Warum Pestizide keine Klimaschützer sind

25. Januar 2022 | Landwirtschaft, Umweltgifte, Lebensräume, Klimawandel

Die Agrarindustrie versucht seit vielen Jahren, den Einsatz von Pestiziden u.a. mit dem Argument zu rechtfertigen, sie seien "klimafreundlich". Das ist falsch.

Traktor sprüht Pestizide im Getreidefeld Die hochsubventionierte intensive Landwirtschaft trägt zu erheblichen Umweltbelastungen bei.  (ThomBal / fotolia.de)

Die Erzählung der Agrarindustrie ist simpel: Da chemisch-synthetische Pestizide zur Intensivierung der Landwirtschaft beitragen, könnten auf weniger Nutzfläche mehr Lebensmittel hergestellt werden. Dadurch würde angeblich die Ressource Boden – und damit das Klima – geschont werden.

Diese Argumentation scheint auf den ersten Blick bestechend. Sie berücksichtigt allerdings nur einen Faktor: die Ertragsmenge im konventionelle Landbau.

Vollkommen außer Acht lässt sie, dass der Ökolandbau jenseits der reinen Erntemenge auf allen Feldern deutliche Klima- und Umweltvorteile hat. 

Öko schont den Boden und ist klimafreundlicher

Pestizidbefürworter*innen behaupten gerne, auf den Pflug zu verzichten täte dem Boden und dem Klima gut und würde sogar das Bodenleben schützen. Das ist ebenso falsch wie die Behauptung, durch den Einsatz des weitverbreiteten Pestizids Glyphosat könne man mit Mulch- oder Direktsaat Humusaufbau betreiben. 

Tatsächlich erhält und schon nicht der konventionelle, sondern v.a. der Ökolandbau die natürlichen Ressourcen. Seine Landbaumethoden sind am besten an den Klimawandel angepasst und reduzieren Emissionen.

Ökolandbau schützt den Boden. Er fördert mit meist breiteren Fruchtfolgen und dem Zwischenfruchtanbau sowie Kompostwirtschaft die Humusbildung und das Bodenleben. Die natürliche Bodenfruchtbarkeit steigt an. Langfristig können Erträge so am besten gesichert werden. 

Denn Humus ist ein wichtiger Wasserspeicher. Mit jedem Prozent Humusanteil im Boden werden etwa 40 Liter Wasser zusätzlich pro Quadratmeter gespeichert. Umso wichtiger wird es für Betriebe bei fortschreitender Klimakrise sein, ein humusförderndes Anbausystem zu etablieren.

Pestizide verbrauchen viel Energie

Verschiedene Studien zeigen außerdem, dass die ökologische Landwirtschaft auch in der Energiebilanz deutlich klimafreundlicher ist als die konventionelle. Denn die Produktion von chemisch-synthetischen Pestiziden und mineralischen Düngemitteln in der konventionellen Landwirtschaft ist sehr energieaufwändig. 

Schon der Grundstoff für die Herstellung von Pestiziden ist Erdöl, also ein fossiler Energieträger. Die genaue chemische Zusammensetzung der Pestizide ist zwar sehr unterschiedlich. Sie enthalten jedoch fast immer Stickstoff, Chlor oder Phosphor/Phosphate.

Die Herstellung dieser Pestizide erfordert viel Energie und erzeugt eine große Menge Abluft, die wiederum chemisch und physikalisch gereinigt werden muss – ein erneut energieintensiver Vorgang. 

Und auch die Entsorgung von Pestiziden, etwa die Reinigung des Grundwassers für die Aufbereitung von Trinkwasser, erfordert teure, reichlich Energie verbrauchende Prozesse. Bei Pestiziden ist also entlang der gesamten Produktionskette von der Herstellung bis zur Entsorgung viel Energie nötig. 

Fazit: Glauben Sie nicht das Märchen von den klimafreundlichen Pestiziden!

Mehr Informationen

Zur Übersicht

BUND-Newsletter abonnieren!

BUND-Bestellkorb