Wie sicher sind neue Gentechnikverfahren?

06. Januar 2023 | Landwirtschaft, Naturschutz

Die Gentechnik steht seit jeher aufgrund möglicher unerwünschter Langzeitfolgen in der Kritik. Neue Gentechnikverfahren hingegen sollen durch eine präzisere Anwendung ein geringeres Risiko mit sich bringen. Gelingt das?

Gentechnik in der Landwirtschaft. Foto: iStock.com / frankoppermann  (frankoppermann / iStock.com)

Pflanzen, erzeugt mit neuer Gentechnik, sollen die vielfältigen Probleme der Landwirtschaft lösen, unter schwierigen Anbaubedingungen hohe Erträge erbringen, die Lebensmittelqualität steigern und Rohstoffe abgestimmt auf die Wirtschaft liefern.

Weltweit gibt es zahlreiche Projekte der neuen Gentechnikverfahren mit einer Vielzahl an getesteten Pflanzenarten. Darunter befinden sich Soja und Baumwolle, die für die Agrogentechnik eine wichtige Rolle, aber auch Obstbäume und Zierpflanzen. Die dabei angestrebten Eigenschaften reichen von der Herbizidresistenz über Ertragssteigerung, Resistenz bzw. Toleranz gegen biotisch und abiotische Stressfaktoren bis hin zu einer höheren Lebensmittelqualität und einer veränderten Blütenfarbe.

Risiken mit hohem Preis

Der wesentliche Unterschied von neuen Gentechnikverfahren zu alten sind die präzise Adressierung und eine gleichzeitige Änderung von mehreren Eigenschaften. Jedoch bedeutet eine präzisere Adressierung nicht gleich ein geringeres Risiko. Besonders durch mehrfaches Verändern wird die Risikoabschätzung erheblich erschwert. Durch unerwartete Effekte kann es so zur Bildung veränderter Proteine und Produkte kommen, die den Pflanzenstoffwechsel beeinflussen. Neue, unbekannte und oft unerwünschte Eigenschaften entstehen. 

„Die Anwendung von Neuer Gentechnik (NGT) bei Pflanzen ist weniger präzise als behauptet. Der Anbau von NGT-Pflanzen birgt Risiken für die Artenvielfalt und gefährdet die biologische Landwirtschaft. NGT-Pflanzen werden unweigerlich die industrielle Landwirtschaft, die bekanntlich eine der Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität ist, weiter intensivieren“, erläutert Martha Mertens, Sprecherin des Arbeitskreis Gentechnik des BUND und Autorin des BUND-Hintergrundpapiers „Ökologische Risiken neuer Gentechnikverfahren“.

Neue Eigenschaften wie die Steigerung der Fitness erhöhen das Risiko einer ungewollten Ausbreitung. Durch Erfahrungen der vorherigen Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) zeigt sich, dass sich eine ungewollte Ausbreitung im Freiland nicht verhindern lässt. Je mehr Pflanzenarten der gentechnischen Veränderung zugänglich werden, desto größer ist das Risiko für unerwartete und unerwünschte Effekte auf die Umwelt.

Der BUND fordert

Dringend notwendig sind strengere Risikoprüfungen und Kennzeichnungen. Zudem müssen ökologische Schutzmaßnahmen auch für neue Gentechnikverfahren gesichert bleiben.

Daniela Wannemacher, Expertin für Gentechnikpolitik beim BUND, ergänzt: „Es ist wichtig, dass auch Neue Gentechnik weiter dem Gentechnikrecht unterliegt, vor allem: gekennzeichnet und risikogeprüft wird. Nur so können agrarökologische Ansätze, der Ökolandbau und die ohne Gentechnik wirtschaftende konventionelle Land- und Lebensmittelwirtschaft geschützt werden. Ebenso müssen die negativen Auswirkungen neuer GVO auf die Umwelt weiter berücksichtigt werden.“

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