
Die 26. UN-Klimakonferenz endete ohne echten Durchbruch. Zu Beginn warnte UN-Generalsekretär António Guterres in seiner Auftaktrede noch: "Wir schaufeln unser eigenes Grab". Die von den Staaten weltweit versprochenen Anstrengungen beim Klimaschutz würden hinten und vorne nicht ausreichen, um eine Katastrophe abzuwenden. Letztlich verpufften diese Worte jedoch wie so oft.
"Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff. Genug davon, dass die Natur wie eine Toilette behandelt wird. Genug Brände, Bohrungen und Bergbau in immer tiefere Lagen." (António Guterres)
Maßgeblich verantwortlich für die Erderhitzung sind die Industriestaaten – darunter auch Deutschland. Regionen, die am wenigsten Treibhausgase ausgestoßen haben, spüren den Klimawandel aktuell am deutlichsten: Inselstaaten im Pazifik erleben den Meeresspiegelanstieg und Grönland den Eisschwund. In Afrika sind die Folgen mit mehr und heftigen Extremwetterlagen wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Erdrutschen laut Weltwetterorganisation (WMO) stärker zu spüren als im globalen Durchschnitt.
Trotzdem verpasste die Staatengemeinschaft ihr selbst gestecktes Ziel, ärmere Staaten ab 2020 jährlich mit 100 Milliarden US-Dollar zu unterstützen. Dieses Ziel soll nun erst 2023 erreicht werden und schon jetzt ist klar, dass das Geld kaum ausreichen wird, um die Kompensation von Schäden und eine Anpassung an die Klimakrise zu finanzieren.
Das Pariser Klimaabkommen ist in weite Ferne gerückt
Doch nicht nur bei der Klimagerechtigkeit hapert es. Denn auch das Pariser Klimaabkommen von 2015 rückt in immer weitere Ferne. Damals einigten sich mehr als 190 Staaten in Paris auf das Ziel, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen und möglichst 1,5 Grad zu erreichen. Dazu sollten alle Länder Aktionspläne auflegen. Auf dem richtigen Pfad sind aber nur wenige. Daran hat auch die COP26 nicht viel geändert. Denn viel zu häufig blieben Zusagen zu gemeinsamen Vereinbarungen eher vage oder ließen für die einzelnen Staaten etliche Schlupflöcher, etwa beim Ausstieg aus fossilen Energien.
Chancen und Risiken: Was wurde in Glasgow verhandelt?
Die Weltklimakonferenz tritt jährlich zusammen, immer in einem anderen Land. Auf Einladung der Vereinten Nationen debattieren rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Erderhitzung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann. COP steht kurz für "Conference of the Parties", also die Konferenz der Parteien – gemeint sind jene Staaten, die die sogenannte Klima-Rahmenkonvention unterschrieben haben. Dieses Jahr traf man sich in Glasgow vom 31. Oktober bis zum 12. November zum 26. Mal – daher COP26.
Erste Weltklimakonferenzen gab es schon Ende der 70er und in den 80er Jahren. Die erste "COP" unter dem Dach der Klima-Rahmenkonvention fand 1995 in Berlin statt. Deutsche Verhandlungsführerin war damals Angela Merkel, als Umweltministerin unter Kanzler Helmut Kohl. Schon vor mehr als 25 Jahren setzte sich der Gipfel das Ziel, verbindlich festzuschreiben, bis wann und wie stark weltweit der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase reduziert werden soll. Die Wissenschaft hatte zuvor gewarnt: Zu viele Treibhausgase in der Luft, also vor allem Kohlendioxid (CO2) und Methan, sorgen dafür, dass sich die Erde immer weiter aufheizt und teilweise unbewohnbar werden könnte.
Wichtig ist schon, was in den Wochen vor dem Start der Konferenz geschah – oder eben ausblieb. Denn viele Staaten haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Etliche Regierungen haben ihre nationalen Pläne zum Klimaschutz nicht ausreichend verschärft, also vor allem den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas verschleppt sowie den klimafreundlichen Umbau von Verkehr und Landwirtschaft vernachlässigt.
Im September hat die zuständige UN-Klimaagentur daher laut Alarm geschlagen: Selbst wenn alle vorliegenden Klimapläne umgesetzt werden, steuert die Welt auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zu – und sogar auf plus 16 Prozent bei den schädlichen Emissionen. Die fatalen Folgen wären deutlich mehr Dürren, Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände, wie wir sie gerade in etlichen Weltregionen und auch in Deutschland miterlebt haben. Auch würden Hunderte Millionen Menschen in Existenznot gestürzt und viele zur Flucht gezwungen. Um das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, müssten bis 2030 die globalen Emissionen aber eigentlich um 45 Prozent gesenkt werden. Spätestens zum Start der Konferenz wären also viel ehrgeizigere Zusagen fällig gewesen.
Leider gab es im Laufe der Konferenz keine großen Durchbrüche. Im Gegenteil: Die COP26 war geprägt von luftigen Beteuerungen. Echte neue Beschlüsse oder vertragliche Vereinbarungen ohne Schlupflöcher blieben aus. Stattdessen wurden bereits vorher gemachte Versprechen als neu verkauft oder Kompromisse so verwässert, dass sich kaum etwas ändern wird, so etwa beim Kohleausstieg oder beim Schutz von Wäldern.
Meldungen zum Thema