Der Ernährungsstil in den Industrieländern schadet der Biodiversität, dem Klima und der Gesundheit – weil wir zu viel Fleisch essen. Gleichzeitig hatten zwei Milliarden Menschen 2020 keinen Zugang zu angemessener Nahrung. Dabei haben wir längst die Mittel, das Problem zu beheben. Der erste Schritt wäre, weniger Fleisch zu essen.
Warum weniger Fleisch?
Der hohe Fleischkonsum in Deutschland ist ungesund. Pro Einwohner*in landen jährlich knapp zehn Kilo Rind, rund 32 Kilo Schweinefleisch sowie gut 13 Kilo Geflügel auf den Tellern. Jede Woche mehr als ein Kilo pro Kopf. Ernährungswissenschaftler*innen empfehlen aus gesundheitlichen Gründen maximal die Hälfte. Wer weniger Fleisch isst, tut sich also in erster Linie selbst einen Gefallen. Doch auch global gesehen hat der Verzicht Vorteile.
In einer wissenschaftlichen Studie haben Forscher*innen untersucht, wie eine nachhaltige Ernährung, die die planetaren Grenzen berücksichtigt, aussehen kann. Sie haben dann ein nachhaltiges Ernährungsmodell für zehn Milliarden Menschen entwickelt – Fachleute gehen davon aus, dass die Menschheit in Zukunft auf diese Zahl anwachsen wird. Die Forscher*innen kommen zu dem Schluss, dass ein Viertel des Fleischkonsums in Deutschland angemessen wäre. Das wären immerhin noch 250 Gramm Fleisch pro Person in der Woche.
Tausende Tonnen Lebensmittel landen bislang in der Tonne
Eine andere Ernährung ist jedoch nur ein Aspekt der Ernährungswende. Ebenso wichtig ist, dass wir Lebensmittelverluste und -verschwendung vermeiden. Außerdem müssen wir die Landwirtschaft umbauen. Öffentliche Kantinen, Krankenhäuser, Schulen und Kitas können mit gutem Beispiel vorangehen. Denn rund 17 Millionen Menschen essen täglich in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung.
Das globale Ernährungssystem ist derzeit für rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich. Die Emissionen liegen sogar noch deutlich höher, rechnet man die sehr energieaufwendige Produktion von mineralischem Dünger und chemisch-synthetischen Pestiziden mit ein. Ein Schlüssel dem zu begegnen und Energie zu sparen, liegt in der ökologischen Landwirtschaft. Diese hat jedoch niedrigere Erträge und benötigt mehr Flächen. Ein weiteres Argument, weniger tierische Lebensmittel zu konsumieren und die vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen klima-schonend für den Anbau von Lebensmitteln zu nutzen. Bislang werden zu viele Flächen für Tierhaltung und Futteranbau verschwendet.
Würden wir nur halb so viele Tiere essen, würden wir etwa 14 Millionen Tonnen CO2 Äquivalente einsparen. Weltweit könnten fast 600 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent jährlich eingespart werden, wenn die Menschheit insgesamt nur ab und zu Fleisch isst.
Was bedeutet das für den Hunger auf der Welt?
Hunger bleibt eine Frage der gerechten Verteilung. Schon heute könnten alle Menschen ausreichend ernährt werden. Mit nachhaltiger Landwirtschaft, weniger Fleischkonsum und weniger Lebensmittelverschwendung gilt das auch für die Zukunft. Deutschland hat sich zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) verpflichtet. Laut einer Berechnung des UN-Umweltprogramms könnten – prognostiziert auf die Fleischproduktion im Jahr 2050 – die Kalorien, die bei der Umwandlung von pflanzlichen in tierische Lebensmittel verloren gehen, im Jahr 2050 theoretisch 3,5 Milliarden Menschen zusätzlich ernähren. Die Bundesregierung ist jetzt in der Verantwortung die Ernährungswende einzuleiten.
Der BUND fordert:
- Anzahl der Tiere bis 2050 halbieren: Betriebe brauchen beim Umbau Unterstützung
- Maximal zwei Großvieheinheiten pro Hektar pro Betrieb (zwei Rinder oder etwa zehn Schweine). Es sollen nur so viele Tiere gehalten werden, wie der Betrieb möglichst selbst und gentechnikfrei ernähren kann.
- Runter mit dem Einsatz von Kunstdünger und chemischsynthetischen Pestiziden. Dazu trägt auch die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft bei.
- Klare Haltungskennzeichnung auf tierischen Lebensmitteln, damit Verbraucher*innen erkennen, wie die Tiere gehalten wurden.
- Öffentliche Kantinen müssen deutlich mehr regionale, ökologische und saisonale Produkte anbieten.