AKW Grohnde: Fehler auf beiden Seiten

2000 war das AKW Grohne (neben dem AKW Brokdorf) der zweitstärkste Aromreaktor der Welt, bis heute zählt es zu einem der Kraftwerke mit der höchsten Bruttostromerzeugung weltweit. Es befindet sich in direkter Nachbarschaft zur historischen Stadt Hameln und nur 40 Kilometer südlich der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover.

Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen © Thorsten Schier - Fotolia.com Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen  (Thorsten Schier / fotolia.com)

Im Sommer 2001 kam der Bericht eines ehemaligen Mitarbeiters der Qualitätssicherung an die Öffentlichkeit, nach denen im AKW Grohnde diverse Qualitätsprüfungen – etwa an Schweißnähten beim Reaktorbau – mit echten Prüfstempeln vom TÜV oder abgeänderten Prüfprotokollen gefälscht wurden. Außerdem wurden Qualitätsprüfungen mittels Röntgenstrahlen ohne Schutz für die Arbeiter durchgeführt. Eine ungewöhnlich hohe Zahl technischer Direktoren starb mit den Jahren an Krebs.

Für die Anti-Atom-Bewegung war Grohnde insbesondere in der Frage der Gewalt ein Kristalisationspunkt – wie viel und welcher Widerstand war und ist richtig? Bei einer Demonstration im März 1977 kam es zwischen 15.000 AtomkraftgegnerInnen und rund 5.000 Polizeibeamten zu schweren Auseinandersetzungen. Die versuchte Bauplatzbesetzung in Grohnde ging als "Schlacht um Grohnde" in die Geschichtsbücher ein.

Heute ist der Widerstand friedlich und setzt auf symbolische Aktionen: Am Ostermontag 2011 umzingelten rund 5.000 Menschen das Atomkraftwerk mit einer Menschenkette. 

AKW Grohnde

Typ: Druckwasserreaktor

Netto-Leistung: 1.360 MW

Inbetriebnahme: 1.2.1985

Laufzeitende nach "Atomausstieg 2011": 31.12.2021

Betreiber: PreussenElektra GmbH

Gesellschafter: PreussenElektra GmbH (83,3 Prozent mittelbar) Stadtwerke Bielefeld (16,7 Prozent)

Störfälle: 72 meldepflichtige Ereignisse seit 2000, keines erreichte eine der INES-Stufen (INES = Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse, die Störungen und Unfälle kategorisiert). 1985 fiel bei einer Revision auf, dass das Hochdruck-Notkühlsystem nicht funktionsfähig war, weil eine der vier Pumpen Gas statt Wasser enthielt. Ein Leck im Primärkühlkreislauf hätte somit zur Kernschmelze und damit zum Super-GAU führen können.

Bildergalerie: Die drei deutschen Atommeiler

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Juliane Dickel

BUND-Expertin für Energiepolitik, Klima und Atom
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