Plastik sparen: Mit diesen Tipps gelingt ein Alltag ohne Plastik

Pro Kopf fallen in Deutschland jährlich 40 Kilogramm Kunststoff- und Verbundverpackungen an. Plastik ist inwzischen überall: In unseren Böden, im Meer und in den entlegensten Gebieten der Erde. Dabei kann jede*r etwas tun, um Plastik zu reduzieren. Wir geben Tipps, wie Plastik sparen im Alltag gelingt. 

6 Gründe, warum wir Plastik sparen sollten:

  • Mit rund 20 Millionen Tonnen verbraucht und produziert Deutschland so viel Plastik wie kein anderes Land in Europa.
  • Weniger als ein Viertel des Plastiks wird recycelt. Deutschland gibt sich trotzdem gerne als umweltfreundlicher Recycling-Weltmeister.
  • Fast 3,7 Milliarden Milliarden Plastiktüten werden in Deutschland jährlich verbraucht. Das sind 44 Tüten pro Kopf. Verwendet werden sie im Schnitt gerade einmal 25 Minuten.
  • Plastik und Mikroplastik verschmutzen unsere Gewässer, Böden und Luft
  • Die Chemie- (und damit Plastikindustrie) ist der größte Verbraucher fossiler Rohstoffe in Deutschland .
  • Ein Fünftel der Energie wird für Plastikverpackungen verbraucht. Das ist so viel Primärenergie wie das Land Slowenien insgesamt verbraucht.

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6 Tipps zum Plastik sparen

Auch wenn Handel und Unternehmen in der Pflicht sind, kann jede*r einen Beitrag dazu leisten, Plastik zu reduzieren. Diese fünf Tipps können Sie im Alltag mit wenig Aufwand gut umsetzen.  

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Plastiktüten vermeiden

3,7 Milliarden Plastiktüten werden jährlich in Deutschland verbraucht – und landen danach meistens sofort im Müll. Nehmen Sie keine Plastiktüten beim Kauf von Produkten an, auch kein sogenanntes "Bioplastik". Verstauen Sie ein bis zwei Jutebeutel in ihren Rucksäcken und Taschen. So haben Sie auch bei spontanen Einkäufen immer eine Mehrweg-Tasche dabei. 

Plastikverpackungen im Laden lassen

Verzichten Sie so gut es geht bei Ihrem Einkauf auf Produkte in Plastikverpackungen. Sollte das nicht möglich sein, wie beispielsweise im Discounter, können Sie dem Handel einen Denkzettel verpassen. Lassen Sie die Umverpackungen für Obst und Gemüse oder anderer Produkte einfach im Laden. Das ist Ihr gutes Recht: Der Handel muss hierfür entsprechende Sammelboxen zur Verfügung stellen. So werden Sie nicht zum Abfalltransporteur und sowohl Handel und Hersteller müssen sich dem Problem stellen. Fordern Sie den Handel zum Beispiel in sozialen Medien dazu auf, unverpackt und Mehrweglösungen anzubieten.

Mehrweg statt Einweg

Verzichten Sie wo es geht auf Einwegplastikverpackungen. Getränke- und Milchprodukte gibt es häufig auch in Mehrweggläsern. Insbesondere Einwegplastik-, -papier und Aluminiumverpackungen sind Ressourcenverschwendung. Wenn Sie unterwegs sind, kaufen Sie (möglichst regionale) Getränke in einheitlichen Mehrwegflaschen aus Glas oder stabilem Kunststoff. Im To-Go-Bereich haben Sie ein Recht auf Mehrweg (in größeren Geschäften) – fragen Sie danach!

Leitungswasser statt Flaschenwasser

Am gesündesten und umweltfreundlichsten ist Leitungswasser. In Deutschland ist die Wasserqualität hervorragend und wird regelmäßig überprüft. Benötigen Sie Sprudel, kaufen Sie sich eine Sprudel-Maschine, gerne auch gebraucht. Fragen Sie nach Leitungswasser in Restaurants und  oder setzen Sie sich dafür ein, dass in der Schule, Arbeitsstätte, Cafeteria oder Universität ein Wasserspender aufgestellt wird.

