Waldbränden vorbeugen

21. August 2023 | Klimawandel, Naturschutz, Wälder

2022 hat europaweit mehr Wald gebrannt als je zuvor. In der Klimakrise steigt das Risiko weiter. Wir sprechen mit dem Forstwissenschaftler Alexander Held vom European Forest Institute darüber, wie man Waldbrände verhindern kann.

Alexander Held Alexander Held leitet das Projekt „Waldbrand Klima Resilienz“ am European Forest Institute Bonn.  (WKR)

Welche ökologischen Auswirkungen haben Waldbrände in unseren Breiten?

Pauschal wird heute jeder Brand zur Katastrophe für unsere Ökosysteme erklärt. Entsprechend bekämpfen wir Brände mit viel Aufwand. Dabei gibt es Feuer, mit denen unsere Natur gut umgehen kann. Ich bin dafür genauer hinzusehen. Über welche Feuer an welchen Standorten reden wir?

Im Beelitzer Stadtwald brannten voriges Jahr 200 Hektar. Ein Großteil des übrig gebliebenen Totholzes wurde entfernt. Welche Rolle spielt Totholz bei Bränden? 

Anders als bei einem Brand 2019 hat man dort zumindest nicht wieder versucht, mit Kiefern aufzuforsten, sondern weite Bereiche der Naturverjüngung überlassen. Ganz schnell eine Brandfläche abräumen und das pflanzen, was vorher da war, das ist typisch deutsch. Um einen naturnahen, stabileren Wald zu bekommen, brauchen wir – gerade auf mageren Böden wie in Brandenburg – reichlich Totholz. Es schützt vor Verbiss, speichert Wasser und sorgt für Schatten und ein günstiges Mikroklima. Fachlich ist ganz unstrittig, dass wir im Wald mehr Totholz und den natürlichen Kreislauf der Nährstoffe zulassen müssen. Das gilt auch für Brandflächen. Verringern würde ich nur das dünne, leicht brennbare Totholz entlang von Waldwegen, die als Schutzstreifen dienen sollen und im Notfall von der Feuerwehr befahren werden.

In Beelitz wurden 130 Hektar Brandfläche komplett gerodet. Wie soll auf einem so trockenen Boden wieder Wald entstehen?

Da fragt man sich tatsächlich, ob die Verantwortlichen Forstwissenschaft studiert haben. Beim Borkenkäfer verfahren sie ja genauso und roden und räumen das Totholz mit schwerem Gerät fein säuberlich ab. Dabei wissen wir doch: Wald wächst im Wald, zumal bei den extremen Trockenzeiten, die wir heute erleben. Besonders arg wird es, wenn man selbst in Nationalparks fordert, das Totholz zu entfernen und breite Schutzstreifen anzulegen, wie 2022 nach einem Brand in der Sächsischen Schweiz. Da sollte man erklären, warum sich derlei in den Kernzonen der Nationalparks verbietet, auf wenigen Promille unserer Waldfläche. Außerdem wären die Nationalparks gut beraten, ein Konzept zu haben, falls es brennt. Abhängig vom Standort gilt: Je mehr sich ein Wald wieder zum Naturwald entwickeln darf, desto seltener und unschädlicher wird es darin brennen.

Was empfehlen Sie, um Waldbränden vorzubeugen?

Unser großes Ziel muss es sein, den CO2- Ausstoß und damit die Klimakrise drastisch zu bremsen. Tun wir das nicht, bleibt alles ein Herumdoktern am Symptom. Kurzfristig-technisch können wir ausgewählte Waldwege in parkähnliche Schutzzonen umwandeln, mit weniger Brandlast, viel Laubholz, auch Beweidung. Langfristig sollten wir unsere Wälder naturnäher und damit widerstandsfähiger machen. Ich bin wirklich bass erstaunt, wie wenige Störungen ich in alten Dauerwäldern sehe, ob durch Trockenheit, Brände oder Insekten. Wollen wir den nachwachsenden Rohstoff Holz naturverträglich erzeugen, bleibt nur dieses Modell. Dafür müssen wir den Wald endlich auf großer Fläche umbauen.

Redaktioneller Hinweis: Das Interview ist zuerst im BUNDmagazin 3/2023 erschienen. 

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