Zum "Tag des Wanderfischs" am 21.4.: Keine Frühlingsgefühle für den Lachs

20. April 2019 | Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Meere

Der Atlantische Lachs wurde zum "Fisch des Jahres 2019" gekürt, um darauf aufmerksam zu machen, dass er vom Aussterben bedroht ist. Anfang des 20. Jahrhunderts fand man ihn noch in großen Flüssen wie Rhein und Elbe vor. In den 1960er Jahren war er jedoch aus den meisten Flüssen hierzulande verschwunden – und steht heute auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Grund dafür sind vor allem die Wasserverschmutzung, der zunehmende technische Ausbau der Gewässer und die Zerstörung der natürlichen Lebensräume und Laichhabitate. Querverbauungen wie Wasserkraftwerke oder Wehre stellen Blockaden für die Wanderwege der Lachse und anderer Fischarten dar.

Atlantische Lachse fliegen durch die Luft Kleinere Hindernisse können Lachse dank ihrer enormen Sprungkraft noch überwinden – doch viele Querbauwerke verhindern ihre Rückkehr zu den Laichgründen.  (Kevin / fotolia.de)

Lachse sind Fische, die ihr Leben im Süßwasser beginnen, sich dann als Jungfische auf den Weg in die Meere machen und schließlich als ausgewachsene und geschlechtsreife Fische in ihre Ursprungsgewässer zurückkehren, um dort zu laichen. Dafür braucht der Lachs durchgängige, saubere und vor allem in den Laichgebieten auch naturnahe Gewässer.

Der Lachs kann bis zu drei Meter hoch und fünf Meter weit springen und somit kleinere Querbauwerke und Hindernisse überwinden. Jedoch stellen Wasserkraftwerke mit gefährlichen Turbinen und große Staustufen ein unüberwindbares Hindernis für die Wanderfische dar. In Deutschland gibt es rund 200.000 Querbauwerke: Im Schnitt treffen die Fische damit alle zwei Kilometer auf ein Hindernis. Darum sind laut Umweltbundesamt überhaupt nur 20 Prozent der Oberläufe unserer Gewässer für Lachse erreichbar.

Gewässer müssen (wieder) durchgängig werden

Fischtreppen, die den Fischen die Möglichkeit geben sollen, die Hindernisse zu überwinden, funktionieren nur selten. Und sind sie einmal gebaut, wird ihre Wirksamkeit in der Regel nicht kontrolliert.

Die Durchgängigkeit in deutschen Gewässern muss deshalb endlich energisch vorangetrieben werden – sowohl an den großen Flüssen (Bundeswasserstraßen), wo die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung endlich ihrer gesetzlichen Aufgabe nachkommen muss (die sie seit 2009 hat), als auch an den kleineren Flüssen, für die die Länder zuständig sind.

Den Bau neuer Wasserkraftwerke zu subventionieren ist kontraproduktiv. Stattdessen braucht es eine Förderung des Rückbaus bei endgültiger Aufgabe der Wasserrechte.

So kehrt der Lachs nach Deutschland zurück

Seit Ende der 1980er Jahre gibt es Wiederansiedlungsprojekte für Lachse in Deutschland. In Elbe und Weser konnte bereits eine natürliche Vermehrung der Tiere nachgewiesen werden. Auch entlang des Rheins gibt es seit 2001 ein international abgestimmtes Programm zur Lachs-Wiederansiedlung, wo in den vergangenen Jahren Erfolge verzeichnet werden konnten. Vereinzelt wurden Lachse sogar in der Schweiz beobachtet.

Die Wasserqualität hat sich zunehmend verbessert und die europäische Wasserrahmenrichtlinie stellt auch für Deutschland seit dem Jahr 2000 eine rechtliche Verpflichtung dar, seine Gewässer naturnah und somit durchwanderbar wiederherzustellen.

Es scheitert jedoch an einer konsequenten Umsetzung der Richtlinie. Mehr als 90 Prozent der deutschen Flüsse erreichen den "guten ökologischen Zustand" nicht. Die Gewässer weichen stark von ihren natürlichen Strukturen mit Durchgängigkeit für alle Wasserorganismen und naturnahen Ufern ab.

Für den Schutz und die Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses und anderer Wanderfische müssen Flüsse wieder passierbar gemacht werden und geeignete Laichhabitate und Lebensräume geschaffen werden. 

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