Nanoprodukte im Haushalt

Nanoprodukte erobern unser Leben: Immer mehr Alltagsprodukte enthalten Nanomaterialien. Wir klären auf, wo sie sich häufig verstecken und auf welche Produkte Sie besser verzichten sollten.

Nano in Küche, Bad, Kinderzimmer und Garten – hier sollten Sie genau hinsehen

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Reinigungsmittel

Die meisten Reinigungsmittel, die Nanomaterialien enthalten, werben damit, Oberflächen zu versiegeln bzw. zu härten. Dadurch sollen die Oberflächen leichter zu reinigen sein, kratzfest werden und weniger schnell verschmutzen. Auch für diesen Einsatzbereich gilt: Über Belastungswege und -mengen ist bisher wenig bekannt. Hier besteht dringender Forschungsbedarf – bevor die Produkte auf den Markt gelangen.

Insbesondere Nano-Reinigungsmittel in Sprayform sollten Sie meiden, da die fein verteilten Tröpfchen der Chemikalien (Aerosole) eingeatmet werden und so die Atemwege belasten können. Aus diesem Grunde sind Sprays bei Haushaltsprodukten generell kritisch zu sehen.

Kosmetika

Kosmetika bilden einen besonders sensiblen Einsatzbereich von Nanopartikeln, da diese frei in den Produkten enthalten sind und die Verbraucher*innen direkt mit ihnen in Kontakt kommen. Titandioxid und Zinkoxid in Nanoform werden häufig als mineralischer Sonnenschutz eingesetzt sowie Nanosilber als antibakterielle Substanz. Dank der 2013 eingeführten europäischen Kennzeichnungspflicht für alle Kosmetik- und Körperpflegeprodukte haben Verbraucher*innen inzwischen immerhin die Möglichkeit, eine Wahl zu treffen.

Zahnpflege

Auch die Zahnpflegeindustrie hat die Nanotechnologie für sich entdeckt. Neben mit Nanosilber ausgestatteten Zahnbürsten, die einer größeren Hygiene dienen sollen, gibt es seit einiger Zeit remineralisierende Zahncremes zu kaufen, die damit werben, feine Risse in den Zähnen durch Nanopartikel kitten zu können. Werden diese Nanopartikel versehentlich verschluckt, können sie über den Magen-Darm-Trakt weiter in den Blutkreislauf gelangen und von dort in Organe vordringen. Auch körpereigene Barrieren wie die Blut-Hirn- und Plazenta-Schranke bieten keinen Schutz vor den Kleinststoffen.

Waschmittel

Auch Waschmittel bzw. Weichspüler können Nanopartikel enthalten. Eine bekannte Anwendung ist die Mikroverkapselung von Duftstoffen. Manchen Mitteln wird aber auch Nanosilber hinzugegeben. Es soll textilen Geweben antibakterielle Eigenschaften verleihen. Über den Waschprozess gelangt das Nanosilber über die Kanalisation ins Klärwerk und in Form von Klärschlamm, der auf die Felder gebracht wird, zurück in die Umwelt. Doch Silber ist ein starkes Gift. Forscher konnten z.B. zeigen, dass Nanosilber im Klärschlamm die Aktivität von wichtigen Mikroorganismen hemmt und dass Pflanzen den Stoff in Spross, Wurzeln und Blättern aufnahmen und weniger stark wuchsen.

Lebensmittel

Nanotechnologie macht auch vor unserem Essen nicht halt. Nanopartikel sollen helfen, die Fließeigenschaften, Farbe und Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verbessern. Im Angebot ist z.B. Nano-Siliziumdioxid als Rieselhilfe für pulvrige Nahrungsmittel. Auch Aluminiumsilikate werden eingesetzt, um Verklumpungen in Pulvern und Granulaten zu verhindern. Und Titandioxid ist ein gängiges Mittel zum Bleichen und Aufhellen von Süßwaren oder Soßen. Immerhin: Seit Ende 2014 müssen Nanopartikel in Lebensmitteln mit "Nano" im Zutatenverzeichnis gekennzeichnet werden. Allerdings ist nicht klar geregelt, wann es sich um "technisch hergestellte Nanomaterialien" handelt – denn nur diese müssen angegeben werden.

