Zum 30. Jubiläum des Grünen Bandes

30. Mai 2019 | Grünes Band, Lebensräume, Flüsse & Gewässer

Ende 2019 feiert das Grüne Band seinen 30. Geburtstag. Die vom BUND geretteten Landschaften tragen einen großen Teil zum Erfolg des Naturschutzprojekts bei. Die Jubiläumsbilanz des Grünen Bandes kann sich sehen lassen!

Luftbild vom Grünen Band in der Altmark. Foto: Ute Machel Ackernutzung im Bereich des Grünen Bandes in der Altmark.  (Ute Machel)

Von Liana Geidezis, Leiterin des BUND-Fachbereichs Grünes Band und dem „Vater“ des Grünen Bands Kai Frobel

Vogelgezwitscher, Bienensummen, Bachgesprudel, dazu der Geruch von frischem Gras. Andernorts schon verschwundene oder bedrohte Tiere und Pflanzen tummeln sich in blühenden Wiesen, glitzernden Fließen und vielfältigen Wäldern. Ein ganzer Fächer seltener Lebensräume entfaltet sich zu einem hochkarätigen Naturerbe, dem Grünen Band an der ehemals innerdeutschen Grenze.

Den 30. Geburtstag feiert das Grüne Band in guter Verfassung: politisch akzeptiert, administrativ getragen, institutionell verankert und ökologisch weitgehend in Schuss. Gegen den verbreiteten Reflex der Nachwende-Zeit, die Grenze auszuradieren, brachte vor allem der BUND eine bessere Idee auf den Weg: Aus dem Todesstreifen sollte eine Lebenslinie der Erinnerung werden. Ein modellhafter Verbund von Lebensräumen. Und ein Denkmal für die Einheit Europas, das überdies Perspektiven für einen naturnahen Tourismus schafft.

Heute gilt diese Idee als anerkannt. Das Grüne Band präsentiert sich als eines der bedeutendsten und komplexesten Naturschutzprojekte Deutschlands.

Lücken am Grünen Band schließen

Doch nur gut zwei Drittel des 177 Quadratkilometer großen Grünen Bandes stehen bisher unter effektivem Schutz. Rund ein Achtel wird derzeit noch intensiv beackert. Dies schränkt die Funktion des knapp 1.400 Kilometer langen Biotopverbundes deutlich ein. Wer geht schon gerne über eine Holzbrücke, bei der so manche Bohle fehlt – oder auch mal zwei oder drei hintereinander?

Noch zählen wir 26 markante Lücken, insgesamt etwa 170 Kilometer lang. Diese Lücken zu schließen, darum bemüht sich der BUND mit viel Einsatz, Geld und Geduld (und gefördert vom Bundesprogramm Biologische Vielfalt). Wir überzeugen Menschen, ihr Grundeigentum naturverträglich zu nutzen, zum Beispiel auf großer Fläche von robusten Rindern beweiden zu lassen.

Oder wir bewegen sie zum Verkauf oder Flächentausch. Seit dem Jahr 2000 konnte der BUND mit eigenen Ankäufen und dank vieler Spender*innen über tausend Hektar Land am Grünen Band erwerben. So tragen wir erfolgreich dazu bei, die Lebensräume besser zu verbinden.

Das Grüne Band: ein Naturmonument

Immer ist sich der BUND aber auch seiner Verantwortung für einen sensiblen Umgang mit der Geschichte bewusst. Dies belegen unsere vielen Projekte und Kooperationen mit den Grenzlandmuseen. Ohne das Grüne Band wäre so manches Relikt längst verschwunden.

Unser Angebot von Führungen und Grenzwanderungen und die physische Unmittelbarkeit des Grünen Bandes haben unzählige – gerade junge – Menschen für die historische Dimension der deutschen Teilung und die Tragik der Grenzopfer sensibilisiert. Das Grüne Band ist damit kein Gleichnis für Trennung, sondern Ausdruck einer Symbiose von Naturschutz und Erinnerungskultur. Die Dimensionen Ökologie und Geschichte verleihen dem Biotopverbund Grünes Band das, was man im Marketing ein "Alleinstellungsmerkmal" nennt.

Im November 2018 wies Thüringen als erstes Bundesland seine gesamten 763 Kilometer am Grünen Band als Nationales Naturmonument aus. Diese neue Schutzkategorie bezieht auch kulturhistorisch-landeskundliche Aspekte mit ein. Sachsen-Anhalt wird mit dem zweitlängsten Abschnitt im Jubiläumsjahr 2019 folgen.

Besonders erfreulich: Erstmals entwickeln westlich angrenzende Bundesländer wie Hessen und Bayern ebenfalls Pläne für ein räumlich abgegrenztes Grünes Band. Denn auch hier existieren wertvolle Lebensräume und kulturhistorische Anlagen. Hessen plant gar die Ausweisung als Nationales Naturmonument.

Und bald Welterbe?

Dass diese Schutzkategorie in Deutschland umgesetzt wird, ist auch ein starkes Signal für das Grüne Band Europa. Die Motive und Gründe gelten nämlich genauso im größeren europäischen Maßstab. Sie beflügeln die Nominierung des Grünen Bandes als UNESCO-Welterbe – in den Kategorien Natur und Kultur.

Der Dauereinsatz des BUND darf nicht nachlassen: Wir müssen die Lücken schließen, die Defizite bei der Pflege der Lebensräume angehen und dafür sorgen, dass jegliche Nutzung endet, die dem Naturschutz zuwiderläuft. Die Ausweisung als Naturmonument muss auch in den übrigen Bundesländern erfolgen. Zudem wollen wir in die Breite gehen und das Grüne Band künftig mit angrenzenden Lebensräumen in West und Ost verbinden.

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