Zeitfenster 2030: Gut ernährt

07. April 2017 | Suffizienz, Nachhaltigkeit, Landwirtschaft, Massentierhaltung

Politische Entscheidungen orientieren sich viel zu oft an kurzfristigen, wirtschaftlichen Interessen. Doch eine nachhaltige Entwicklung benötigt Weitblick. Im Rahmen unserer Serie Zeitfenster 2030 versetzen sich Gastautor*innen in das Jahr 2030 – und inspirieren uns mit neuen Perspektiven und Visionen. Zum Auftakt lässt die Journalistin und Autorin Tanja Busse eine Schülerin erzählen.

Schule 2030 Die Schule der Zukunft?

Von Tanja Busse

Als meine Mama klein war, gab es noch Schulen ohne Tiere und Gemüsegärten. Ich kann mir das gar nicht vorstellen: Damals saßen die Kinder in Räumen, in denen nur Tische standen. Die Lehrer erzählten ihnen alles, aber die Kinder durften gar nichts selber machen. Sehr komisch, wie soll man denn melken lernen ohne Kuh? Und wie soll man kochen lernen ohne Garten und Küche? Früher, erzählt meine Mutter, gab es sogar Kinder, die nie in ihrem Leben echte Kühe und Schweine gesehen hatten, weil fast alle Tiere in großen Fabriken eingesperrt waren und nie raus konnten.

Ich bin echt froh, dass ich heute lebe. Meine Hühner und die Tiere von unserem Schulbauernhof würden mir nämlich fehlen. Schule ohne Tiere wäre ziemlich langweilig, glaube ich. Morgens gehen wir erst füttern, zusammen mit unserer Lehrerin und der Bäuerin. Für Mathe bleiben wir meist auch auf dem Hof, denn unsere Lehrerin findet meist Aufgaben im Stall. Heute wollte der Bauer die Stalltüren streichen und wir sollten ausrechnen, wie viel Farbe er dafür braucht. Ich glaube, er war erleichtert, dass wir richtig gerechnet hatten.

Heute Nachmittag ist Stallversammlung, da treffen sich alle Schüler, Lehrer und das Team vom Bauernhof. Wir planen zusammen, was wir in diesem Jahr anbauen wollen. Wir Schüler sagen, was wir essen wollen, dann hilft uns die Bäuerin auszurechnen, wie viel Fläche wir dafür brauchen. Dann müssen wir gucken, ob das mit der Fruchtfolge passt und mit dem Regen. Die letzten Sommer waren ziemlich trocken, deshalb gibt es weniger Popcorn bei uns.

Früher, so hat meine Mutter erzählt, sind Lkws zur Schule gekommen und haben fertig gekochtes Essen gebracht. Die Zutaten kamen von ganz weit her, es gab sogar Erdbeeren aus China. Und die Bauern neben unserer Schule haben ihr Fleisch bis nach China verkauft. Das fanden die Leute damals irgendwie modern. In dem Jahr, in dem ich geboren wurde, 2016, hat eine Frau ausgerechnet, dass sich auch große Städte wie Hamburg selbst mit Essen versorgen können. Das konnte der Bürgermeister erst nicht glauben. Eigentlich wollte die Stadtverwaltung in diesem Jahr ganz viel Geld ausgeben, um die Elbe auszubaggern, damit noch größere Schiffe in den Hafen fahren können. Aber das hat ein Gericht verboten, und so hatte die Stadt genug Geld, die Bauernhofschulen aufzubauen und die Radwege von den Schulen zu den Höfen anzulegen.

Immer mehr Eltern haben ihre Kinder auf den Bauernhofschulen angemeldet, deshalb haben das immer mehr Städte nachgemacht. Nicht nur Schulen, sondern auch Altenheime, Krankenhäuser und Fabriken haben sich mit Bauernhöfen zusammengeschlossen und dort angebaut, was sie essen wollten. Für die Bauern war das erst ziemlich komisch, denn sie haben früher nur eine Sache produziert, nur Milch oder nur Schweine oder nur Weizen und Mais. Jetzt haben sie viele unterschiedliche Tiere auf dem Hof und Pflanzen auf den Feldern und sind ständig am Chatten, weil sie Fragen haben und sich Tipps geben.

Manche geben ziemlich an dabei, einer schreibt, dass er schon wieder eine alte Gemüsesorte entdeckt hat, die niemand sonst anbaut. Der hat früher vier Ställe mit 160000 Hühner gehabt, die nie im Leben im Gras scharren durften, behauptet meine Mutter. Aber das glaube ich ihr nicht.

Was soll sich Ihrer Meinung nach bis 2030 verändern? Wie wollen wir in dreizehn Jahren leben? Schreiben Sie Ihre Ideen an: jenny.blekker(at)bund.net
 

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