Gesundheit: Neue Gefahren durch Nano?

Durch die geringe Größe und die damit verbundene Oberflächenvergrößerung weisen Nanomaterialien häufig andere chemische Eigenschaften auf als größere Teilchen desselben Stoffes. Damit verändern sich auch ihre Auswirkungen auf den Menschen.

Wege von Nanopartikeln in den menschlichen Körper

Über vielfältige Wege können Nanomaterialien in den Körper gelangen und auch innerhalb des Körpers wichtige Schutzbarrieren überwinden. Schädigungen am Erbgut, Entzündungen und Organschäden könnten die Folge sein. Verbraucher*innen kommen durch Produkte, in denen Nanopartikel nicht fest gebunden sind, in direkten Kontakt mit Nanomaterialien. Diese können über unterschiedliche Wege aufgenommen werden:

  • Über den Mund, wenn sie mitgegessen oder versehentlich verschluckt werden (zum Beispiel in Lebensmitteln oder Zahnpasta). Über den Magen-Darm-Trakt können die Materialien dann weiter in den Blutkreislauf gelangen und von dort in Organe vordringen. Auch körpereigene Barrieren wie die Blut-Hirn- und Plazenta-Schranke bieten keinen Schutz vor den Kleinststoffen.
  • Über die Atmung, wenn beispielsweise Nano-Reinigungs- oder Imprägniersprays benutzt werden. Für Arbeiter*innen ist die Lunge der kritischste Aufnahmepfad, da bei Herstellung und Entsorgung giftige Stäube entstehen können.
  • Über die Haut, wenn Nano-Kosmetik aufgetragen wird. Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft können die meisten Nanomaterialien (Ausnahme: Fullerene) nicht durch gesunde Haut in den Körper und von dort in die Blutbahn gelangen. Allerdings ist nicht geklärt, wie sich Nanopartikel bei geschädigter Haut – beispielsweise bei Sonnenbrand oder Neurodermitis – verhalten.

Allerdings muss auch bei Produkten, die zunächst eine geringere Belastung von Verbraucher*innen erwarten lassen, eine Freisetzung von Nanopartikeln während der Nutzung berücksichtigt werden: Wird beispielsweise ein Tisch mit einer Nanobeschichtung lackiert, ist es üblich, den Lack im Laufe der Zeit abzuschleifen und zu erneuern. Dabei entsteht Staub, der giftig sein kann.

Zusätzlich wird bei kontinuierlichem Einsatz der Stoffe die Belastung auch indirekt über die Umwelt zunehmen. So wie heute Chemikalienrückstände in Böden, Gewässern und Luft zu finden sind, könnten dort zukünftig auch Nanomaterialien vorhanden sein.

Über Belastungswege und -mengen durch derzeit bereits erhältliche Nano-Produkte ist bisher wenig bekannt. Hier besteht dringender Forschungsbedarf, bevor die Produkte auf den Markt gelangen.

Gesundheitsrisiken durch Nanoteilchen? Wenige Daten, viele Fragen

Nanoteilchen unterscheiden sich häufig von größeren Teilchen der gleichen chemischen Zusammensetzung. Sie können nicht nur eine andere Farbe, Leitfähigkeit, Festigkeit oder Löslichkeit besitzen, sondern auch chemisch und biologisch stärker reagieren und dadurch giftiger wirken.

Zudem können Nanoteilchen leichter als größere Partikel in den menschlichen Körper gelangen – über Lunge, Magen-Darm-Trakt, Haut und sogar über den Riechnerv. Einmal im Körper angelangt, können sie aufgrund ihrer geringen Größe in Zellen und Organe eindringen und sogar körpereigene Schutzbarrieren wie die Blut-Hirn-Schranke überwinden.

Bisher liegen noch zu wenige Daten über die Belastung von Mensch und Umwelt durch Nanoteilchen vor. Es gibt aber einige Ergebnisse aus Tierversuchen, die zeigen, dass bestimmte Nanomaterialien giftig wirken können: in Laborversuchen verursachten diese Schädigungen am Erbgut, Organschäden und Entzündungen, die möglicherweise zu Tumoren führen. Freie – also nicht in der Matrix eines Produkts fest gebundene – Nanopartikel, Fullerene und Kohlenstoff-Nanoröhrchen gelten als besonders bedenklich.

Es bleiben aber noch viele Fragen offen: Beispielsweise ist nicht bekannt, ob sich Nanoteilchen im Körper anreichern und inwieweit Langzeitschäden zu erwarten sind. Zudem ist eine für alle Nanoteilchen gültige Bewertung des Risikos nicht möglich. Jeder Stoff muss im Einzelfall bewertet werden. Sogar verschiedene geometrische Formen desselben Nanostoffes können unterschiedliche Wirkungen entfalten, wie es bei den Kohlenstoff-Nanoröhrchen der Fall ist.

Neben Verbraucher*innen sind vor allem Arbeiter*innen bei der Herstellung und Entsorgung von Produkten mit Nanomaterialien einer Belastung durch diese Stoffe ausgesetzt.

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