Hormonelle Schadstoffe, im Fachjargon "endokrine Disruptoren" genannt, sind Substanzen, die das Hormonsystem negativ beeinflussen können. Es handelt sich dabei um körperfremde Chemikalien, die unseren körpereigenen Hormonen so ähnlich sind, dass sie deren Wirkung verstärken oder auch blockieren können. Die Inhaltsstoffe sind zwar nicht akut giftig. Sie stehen jedoch im Verdacht, wichtige Entwicklungsprozesse zu stören.
Besonders zu bestimmten sensiblen Zeitfenstern – etwa während der embryonalen Entwicklung, Pubertät, Schwangerschaft und Stillzeit – ist das ein Problem. Hormonelle Prozesse im Körper können dadurch zu früh, zu spät oder gar nicht einsetzen. Weil solche Prozesse unter anderem die Entwicklung des Gehirns und der Fortpflanzungsorgane steuern, kann dies weitreichende Folgen für die spätere Gesundheit haben. Wie echte Hormone wirken diese Chemikalien bereits in sehr geringen Mengen.
Hormonelle Schadstoffe werden in Kosmetika unter anderem als Konservierungsmittel und UV-Filter eingesetzt. Über die Haut können sie in den Körper aufgenommen werden.
Die EU-Kommission hätte bereits 2015 den Umgang mit hormonaktiven Chemikalien überprüfen und geeignete Maßnahmen ergreifen sollen. Der BUND und viele andere Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler*innen, einzelne Mitgliedstaaten und das EU-Parlament forderten immer wieder gesetzliche Regelungen. Passiert ist bisher wenig. So ist beispielsweise die Definition von hormonell wirksamen Stoffen mit jahrelanger Verzögerung erst im Jahr 2018 verabschiedet worden.
Immerhin: Im Mai 2019 hat die EU-Kommission eine Liste von 28 Stoffen mit potenziell hormonschädigender Wirkung veröffentlicht. Diese 28 Chemikalien bilden die Grundlage der Stoffe, die im ToxFox bewertet werden.
Ergänzt wird die Liste um Ethylparaben und alle Parabensalze (*). Wegen der strukturellen Ähnlichkeit aller Parabene stuft der BUND die ganze Gruppe als bedenklich ein. Darüber hinaus werden auch Inhaltsstoffe berücksichtigt, die auf der SIN-Liste der Organisation ChemSec als hormonell wirksam eingestuft werden (**).
Liste hormoneller Schadstoffe im ToxFox:
- Benzophenone (UV-Filter): Benzophenone, Benzophenone-1, Benzophenone-2, Benzophenone-3, Benzophenone-4, Benzophenone-5
- Benzyl Salicylate (UV-Filter)
- Buthylhydroxianisol / BHA (Antioxidantium)
- Butylhydroxytoluol /BHT (Antioxidantium)
- Butylphenyl Methylpropional (Duftstoff)
- Boric Acid** (antimikrobiell)
- Camphor-Verbindungen (UV-Filer): 4-Methylbenzylidene Camphor, 3-Benzylidene Camphor**
- Cyclomethicone (Lösungsmittel)
- Cyclotetrasiloxane / D4 (Lösungsmittel)
- Cyclopentasiloxane / D5 (Lösungsmittel)
- Diethyl Phthalate** (Vergällungsmittel)
- Ethylhexyl Methoxycinnamate (UV-Filter)
- Homosalate (UV-Filter)
- Kojic Acid (Bleichmittel für die Haut)
- Octocrylene (UV-Filter)
- Parabene (Konservierungsmittel): Butylparaben, Methylparaben, Propylparaben, Ethylparaben*, Isobutylparaben*, Potassium Butylparaben*, Sodium Butylparaben*, Isopropylparaben*, Potassium Propylparaben*, Sodium Propylparaben*, Sodium Ethylparaben*, Sodium Methylparaben*
- Resorcinol (Haarfärbemittel)
- Salicylic Acid (Konservierungsmittel)
- Triclocarban (Konservierungsmittel)
- Triclosan (Konservierungsmittel)
- Triphenyl Phosphate (Weichmacher)