Wir brauchen eine klimafreundlichere Landwirtschaft

07. August 2018 | Landwirtschaft, Massentierhaltung, Naturschutz

Viele landwirtschaftliche Betriebe haben derzeit besonders unter der Hitzewelle zu leiden. Doch zugleich ist die Landwirtschaft Mitverursacher der Klimakrise. Dabei ist eine klimafreundlichere Landwirtschaft möglich – und ein schnelles Gegensteuern unumgänglich.

Grasende Kühe. Foto: Leon Ephraïm / CC0 1.0 / unsplash.com  (Leon Ephraïm / unsplash.com)

Glühende Hitze in Deutschland. Die verdorrten Felder und das vertrocknete Grünland machen vielen landwirtschaftlichen Betrieben zu schaffen. Die Getreideerzeuger im Norden und Osten haben mit erheblichen Einbußen zu rechnen. Milchviehhalter leiden unter dem Futtermangel.

Hitzewellen werden in Zukunft keine Ausnahme sein. Angesichts der bereits stark fortgeschrittenen Klimaerhitzung rechnet der BUND auch in den kommenden Jahren mit Wetterextremen. Diese werden der Landwirtschaft auch weiter zu schaffen machen. Kein anderer Wirtschaftszweig ist so stark vom Wetter abhängig.

Landwirtschaft produziert in großem Umfang schädliche Klimagase wie beispielsweise Methan oder Lachgas und verbraucht in hohem Maße Energie und ist somit Mitverursacher der Klimakrise. Doch ist eine klimafreundlichere Landwirtschaft möglich! Ein schnelles Gegensteuern ist unumgänglich.

Fleischproduktion drastisch drosseln

Unbedingt verändern muss sich die industrielle Fleischproduktion, die ganz wesentlich zur Klimakrise beiträgt. Gegenwärtig wird in Deutschland viel mehr Fleisch produziert als wir essen: Der Selbstversorgungsgrad liegt insgesamt bei 117 Prozent. Der Klimaschutzplan der Bundesregierung benennt zwar die Tierhaltung als Problem – in den vergangenen Jahren blieb die agrarpolitische Ausrichtung jedoch im Kern unverändert und der Klimaschutzplan macht keine Aussage darüber, dass die Tierbestände kleiner werden müssen.

Doch genau das muss geschehen: Die Bundesregierung muss jetzt entschlossen handeln und sich für eine Abkehr der Exportstrategie von Billigfleisch einsetzen. Die Tierbestände müssen reduziert werden – insbesondere in den "Hotspots" mit hohen Bestandsdichten. Der erste Schritt ist, die Überproduktion von tierischen Lebensmitteln auf einen Selbstversorgungsgrad von 100 Prozent zurückzuführen. Bis 2050 muss die Produktion jedoch halbiert werden.

Leider passiert das Gegenteil: Die Fleischfabrik Deutschland wird weiter ausgebaut. Im ersten Halbjahr 2018 ist die Fleischproduktion erneut gestiegen. In den ersten sechs Monaten 2018 produzierten die gewerblichen Schlachtbetriebe Deutschlands vier Millionen Tonnen Fleisch. Damit nahm die Fleischerzeugung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 um rund 8.400 Tonnen zu. Besonders drastisch is die Entwicklung beim Geflügelfleisch: Hier wurden im ersten Halbjahr 2018 rund 792.100 Tonnen produziert. Dies entspricht einem Anstieg von 33.900 Tonnen.

Es geht auch anders in der Tierhaltung: So wirkt sich eine spezielle Förderung der Weidehaltung bei Rindern positiv auf die Emissionen aus. Nachhaltige Beweidung hat das Potenzial, Wurzelwachstum anzuregen und damit zur Bodenbildung – und damit verbunden Kohlenstoffspeicherung und Klimaentlastung – beizutragen. Rinder könnten also – bei der richtigen Haltung und ohne eine Fütterung mit importiertem Kraftfutter – zum Aufbau von Humus beitragen.

Moore wiedervernässen und als CO2-Speicher nutzen

Auch Ökolandbau muss stärker gefördert werden. Weil sich das Klima ändert, muss die Landwirtschaft ihr Bewirtschaftungssystem grundlegend verändern. Auch der Landbau kann zur Lösung der Klimakrise beitragen, indem er Humus aufbaut. Und zwar durch geeignete Fruchtfolgen und Bodenbearbeitungsverfahren und dadurch, dass er das Bodenleben fördert.

Aber das alleine wird nicht ausreichen. Die Moore müssen wieder vernässt werden. Liegen Moore trocken, emittieren sie große Mengen an Treibhausgasen. Es kommt zur verstärkten Freisetzung von Kohlendioxid und Lachgas. In intakter Form haben sie das Zeug zum großen CO2-Speicher. Die Bundesregierung muss sich deshalb auch für die Wiedervernässung einsetzen. 

Und auch auf europäischer Ebene müsse gehandelt werden: Der BUND fordert anlässlich der Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) im Jahr 2020 stärkere Vorgaben zur klimaschonenderen Tierhaltung und Landwirtschaft; unter anderem eine Ausweitung des Ökolandbaus. Auch müssten Grünland mit einer hohen Biodiversität und ökologische Vorrangflächen stärker geschützt und gefördert werden, weil durch einen Umbruch große Mengen des klimarelevanten Gases CO2 freigesetzt werden.

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