Getränkedosen, Plastiktüten, Pappbecher – statt im Mülleimer landen Unmengen an Verpackungen immer noch in unserer Umwelt. Beim „World Cleanup Day“ am 20. September finden deshalb weltweit Aufräumaktionen statt, um gemeinsam Straßen, Plätze und Naturflächen von Müll zu befreien. Dieses Engagement leistet einen kleinen Beitrag für die Umwelt und macht auf Probleme unserer Wegwerfgesellschaft aufmerksam. An den restlichen 364 Tagen des Jahres bleibt neuer Müll jedoch liegen. Die Folgen für Ökosysteme, insbesondere Meere und Flüsse, sind dramatisch. Die einzige Lösung dafür lautet: Müllvermeidung.
Großteil des Mülls sind Einwegverpackungen
Der BUND hat 2023 bei vielen Müllsammelaktionen hunderte Müllsäcke gefüllt und anschließend insgesamt 2500 Einzelteile analysiert. Die BUND-Analyse zeigt: 99,6 Prozent der gesammelten Verpackungen sind Einwegprodukte. Die sind besonders problematisch, weil sie viele Ressourcen verschwenden, die jedoch auf unserem Planeten nur begrenzt zur Verfügung stehen: Plastikverpackungen benötigen in der Produktion große Mengen an Öl und Gas und werden nicht oder nur schlecht recycelt. Landet Plastik in der Umwelt, ist es außerdem so gut wie unmöglich, es vollständig wieder zu entfernen. Deutlich wird das an den Müllmassen in den Ozeanen, Mikroplastik in den Meeren, der Arktis, in wilden Tieren und im menschlichen Körper. Mittlerweile wurde Plastik sogar im Sperma nachgewiesen und könnte die Fortpflanzung gefährden. Aber auch für die Nutzung von Papier-Einwegverpackungen im Lebensmittelsektor wird frischer Zellstoff gebraucht, wofür Wälder zerstört und Plantagen angelegt werden müssen. Damit werden die Klimakrise und das Artensterben immer weiter befeuert.
Weniger Müll durch Wiederverwendung
Einwegprodukte, die am Ende der Nutzungsphase gar verbrannt werden, sind wesentlich energie- und ressourcenintensiver als die Wiederverwendung. Zum Schutz unserer Umwelt und unserer Lebensgrundlagen brauchen wir also dringend eine Verpackungswende: Eine echte nachhaltige Lösung für die Flut an Verpackungsmüll sind unverpackte Produkte und Mehrwegverpackungen. Damit wir im Supermarkt, im Café oder im Imbiss auch darauf zugreifen können, muss das Mehrweg-Angebot flächendeckend ausgeweitet werden.
Mehrweg muss günstig und einfach angeboten werden. Gleichzeitig sollten gar keine Einwegverpackungen zum Einsatz kommen, wenn das Essen im Imbiss vor Ort gegessen wird. Um auch im To-Go-Bereich Mehrweg als Standard zu etablieren, braucht es günstige einheitliche und praktische Systeme. Ein solches System ist das Pool-Mehrwegsystem.
Ein Lösungsansatz: Pool-Mehrwegsysteme
Pool-Mehrwegsysteme funktionieren so: Es gibt standardisierte Mehrweggebinde, auf die unterschiedliche Anbieter zurückgreifen können. Bei Bierflaschen funktioniert dieses Konzept bereits: Quer durch das Land verkaufen regionale Anbieter ihr Brauerzeugnis in der gleichen allseits bekannten Flasche. Das lässt sich auch auf andere Verpackungen übertragen. Dafür braucht es ein gutes Management: Klare Regeln, wer auf Mehrwegpackungen zugreifen kann und gesicherte Qualitätsstandards ermöglichen es, dass große und kleine Betriebe teilhaben können. Nur so können die ökologischen Vorteile von Mehrweg auch tatsächlich greifen. Dafür muss der Handel zusammenarbeiten.
Die Politik und der Handel sind gefragt
Einwegverpackungen dürfen sich nicht mehr lohnen. Stattdessen muss die Politik Mehrwegsysteme für den Handel und für die Verbraucher*innen attraktiv gestalten und einen verbindlichen Rahmen schaffen, sie umzusetzen. Das kann über Mehrwegquoten erreicht werden, die in allen Bereichen festgelegt und durchgesetzt werden. Mit entsprechend geregelten Übergangszeiten könnten wir uns auch ganz von bestehenden Einwegkonzepten lösen. Im To-Go-Bereich wäre eine Mehrwegpflicht ebenfalls sinnvoll und wird von der Mehrheit der Bevölkerung bereits befürwortet, wie eine BUND-Umfrage ergab. Die dadurch eingeleitete Trendwende könnte ermöglichen, dass Mehrwegverpackungen wieder zur alltäglichen Norm werden.
Was Sie tun können
Politische Prozesse sind häufig ziemlich langwierig. Im Alltag können Sie die Nachfrage nach Mehrweg erhöhen:
- Kaufen Sie Ihre Getränke in Mehrweg- statt Einwegflaschen.
- Bringen Sie beim Essen-to-go eigene Becher, Dosen oder Schüsseln für Speisen und Getränke mit, die sie befüllen lassen.
- Fordern Sie als Kund*in im Handel und im to-go-Bereich Mehrweg ein.
Außerdem können sie sich selbst am World Cleanup Day beteiligen und dem BUND bei der nächsten Müll-Analyse unterstützden: Alle Informationen dazu finden Sie in diesem Video und diesem Formular. Auf Norderney, in Dorum-Neufeld, Bremen, Rostock und Neubrandenburg ruft der BUND zudem zu gemeinsamen Müllsammelaktionen auf.
Weitere Informationen
- Aufzeichnung BUND Workshop „Mehrweg stärken“