Kosmetik ohne Mikroplastik

Verzichten Sie auf Kosmetikprodukte, die winzige Plastikteilchen (so genanntes Mikroplastik) oder flüssige Kunststoffe enthalten. Diese werden z.B. in Peelings, Duschgels oder Hautcremes eingesetzt. Um Kosmetika mit Plastikpartikeln zu erkennen und zu vermeiden, laden Sie sich unsere kostenfreie ToxFox-App herunter, die Schadstoffe und Mikroplastik in Produkten mit einem einfachen Scannen des Barcodes erkennt.

Plastikmüll aufsammeln

Sammeln Sie herumliegenden Plastikmüll auf und enstorgen Sie ihn zu Hause in der Wertstofftonne. Dann wird das Plastik sogar recycelt. So kann der Plastikmüll nicht von Vögeln und Kleinst­lebewesen gefressen werden.

Neben den Verbraucher*innen sind aber vor allem die Plastikhersteller und der Handel gefragt. Sie sind die tatsächlichen Verursacher der Plastikflut und haben die finanziellen Mittel, ressourcenschonende Mehrweg-Systeme aufzubauen. Jedem Menschen, auch jenen mit wenig Zeit und knappen finanziellen Mitteln, soll es möglich sein, sich im Alltag schnell, einfach und günstig umweltfreundlich zu verhalten. Dafür brauchen wir überall gemeinwohl-orientierte Mehrweg-Systeme und unverpackte Lösungen.

BUND-Müllsammelaktionen

BUND-Ehren- und Hauptamtliche, das BUND-Meeresschutzbüro und die BUNDjugend haben in Müllsammelaktionen über zwei Jahre hinweg tausende Müll-Teile aufgesammelt. Bei 13 Aktionen in sieben Städten sowie an Strand und Flussufer wurden hunderte Müllsäcke gefüllt und anschließend insgesamt 2500 Einzelteile analysiert. Das Ergebnis ist eindeutig: Nahezu alle gesammelten Verpackungen sind Einwegverpackungen (99,6 Prozent). Wir haben die Ergebnisse hier zusammengefasst

Der BUND veranstaltet regelmäßig Müll­sammel­aktionen, z.B. an unseren Stränden. Vielleicht auch in Ihrer Nähe? Fragen Sie bei Ihrer BUND-Gruppe nach!

Mehr Fakten zu Plastik

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Deutschland ist trauriger Rekordhalter

Weltweit werden jährlich fast 400 Millionen Tonnen Plastik hergestellt. Plastik ist Plan B der fossilen Gas- und Ölindustrie und die Produktion steigt jedes Jahr. Etwa ein Viertel des weltweiten Plastikverbrauchs geht auf das Konto von Europa. In Deutschland fallen pro Kopf und Jahr 40 Kilogramm Kunststoff- und Verbundverpackungen an, das liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt von 31 Kilo. In Deutschland werden weniger als ein Viertel des eingesammelten Plastiks recycelt. Jedoch wird insgesamt noch weniger Plastik tatsächlich recycelt, denn jede Menge landet auch in den Restmülltonnen oder öffentlichen Mülleimern und wird verbrannt. Teilweise landet es auch in der Umwelt. Von den 20 Millionen Tonnen Plastik, die 2021 in Deutschland produziert wurden, sind weniger als 10 Prozent recyceltes Material. Über 90 Prozent sind neu produzierter Kunststoff. Das entspricht rund fünf Prozent des weltweiten Plastikverbrauchs – gleichzeitig leben in Deutschland aber nur 1,1 Prozent der Weltbevölkerung.

Milliarden Tüten für wenige Minuten

Etwa ein Viertel des hergestellten Plastiks sind Verpackungen. Ein anderes Viertel wird für das Bauwesen produziert, acht Prozent für Elektronikprodukte benötigt und rund sieben Prozent für den Automobilsektor. Allein 3,7 Milliarden Plastiktüten werden in Deutschland jährlich verbraucht – mit einer Gebrauchsdauer von gerade einmal 25 Minuten. 

