Insektenresistente gentechnisch veränderte Pflanzen: Insekten passen sich an

Insektenresistente Pflanzen bilden während der gesamten Vegetationsperiode in jeder ihrer Zellen das Gift des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis. Die sogenannten Bt-Pflanzen töten Insekten, die von ihnen fressen.

Bt-Pflanzen – Resistenzentwicklung bei Schadinsekten. Grafik: Testbiotech / CC BY-NC-ND 3.0 / www.testbiotech.org Zahlreiche Schadinsekten haben Resistenzen gegen Bt-Toxine (z.B. Cry1Ab) entwickelt.  (Testbiotech / CC BY-NC-ND 3.0 / Testbiotech)

Derzeit sind auf dem Markt: Mais, Baumwolle und Soja. Die einzige insektenresistente Gentech-Pflanze, die in der EU kommerziell angebaut werden darf, ist der MON810 von Monsanto. Er produziert permanent in allen grünen Pflanzenteilen ein Gift, zudem in Pollen, Samen und Wurzeln. Es zersetzt die Darmwand des Maiszünslers. Der Maiszünsler (Gattung Ostrinia) ist ein Schmetterling, dessen Raupe als Hauptschädling im Mais auftritt.

Das Gen, das den Mais toxisch werden lässt, stammt ursprünglich aus dem Boden­bakterium Bacillus thuringiensis (Bt). Bt-Präparate sind seit 1964 als Pflanzenschutz­mittel zugelassen. Ihr Einsatz erfolgt nach Bedarf und zeitlich begrenzt, und das Toxin wird durch Licht und Umwelteinflüsse rasch abgebaut. Im Vergleich zur einmaligen Anwendung eines Bt-Präparats bedeutet der Anbau des Bt-Mais MON810 eine 1.500 bis 2.000-fach höhere Dosis des Bt-Toxins pro Hektar.

Der Bt-Mais gibt sein Toxin über Wurzeln und Pflanzenreste, die auf dem Acker verrotten, an den Boden ab. Was mit den Bodenlebewesen passiert, die dem Gift über Monate ausgesetzt sind, ist kaum untersucht. Das Toxin gelangt mit Pflanzenmaterial auch in Gewässer und gefährdet dort lebende Insekten.

In der EU haben Österreich, Ungarn, Griechenland, Frankreich, Luxemburg, Deutschland, Bulgarien, Polen und Italien ein Anbauverbot für den MON810-Mais verhängt.

Schadinsekten werden resistent

Der langjährige Anbau von Bt-Pflanzen begünstigt die Entwicklung von Resistenzen bei Insekten. Innerhalb einer Insektenpopulation tötet das Bt-Toxin entweder alle oder nahezu alle Tiere. Die überlebenden Individuen haben bereits vorher zufällig Merkmale besessen, die sie vor dem Gift schützen. Diese resistenten Insekten pflanzen sich fort und geben ihre vorteilhafte genetische Ausstattung an ihre Nachkommen weiter. In den großflächigen Monokulturen können sich die Tiere rasant vermehren. Mittlerweile gibt es auf fast allen Kontinenten Meldungen von resistenten Fraßinsekten im Gentech-Anbau.

Nutzinsekten in Gefahr

Bt-Mais wirkt nicht allein auf den Maiszünsler, sondern ebenso auf sogenannte Nichtzielorganismen. Auch sie sind den Bt-Toxinen dauerhaft in sehr hoher Konzentration ausgesetzt. Heimische Schmetterlinge wie Schwalbenschwanz, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Kohlmotte und Kleiner Kohlweißling werden durch Pollen von Bt-Mais in ihrer Entwicklung beeinträchtigt oder gar getötet. Ebenfalls geschädigt: Parasitisch und räuberisch lebende Insekten und Spinnen, deren Beutetiere auf Bt-Mais leben, das Toxin aufgenommen und über die Nahrungskette weitergegeben haben.

Kann Bt-Mais die Tierwelt in Flüssen schädigen?

Dieser Frage sind US-Ökologen nachgegangen. Wissenschaftler der Universitäten Chicago, Indiana und Süd-Illinois stellten fest, dass sich Pollen, Blätter und Körner von Bt-Mais in den Oberläufen von Flüssen ablagern. Daraufhin untersuchten sie, ob sich Wassertiere von diesen Ablagerungen ernährten. Im Darm von Köcherfliegenlarven fanden sie Pollen. Folgerichtig fütterten sie zwei Köcherfliegen-Arten mit Pflanzenteilen von Bt-Mais; mit der Dosis, die sie zuvor in den Flüssen gefunden hatten. Die Insekten, verwandt mit dem Maiszünsler, gegen den der Bt-Mais wirken soll, wuchsen nur halb so schnell wie die Kontrollgruppe, die genetisch unveränderten Mais fraß. Auch die Zahl ihrer Nachkommen war geringer. Da sich viele Fische und Amphibien von den Larven der Köcherfliege ernähren, fürchten die Studienautoren, dass sich Bt-Mais negativ auf Wassertiere auswirkt.

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