Kochutensilien

In vielen Küchen finden sich heutzutage Pfannen mit Anti-Haftbeschichtung. Klassischer­weise besteht die Oberfläche aus der gesundheitsschädlichen Fluorverbindung Teflon (PTFE). Zur Verbesserung der Kantenhaftung sind einige Hersteller dazu übergegangen, PTFE in Nanoform zu verwenden. Auch bei anderen Antihaftbeschichtungen wird auf die Nanotechnologie zurückgegriffen. Die Nanopartikel sind jedoch fest gebunden, da die Beschichtung bei hoher Temperatur aufgeschmolzen wird und somit ihre Nanostruktur verliert. Gute Alternativen zu solchen antihaftbeschichteten Pfannen sind Produkte aus Emaille, Edelstahl oder Gusseisen.

Desinfektion

Reinigungsutensilien wie Schwämme und Wischtücher sind aufgrund der antibakteriellen Wirkung mit Nanosilber ausgerüstet. Diese Produkte sollen den Eindruck erzeugen, dass sie einen Beitrag zu einer verbesserten Hygiene leisten. Das Gegenteil könnte der Fall sein, wenn sie andere Maßnahmen zur Sauberhaltung ersetzen. Mögliche Risiken werden von der Werbung nicht genannt. Die Informationen für Verbraucher*innen sind völlig unzureichend und zum Teil falsch. Immerhin: Seit September 2013 müssen solche mit Nanobioziden (also z.B. nanoskaligen Silberverbindungen) ausgerüstete Waren speziell gekennzeichnet werden.

Beim Einkauf ist Vorsicht geboten bei Begriffen wie "antibakteriell", "keimtötend" oder "geruchshemmend". Solche Produkte sollte man meiden.

Erfrischungsgetränke

Die Getränkeindustrie hat großes Interesse an der Nanotechnik. Mithilfe sogenannter "Nanokapseln" kann man Limonaden z.B. Vitamine oder Mineralien beimischen. Indem der Fett-, Eiweiß-, Ballaststoff- und Vitamingehalt erhöht wird, werden die Erfrischungsgetränke (aber auch andere Nahrungsmittel wie Speiseeis, Schokolade und Chips) als "gesunde" Lebensmittel verkauft. Dabei sind die Partikel so klein, dass Farbe und Geschmack des Getränks nicht beeinträchtigt werden.

Ein weiterer Vorteil für die Hersteller: Die Produktion von stärkeren Geschmacks- und Farbstoffen sowie Lebensmittelzusätzen und Verarbeitungshilfen beschleunigt die Verarbeitung und senkt die Kosten für Inhaltsstoffe und Verarbeitung. Da wir über die Auswirkungen von Nanopartikeln noch recht wenig wissen, bleibt fraglich, ob sich ihre Verwendung für die Verbraucher*innen genauso auszahlt wie für die Unternehmen.

Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel sollen dazu dienen, den menschlichen Organismus mit zusätzlichen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen zu versorgen. Zunehmend finden sich darunter auch Stoffe in Nanogröße. Durch die höhere Verfügbarkeit kann es zu einer Überdosierung von Vitaminen kommen. Neben zahlreichen Internetangeboten, vor allem aus den USA und asiatischen Ländern, sind auch in Deutschland einige Firmen im Online-Direktvertrieb mit ausgelobten Nano-Bestandteilen auf dem Markt. Sowohl die Angaben zu den Inhaltsstoffen als auch die zu möglichen Nebenwirkungen sind allerdings völlig unzureichend.

Outdoorkleidung

Durch nanostrukturierte Beschichtungen von Jacken und anderer Oberbekleidung wird eine schmutz-, fett- oder wasserabweisende Wirkung erzielt. Viele Hersteller der Textilbranche setzen aufgrund dieser Eigenschaften auf den Einsatz von Nanotechnologie. Welche Stoffe genau in den Textilien enthalten sind, wird meist nicht veröffentlicht. Zur Auswahl stehen Nanopartikel aus Keramik, Diamant, Silber und Glas und es wird bereits an der Entwicklung von sehr leichten, gleichzeitig flexiblen und festen Kleidungsstücken aus Stoffen mit Kohlenstoff-Nanoröhrchen gearbeitet. Die Risiken bleiben ungewiss.

Sportbekleidung

In Sportbekleidung werden häufig Nano-Silberpartikel eingesetzt, die eine keimtötende Wirkung entfalten und so unangenehme Gerüche vermeiden sollen. Eine dauerhaft "keimarme" Umgebung ist jedoch weder möglich noch wünschenswert. Denn: Eine natürliche und im Gleichgewicht befindliche Umgebung enthält in der Regel eine Vielzahl verschiedener Mikroorganismen. Kinder, die damit regelmäßig in Berührung kommen, entwickeln ein stärkeres Immunsystem. Verzichten Sie deshalb auf Produkte, die mit antibakteriell wirkendem Nanosilber ausgerüstet sind. Und: Nach wenigen Waschgängen ist das Nanosilber sowieso ausgewaschen.

