Besuch unter Tage im Atommülllager Morsleben; Foto: Volker Möll / PubliXviewinG

Atommüll – Strahlendes Erbe

Überall in Deutschland lagern radioaktive Abfälle – und das zum Teil unter gefährlichen Bedingungen. Der Großteil des Atommülls stammt aus der Atomstromproduktion. Bis heute gibt es keine Antwort auf die Frage nach der sicheren Entsorgung des Atommülls. Nicht in Deutschland und auch sonst nirgendwo auf der Welt. 

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Atomanlagen in Deutschland Atomanlagen und Atommüll-Standorte in Deutschland  (Uranatlas / Atommüllreport)

Nach dem Atomausstieg müssen wir mit mehr als 600.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Abfällen und etwa 30.000 Kubikmeter hochradioaktivem Abfall einen Umgang finden.

Sie stammen zu einem Großteil aus dem Betrieb der Atomkraftwerke und der Wiederaufarbeitung, aber auch aus Forschung und Medizin. Die Abfälle lagern zurzeit in oberirdischen Zwischenlagern in ganz Deutschland. Hinzu kommen noch weitere radioaktive Abfälle, die etwa beim Abriss der Atomkraftwerke entstehen oder die Hinterlassenschaften des Uranabbaus, auf oberirdischen Halden lagern.

Strahlende Gefahr

Von dem strahlenden Müll gehen zahlreiche Gefahren für Mensch und Umwelt aus – und das für unvorstellbar lange Zeit. Ein Bestandteil des hochradioaktiven Mülls ist beispielsweise Plutonium-239. Es dauert mehr als 24.000 Jahre, bis die Hälfte der radioaktiven Atome zerfallen ist. Die radioaktive Strahlung des Atommülls ist stark gesundheitsschädlich: Schon das Einatmen kleinster Mengen Plutonium kann zu Lungenkrebs führen. Gelangt Strontium-90, ein weiterer Bestandteil des Mülls, in unseren Körper, wird dieser aufgrund seiner Ähnlichkeit zu Calcium in die Knochen und das Knochenmark eingebaut – und kann so zu Knochentumoren und Leukämie führen.

Zudem besteht die Gefahr, dass der Müll in falsche Hände gerät: Hochradioaktiver Abfall besteht aus prinzipiell waffenfähigem Spaltmaterial. Besonders brisant ist dabei, dass erst im Laufe der Zeit – durch die langen Halbwertszeiten – mehr waffenfähiges Material entsteht. Der Müll muss also sicher und langfristig verwahrt werden, damit er vor Proliferation und Terroranschlägen geschützt ist. Doch bereits die Zwischenlagerung ist problematisch und bietet nicht genügend Schutz gegen Angriffe von außen. 

Ein Flug ohne Landebahn 

Als Ende der 1950er Jahre die ersten Atomkraftwerke in Betrieb genommen wurden, gab es keine Lösung, wie man mit den strahlenden Abfällen umgehen sollte. Und auch heute existiert weltweit noch kein Atommüll-Lager.

Alle Pläne in Deutschland, einen Umgang mit dem strahlenden Erbe zu finden, sind bisher gescheitert: Der unverantwortliche Plan, die Abfälle in Deutschland wiederaufzubereiten, blieb erfolglos. Gleiches gilt für die ungeeigneten Atommüll-Lagerprojekte Asse, Morsleben oder Gorleben: Technische und geologische Erkenntnisse wurden missachtet, um politische und wirtschaftliche Interessen durchzusetzen.

Dies zeigt sich auch bei dem geplanten Atommüll-Lager Schacht Konrad. Ab 2027 sollen hier schwach- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert werden. An dem Projekt wird trotz Sicherheitsbedenken festgehalten: Es besteht die Gefahr, dass der Müll mit Grundwasser in Kontakt kommt.

Bis auf weiteres steht der gesamte Müll jedoch in oberirdischen Zwischenlagern in ganz Deutschland. Und auch diese Lagerung geschieht unter fragwürdigen Bedingungen: Es gibt zahlreiche Mängel, wie eine BUND-Studie zeigte. So fehlt den Zwischenlagern beispielsweise ein Schutz vor Angriffen und die Möglichkeiten sind unzureichend, defekte Castor-Behälter, die den Müll beinhalten, zu reparieren.

Diese Probleme werden uns noch lange begleiten, denn ein Atommüll-Lager wird auch nach konservativen Schätzungen nicht vor Ende des Jahrhunderts gefunden sein. Die Suche wurde im Herbst 2017 neu begonnen.

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