in neue Umschlagsanlagen verbessert werden. Der flächenhafte Zugang führt – bei entsprechender Begleitung durch die Politik –  zu einer Verlagerung des Güterverkehrs, kürzeren Transportzeiten und geringeren Transportkosten.

Unsere Forderungen:

  • Schnelles und entschlossenes Handeln der Politik, damit stillgelegte Eisenbahnstrecken reaktiviert und das jahrzehntelange Schrumpfen des Schienennetzes beendet wird
  • Engpässe bei der Schieneninfrastruktur zügig und konsequent beseitigen, Knotenpunkte ausbauen um den Transport von mehr Fahrgästen und Gütern zu realisieren. 
  • Volkswirtschaftlichen Nutzens von Reaktivierungsprojekten sichtbar machen
  • Finanzierungsmöglichkeit für Reaktivierungen im Güterverkehr schaffen

Mehr zum Thema auf der Seite der Allianz pro Schiene

Ihre Spende für die Mobilitätswende

In einer Zeit, in der nur noch jeder fünfte Baum gesund ist und die Klimakrise unsere Existenz bedroht, müssen wir dringendst CO2 einsparen, statt noch mehr Verkehr zu produzieren. Darum arbeitet der BUND seit Jahren intensiv an einer Mobilitätswende. Konkret fordern wir:

  1. Kurzstreckenflüge komplett einstellen und auf die Schiene verlagern.
  2. Verdoppelung des Verkehrsanteils auf der Schiene bis 2030, damit Deutschland auch überregional näher zusammenrückt.

Und dafür brauchen wir Sie. Wir sind unabhängig, lassen uns nicht sponsern, unser Logo gibt es nicht gegen Geld. Darum sind private Spenden die Voraussetzung für unserer verkehrspolitisches Engagement. Vielen Dank für Ihre Unterstützung! 

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