
In Deutschland haben derzeit sechs AKW eine Betriebsgenehmigung. Heute beträgt ihr Anteil elf Prozent an der Stromversorgung in Deutschland, damit ist die Atomkraft nur noch der viertgrößte Stromlieferant (erneuerbare Energien 36 Prozent, Braunkohle 22 Prozent, Steinkohle 14 Prozent in 2017).
Die ostdeutschen Reaktoren an den Standorten Rheinsberg und Greifswald wurden im Zuge der Wiedervereinigung stillgelegt, der Bau des größten deutschen AKWs in Stendal Ende 1990 abgebrochen. Von den westdeutschen Atomkraftwerken wurden nach dem rot-grünen Atomkonsens die beiden kleinen AKW Obrigheim (2003) und Stade (2005) vom Netz genommen.
Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima hat die schwarz-gelbe Regierung sieben weitere AKW, die vor 1980 gebaut wurden, und Krümmel (Baujahr 1984) im März 2011 vom Netz genommen. Die verbliebenen AKW sollen stufenweise bis Ende 2022 abgeschaltet werden. Den Anfang machte hier Ende 2017 das bayerische AKW Gundremmingen B. Ende 2019 wurde das Atomkraftwerk Philippsburg 2 abgeschaltet.
Kleine Geschichte der (west-)deutschen Atompolitik

Die damalige Bundesrepublik legte in den 1950er Jahren ein Atomprogramm auf – durchaus misstrauisch von Staaten wie Frankreich beobachtet, nachdem die Nationalsozialisten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs fieberhaft an der Entwicklung einer Atombombe gearbeitet hatten.
War die deutsche Energiepolitik zunächst vom Glauben an paradiesische Zustände durch Atomkraft geprägt, fand ab den 1970er Jahren unter dem Einfluss der Großdemonstrationen und verstärkt seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 teilweise ein Umdenken statt.
Im Jahr 2002 vereinbarten die rot-grüne Bundesregierung und die Energiekonzerne den Ausstieg aus der Atomkraft. Dieser "Atomkonsens" wurde im September 2010 von der schwarz-gelben Regierung unter Kanzlerin Merkel aufgelöst: Die Laufzeiten der einzelnen AKW wurden um acht beziehungsweise 14 Jahre (je nach Alter) verlängert. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima hat dieselbe Bundesregierung im März 2011 ein dreimonatiges Moratorium ausgerufen, in dessen Rahmen die sieben ältesten AKW und Krümmel erst vorläufig, im Anschluss endgültig stillgelegt wurden.
Die möglichen Endlagerstandorte Schacht Konrad und Gorleben sind nach wie vor nicht vom Tisch, bis heute gibt es keine Lösung des Atommüllproblems.
Publikationen zum Thema
Hintergründe zum Thema
Die sechs noch aktiven AKWs in Deutschland
- AKW Brokdorf: Zentrum der Anti-Atomkraft-Bewegung
- AKW Emsland: Zwei Atomkraftwerke und eine Atomfabrik
- AKW Grohnde: Fehler auf beiden Seiten
- AKW Gundremmingen: Tägliche Gefahr im Super-Kraftwerk
- AKW Isar: Ein Atomkraftwerk in der Einflugschneise
- AKW Neckarwestheim: Kein Atomkraftwerk ist ohne Risiko