Geschönte Verbrauchswerte von Autos: Betrug an Umwelt, Bürger*innen, Staat

2017 wurde der aktuelle "Fahrzyklus zur Verbrauchsermittlung" – also ein Teil des Verfahrens, mit dem Spritverbrauch und CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs gemessen werden – durch einen neuen ersetzt. Das Ziel, die offiziellen Werte realistischer zu gestalten, wurde nur bedingt erreicht.

Verbrauchswerte auf einem Auto Solch ein Auto mit drei Litern Verbrauch ist nur auf dem Papier möglich!  (BUND)

Ein neues Verfahren zur Ermittlung von Treibstoffverbrauch und CO2-Ausstoß wurde notwendig, da die offiziellen Herstellerangaben und der tatsächlichen Spritverbrauch in den vergangenen Jahren immer weiter auseinanderdrifteten; zum Nachteil von Verbraucher*innen und Umwelt, wie eine Studie der der Umweltorganisation "International Council on Clean Transportation" (ICCT) zeigt.

Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich dieser Unterschied laut ICCT auf durchschnittlich mehr als 40 Prozent nahezu vervierfacht. Bei einzelnen Modellen – besonders Plug-in-Hybriden – kann der Unterschied je nach Nutzung aber auch noch deutlich höher liegen.

Grund für diese Diskrepanz ist das Verfahren, mit dem die Verbrauchswerte ermittelt werden. Das Verfahren rund um den zurzeit angewendeten "Neuen Europäischen Fahrzyklus" (NEFZ) bietet eine Reihe von legalen Möglichkeiten, die Werte zu schönen. So werden bei den Tests unter anderem Leichtlaufreifen und -öle verwendet und die Reifen mit deutlich mehr Reifendruck gefahren. Aber auch die zur Anwendung gebrachten Fahrwerte sind fernab jeder Realität: So wird beispielsweise nie schneller als 120 Stundenkilometer gefahren.

Neues Verfahren soll Tricks verhindern

Um die Schwächen des NEFZ zu beseitigen und eine bessere Vergleichbarkeit der Fahrzeuge zu gewährleiten, wurde von den Vereinten Nationen ein neuer Fahrzyklus entwickelt. Der WLTP-Zyklus (für: "Worldwide Light Duty Test Procedure").

Der WLTP-Zyklus ist aber nur geringfügig realistischer als der NEFZ und die mit der Umstellung verbundenen Hoffnungen, einige Tricks, mit denen die offiziellen Verbrauchswerte geschönt werden, zu verbannen, werden sich wohl nur bedingt erfüllen.

Der BUND fordert deshalb die schnellstmögliche Umstellung auf die Messung von Real-Emissionen. Verbrauchwerte dürfen nicht weiter unter Laborbedingungen ermittelt werden, sondern müssen zukünftig real auf der Straße gemessen werden. Ein solches Verfahren ist für Luftschadstoffe wie NOx bereits 2017 EU-weit verpflichtend eingeführt. Idealerweise sollte bei solchen Verfahren staatliche Kontrollorgane miteinbezogen werden.

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Jens Hilgenberg

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