Der Müllberg wächst

Die Kunststoffabfallmenge, die in den Sortieranlagen landet, hat sich in Deutschland im Zeitraum von 1994 bis 2015 von 2,8 auf ca. 6 Millionen Tonnen pro Jahr verdoppelt (hauptsächlich durch den Zuwachs an Müll bei Endverbrauche*innen). Das entspricht ungefähr dem Gewicht von zwei Cheops-Pyramiden. Ein großer Teil der jährlich produzierten Plastikmenge landet mehr oder weniger sofort im Müll, nämlich rund sechs Millionen Tonnen jährlich. Recycelt werden lediglich 30 Prozent des Plastikmülls. 65 Prozent werden verbrannt und gehen damit der Kreislaufwirtschaft für immer verloren. Besonders problematisch ist auch, dass immer noch etwa 5 Prozent des verwertbaren Plastikmülls ins Ausland (häufig die Türkei) exportiert und dort häufig unter deutlich schlechteren Bedingungen verarbeitet oder gar verbrannt wird.

Rohstoffverschwendung und Klimabelastung

Zur Produktion von einem Kilogramm Plastik wird mindestens die doppelte Menge an Öl benötigt. Weniger als die Hälfte (30 Prozent) des anfallenden Plastikmülls findet seinen Weg zurück in den Rohstoffkreislauf. Der Rest wird in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Das verschlechtert die Klimabilanz. Wenn ein Kilogramm Kunststoff verbrannt wird, entweicht die doppelte Menge CO2 in die Atmosphäre. Die Vermeidung insbesondere von kurzlebigen Einwegprodukten aus Plastik, wie Plastiktüten oder Lebensmittel­verpackungen, leistet daher einen wichtigen Beitrag gegen Rohstoffverschwendung und Klimabelastung.

Wichtig dabei ist allerdings, dass Produkte aus Alternativmaterialien wie Stoff, Papier oder Metall so lange wie möglich genutzt werden, damit tatsächlich ein positiver Effekt entsteht. Jedes Mal eine neue Papiertüte oder einen neuen Jutebeutel kaufen und diese dann nach ein-, zweimaliger Benutzung wegzuwerfen, bringt der Umwelt gar nichts. Einweg bleibt Sackgasse: Papier, „Bio“-Plastik und Aluminium sind Scheinlösungen für die Plastikkrise. Scheinlösungen wie diese bremsen den nötigen systemischen Wandel zu einer ressourcenschonenden und schadstofffreien echten Kreislaufwirtschaft aus. Sie zementieren sie den Status-Quo des linearen Wirtschaftens auf Kosten der menschlichen Gesundheit, des Klimas und der Umwelt. Nur Mehrweg und unverpackt sind echte ressourcenschonende Lösungen.

 

 

Wir können uns aus der Krise nicht raus-recyclen

Jeder Recyclingvorgang kostet Energie und jedes Mal geht unwiederbringlich Material verloren. Daher ist es sehr wichtig, Produkte so lagne wie möglich zu nutzen und als Ganzes zu erhalten. Im Verpackungsbereich bedeutet das unverpackt und Mehrweg als neues Normal, im Textil- und Elektronikbereich beispielsweise, die Produkte zu reparieren.

Plastik kann krank machen

Die meisten Lebensmittel sind verpackt. Doch Achtung! Sie können Schadstoffe enthalten. Unter den zugelassenen Substanzen sind über 380 giftige Chemikalien, viele davon krebserregend, fortpflanzungsschädigend oder erbgutverändernd. Auch Küchenutensilien aus Polycarbonat und Melamin sollten unbedingt vermieden werden. Bisphenol A (BPA) dient hauptsächlich zur Herstellung des Kunststoffes Polycarbonat (PC) und von Epoxidharzen (z.B. für die Innenbeschichtung von Getränke- und Konservendosen). Melamin wird für die Herstellung von Melaminharzen und Kunststoffen verwendet. Dazu zählen auch Küchenutensilien und Mehrweg-Plastikgeschirr. BPA gehört zu den hormonschädlichen Chemikalien, die schon in sehr geringen Mengen in den menschlichen Hormonhaushalt eingreifen können. Melamin steht im Verdacht bei Menschen Nierensteine und Nierenkrebs verursachen zu können und ist daher als potentiell krebserregend eingestuft. Zudem besteht der Verdacht, dass Melamin ein hormoneller Schadstoff ist.

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