AKW Philippsburg: Störfälle, Pannen und Schlüsselverluste

25 Kilomenter südlich von Mannheim und Heidelberg stehen die beiden Reaktoren des Atomkraftwerks Philippsburg. Der Siedewasserreaktor wurde nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima Anfang 2011 abgeschaltet, der Druckwasserreaktor Philippsburg II läuft bis Ende 2019.

AKW Philippsburg; Foto: WikimediaImages / CC0 / pixabay.de AKW Philippsburg

Dabei ist das AKW Philippsburg bereits mehrfach auf Grund von menschlichem Versagen, von Störfällen und mangelnder Transparenz bei deren Aufarbeitung in die Schlagzeilen geraten:

  • 2001 wurde eine zu niedrige Borsäurekonzentration im Kühlwasser der Kraftwerke festgestellt, bei der Überprüfung weiterer Notsysteme nicht nachdringlich genug vorgegangen. Das AKW wurde für einen kurzen Zeitraum außer Betrieb gesetzt, die Internationale Atomenergie-Organisation IAEA korrigierte ihre Einschätzung des Vorfalls später auf der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse INES, die Störungen und Unfälle kategorisiert, auf INES 2 (Störfall).
  • Sechs Monate und die Fristsetzung der Staatsanwaltschaft bedurfte es im Juni 2004, bis die Energie Baden-Württemberg (EnBW) den Auflagen der Landesbehörden nachkam und die Sicherheitslücken im Falle eines Kühlmittelverlustes in Block 2 beseitigte.
  • 2006 gingen mehrere wichtige Schlüssel für das Atomkraftwerk verloren, ihr Verbleib konnte nicht geklärt werden. Die betreffenden Schlösser wurden ausgetauscht.
  • 2010 sind 280.000 Liter radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem AKW ausgetreten, die Behörden wurden erst neun Monate später von einem Insider informiert.

Nach den Zahlen einer Studie des Umweltinstituts München ist die Kinderkrebsrate im Umfeld des AKW Philippsburg fast doppelt so hoch wie im Umland.

AKW Philippsburg 2

Typ: Druckwasserreaktor 

Netto-Leistung: 1.402 MW

Inbetriebnahme: 18.4.1985

Laufzeitende nach "Atomausstieg 2011": 31.12.2019

Betreibergesellschaft: EnBW

Störfälle: 58 meldepflichtige Ereignisse seit 2000, zwei wurden als Störung (Stufe 1) gemäß der INES (International Nuclear Event Scale) bewertet. Im August 2001 wurde der Reaktor hochgefahren, obwohl (unbemerkt) das Notkühlsystem nicht in Funktion war. Auch nachdem dies zwei Wochen später bemerkt wurde, blieb Block 2 rechtswidrig angeschaltet. Die folgenden Untersuchungen ergaben, dass das Notkühlsystem über Jahre hinweg nicht ordnungsgemäß befüllt war. Bei Problemen mit der Neutronenregulation kann dies zum Super-GAU führen.

Philippsburg 1 (stillgelegt am 17.3.2011)

Typ: Siedewasserreaktor

Netto-Leistung: 890 MW

Inbetriebnahme: 26.3.1980

Betreibergesellschaft: EnBW

Störfälle: 84 meldepflichtige Ereignisse seit 2000, vier wurden als Störung (Stufe 1) gemäß der INES (International Nuclear Event Scale) bewertet. Wegen Lecks in etwa 20 Brennelementen gelangte 1983 radioaktives Jod-131 in die Umwelt.

Bildergalerie: Die drei deutschen Atommeiler

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Juliane Dickel

BUND-Expertin für Energiepolitik, Klima und Atom
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