Zeitfenster 2030: Endlich frei

08. Januar 2018 | Suffizienz, Nachhaltigkeit, Klimawandel, Energiewende, Mobilität, Ressourcen & Technik

Eine nachhaltige Entwicklung benötigt Weitblick. Im Rahmen unserer Serie "Zeitfenster 2030" haben sich wechselnde Autor*innen in das Jahr 2030 versetzt. Zum Abschluss wagt Janna Aljets von der BUNDjugend einen optimistischen Blick in die Zukunft der Arbeit.

Zeitfenster 2030: Ohne Zwang besonders produktiv sein. Foto: Roman Kraft 2030 genießen wir das "gute Leben" und sind – ohne Zwang – besonders produktiv.  (Roman Kraft)

von Janna Aljets

Heute arbeite ich eigentlich nur noch, wenn ich Lust dazu habe. Ohne Zwang bin ich besonders produktiv. Ich frage mich, was ich will vom Leben und wofür ich arbei­te. Egal, ob ich gerade schrei­be oder diskutiere, putze oder die Kinder schlafen lege: Meine soziale und finanzielle Existenz hängt nicht mehr an einem womöglich sinnfreien Job.

Und ich definiere mich vor allem über meine sozialen Beziehun­gen und das, was ich zum gesellschaftlichen Wohl beitra­ge.

Die Klimakatastrophe hat uns am Ende alle befreit: Die verheerenden Wirbelstürme, Dürren und Überschwem­mun­gen um das Jahr 2020 erhöhten den politischen Druck massiv. Die Bundesregierung legte damals einen Klimanotplan auf. Er beinhaltete den sofortigen Ausstieg aus der fossilen Energie, den Ausbau erneuerbarer Energien sowie strenge Vorgaben zum Energiesparen. Auch die Mobilität wurde umgebaut: Der öffentliche Verkehr sowie der Rad- und Fußverkehr wurden mehr als zuvor gefördert, das Autofahren entsprechend seiner Umweltbelastung deutlich stärker besteuert.

Grundeinkommen für alle

Als Ausgleich erhielten all die, die in der Kohle- und Automobilbranche keine Arbeit mehr fanden, modellhaft ein bedingungsloses Grundeinkommen auf Lebenszeit. Dadurch wurde so viel gesellschaftliches Potenzial frei, dass das Grundeinkommen schnell auf andere sterbende Industriezweige erweitert wurde – etwa die Waffenindustrie. Und seit 2025 dürfen alle im Land lebenden Menschen bei Bedarf auf diese Grundsicherung zurückgreifen.

Was gar nicht mehr viele tun. Denn wer im Bewusstsein arbeitet, etwas gesellschaftlich Sinnvolles zu leisten, arbeitet gerne – während die "Bullshit-Jobs" immer seltener werden: Niemand will mehr Immobilien makeln, Whirlpools verkaufen oder Waffen herstellen … Dagegen gewinnt die Arbeit in der Pflege, in Erziehung und Bildung, im Umweltschutz oder in der Waffelherstellung mehr und mehr Anerkennung.

Parallel hat die Digitalisierung viele Tätigkeiten unnötig gemacht. Die verbliebenen Arbeitsstellen werden nun geteilt. Und wer Lust hat zu arbeiten, kann das auch. Vollzeit meint heute: 25 Stunden in der Woche. Arbeit wurde neu definiert und umfasst inzwischen – gesellschaftlich anerkannt – auch die Erziehung von Kindern, das Putzen der eigenen vier Wände und das Bürgerengagement im Kiez.

Umweltschädliches wird teurer

Sie werden fragen: Wer bezahlt das? Nun: Die Einnahmen des Staates speisen sich nur mehr zu einem kleinen Teil aus der Besteuerung der Lohnarbeit. Stattdessen wird der Haushalt von Steuern auf Umwelt­belastung und Finanzspekulation sowie der noch laufenden Umverteilung getragen. Die Belastungssteuer funktioniert indirekt und global: So werden der Bedarf an Ressour­cen und alle Emissionen, die bei der Herstellung eines Fernsehers oder T-Shirts anfallen, berechnet und versteuert. Hohe Kosten haben umweltschädliche Produkte so unattraktiv gemacht, dass die meisten Menschen viel bedachter konsumieren.

Zurzeit will eine neue soziale Bewegung erreichen, dass Werbung grundsätzlich verboten wird. Dies soll den Konsum und damit den Ressourcenver­brauch weiter mindern und zugleich zwischen­menschliche Werte fördern. Die Werbebranche freut sich schon, ihre kreative Energie in Bildungskampagnen oder die Verschönerung öffentlicher Räume zu stecken und unterstützt diesen Vorstoß maßgeblich.

  • Was soll sich Ihrer Meinung nach bis 2030 verändern? Wie wollen wir in dreizehn Jahren leben? Schreiben Sie Ihre Ideen an: jenny.blekker(at)bund.net

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