Ein Fortschritt: Die Hersteller sind inzwischen verpflichtet, ihre Produkte zu kennzeichnen, wenn solche bioziden Nano-Komponenten enthalten sind.

Schlafen

Nanosilber in Matratzen und Bettwäsche soll dank seiner bioziden Eigenschaften einer besseren Hygiene dienen. Doch die Motivation für den Einsatz dieser Mittel entspringt eher einer unbegründeten Angst vor Mikroorganismen als nachvollziehbaren gesundheitlichen Gründen.

Weder reduziert eine "keimarme" Umgebung die Häufigkeit von Infektionskrankheiten, noch lassen sich Hinweise auf positive Effekte feststellen. Vielmehr ist der Einsatz von antimikrobiellen Substanzen generell mit Vorsicht zu genießen, da das Risiko an Allergien zu erkranken bei übertriebener Hygiene zunimmt. Zudem fördert der Einsatz von desinfizierenden Silberformen wie Nanosilber in Alltagsprodukten die Ausbildung von resistenten Keimen.

Seit September 2013 müssen solche mit Nanobioziden (also z.B. nanoskaligen Silberverbindungen) ausgerüstete Waren speziell gekennzeichnet werden.

Hightech-Beschichtungen von Aquarien und Terrarien

In unserer Nanoproduktdatenbank finden sich zahlreiche Beispiele für nanotechnologische Beschichtungssysteme. Die Oberflächenveredelung für Aquarien und Terrarien schafft laut  Hersteller pflegeleichte Oberflächen durch ultradünne physiologisch unbedenkliche Nanoveredelung, hemmt den Algenbewuchs aller Art und ermöglicht eine einfache Reinigung. Die Industrie setzt sehr auf solche maßgeschneiderten Nano-Oberflächen. Dementsprechend hoch sind die Forschungsgelder, die in die Entwicklung neuer Produkte fließen. Die Analyse der Risiken hinkt jedoch weit hinterher.

Farben und Lacke

Nach Ansicht der Hersteller von Farben und Lacken steht der Anwendung der Nanotechnologie noch eine große Zukunft bevor. Schon heute sorgen nanohaltige Lacke für eine höhere Kratzfestigkeit und mit dem Einsatz von Nanopartikeln in Fassadenfarben schafft man selbstreinigende Oberflächen. Ob aber der Nutzen die Risiken, die die kleinen Partikel womöglich bergen, aufwiegt, bleibt die große Frage.

Imprägnierspray

So manches Schuhspray wirbt inzwischen mit dem Einsatz der Nanotechnologie. Der Sprühnebel dieser Imprägniersprays kann eingeatmet werden und die enthaltenen Nanopartikel können über die Lunge in den Blutkreislauf und darüber in den gesamten Organismus gelangen. Die möglichen gesundheitlichen Schäden sind zurzeit nicht vorhersehbar.

Sprays sollte man grundsätzlich nur im Freien verwenden und nicht in Körperrichtung sprühen. Greifen Sie stattdessen lieber zu Produkten, die man direkt aufträgt. Sie sind weniger problematisch für Ihre Gesundheit und werden zudem ohne Verlust angewendet.

Nanobiozide

Biozide sollen das Wachstum von Bakterien, Pilzen, Algen oder Viren verhindern und Insekten, Mäuse und Ratten in nicht-landwirtschaftlichen Bereichen vergiften. Sie werden zum Beispiel auf Mauerwerk gegen Bewuchs oder Schimmel und als Holzschutzmittel eingesetzt. Im Haushalt finden sie vor allem als Desinfektionsmittel Verwendung.

Im Rahmen des erst kürzlich reformierten Biozidrechts müssen sämtliche Produkte, die Nanomaterialien enthalten, seit September 2013 mit dem Begriff "Nano" gekennzeichnet werden. Die neue Biozidverordnung schreibt zudem eine speziell auf Nanobiozide zugeschnittene Risikoanalyse vor, da Nanobiozide sich anders verhalten und anders giftig sein können als Biozide in größerer Form.

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Nanotechnologie  (PeteLinforth / pixabay.com)

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