Urananreicherung – kein Ausstieg in Sicht

Dem Atomausstieg zum Trotz wird mitten in Deutschland bis heute Uran für die Verwendung in Atomkraftwerken angereichert.

Durch Maschendrahtzaun geschützt: Die UAA Gronau; Foto: Dirk Jansen / BUND NRW Durch Maschendrahtzaun geschützt: Die UAA Gronau  (Dirk Jansen / BUND NRW)

Jedes Jahr werden in der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage in Gronau, 65 Kilometer westlich von Osnabrück, 4.500 Tonnen angereichertes Uran hergestellt. Das natürliche Uran muss für die Nutzung in Atomkraftwerken angereichert werden, das heißt, der Anteil des Uran-Isotops 235 muss von circa 0,7 auf mindestens drei Prozent erhöht werden.

Betrieben wird die Anlage in Gronau von Urenco, einem international operierenden Unternehmen mit Anlagen in Großbritannien, Holland und den USA, welches zu jeweils einem Sechstel den deutschen Energiekonzernen Eon und RWE gehört. Seit 1985 gibt es das Werk UTA-1 in Gronau, ein zweites (UTA-2) ist seit 2008 in Betrieb und wird stetig erweitert.

Wie Deutschland die Welt mit Brennstoffen versorgt

Die Anreicherung von Uran in Gronau wird von der Politik gerne dazu verwendet, Uran als einheimische Energiequelle zu bezeichnen, die Versorgungssicherheit der deutschen AKW sei damit gesichert. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: 4.500 Tonnen pro Jahr angereichertes Uran können rund 30 Atomkraftwerke versorgen. Mehr als drei Mal so viele Anlagen wie in Deutschland stehen.

Das Uran in Gronau wird also zum großen Teil für den Export hergestellt: 2022 könnte es so weit sein, dass hierzulande kein AKW mehr läuft, die Atomkraftwerke in anderen Ländern aber mit in Deutschland angereichertem Uran betrieben werden. Wenn die Bundesregierung tatsächlich aus der Atomkraft aussteigen will, dann muss sie auch aus der Urananreicherung aussteigen – alles andere ist inkonsequent.

Uran – kein ungefährlicher Stoff

Aus zwei Gründen ist die Urananreicherungsanlage in Gronau grundsätzlich abzulehnen. Erstens ist sie von denselben Gefahren bedroht wie Atomkraftwerke und oberirdische Zwischenlager: Naturkatastrophen, Anschläge, technisches oder menschliches Versagen können ungeahnte Folgen haben.

Bereits mehrfach ist es zu kleineren Störungen im Ablauf gekommen, 2006 sind 15 Liter kontaminierte Flüssigkeit ausgelaufen, 2010 wurde eine Mitarbeiter kontaminiert, als er einen fälschlicherweise als leer markierten Transportbehälter öffnete. Auf dem Gelände der Urananreicherungsanlage gibt es Kapazitäten für 10.000 natürliches Uran, 1.250 Tonnen angereichertes Uran und weitere 97.062 Tonnen abgereichertes (sehr schwach radioaktives) Uran.

Eine zweite Gefahrenquelle ist abstrakter aber dennoch nicht außer Acht zu lassen: Auf internationaler Ebene setzt sich Deutschland dafür ein, dass zum Beispiel der Iran kein "ziviles" Atomprogramm betreiben darf, weil auch waffenfähiges Uran hergestellt werden könnte.

In Deutschland scheint dies kein Problem zu sein, was natürlich mit den verschiedenen politischen Situationen zu tun hat. Allerdings, auch in Gronau kann jederzeit natürliches Uran auf 90 Prozent Uran 235 angereichert werden. Experten schätzen, dass es nur zwei bis drei Wochen dauert, um in der Anlage waffenfähiges Material herzustellen.

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Die letzten AKW sind vom Netz. Endlich. Doch die Gefahr schwelt weiter. Zum Beispiel in 16 unzu­rei­chend gesicherten Zwischenla­gern für hochradioaktive Ab­fäl­le. In Lingen und Gronau werden weiterhin Brennstoffe für ausländische AKW produziert.

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