Vom Aussterben bedroht: Hoffnung für den Ostseeschweinswal

16. Februar 2022 | Meere

Lange wurde nicht genug für den Schutz der noch wenig verbliebenen Schweinswale in der zentralen Ostsee getan. In Schweden und Deutschland greifen nun endlich strengere Maßnahmen.

Neugieriger Schweinswal; Foto: iStock.com / BrendanHunter Neugieriger Schweinswal  (BrendanHunter / iStock.com)

Die Schweinswale in der zentralen Ostsee sind vom Aussterben bedroht. Jahrelang forderten Wissenschaftler*innen und der BUND vergeblich stärkere Maßnahmen zu ihrem Schutz. Jahrelang passierte wenig. Doch jetzt gibt es endlich einen Grund zum Aufatmen: Das EU-Parlament beschloss am Mittwoch, die Schweinswale in der Ostsee besser vor dem Ertrinken in Stellnetzen zu schützen.

Stellnetze gehören zu den sogenannten "Kiemennetzen", bei denen die Fische sich mit ihren Kiemendeckeln in den Maschen der Netze verfangen und nicht mehr befreien können. Für Schweinswale sind die Stellnetze eine tödliche Falle: Die kleinen Meeressäuger orientieren sich akustisch und können die dünnen Stellnetze nicht erkennen. Auf der Suche nach Futter verheddern sie sich und ertrinken. Für Deutschlands einzigen heimischen Wal sind Stellnetze die häufigste Todesursache.

BUND forderte seit langem strengere Maßnahmen

Um das zu verhindern, empfahl der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES), die Stellnetzfischerei in bestimmten Gebieten der deutschen, polnischen und schwedischen Ostsee einzuschränken. Außerdem empfiehlt der Rat, Schweinswale vermehrt mit akustischen Signalen von den Netzen fernzuhalten. Das geschieht über sogenannte "Pinger".

Schon im Sommer 2020 berichtete der BUND über die Forderung nach "Notfallmaßnahmen" für den Ostseeschweinswal, die der ICES an die Europäische Kommission gerichtet hatte. Zuerst sah es gut aus, doch dann wurde der Prozess durch eine unerwartete Wendung aufgehalten: Das Militär lehnte die Verwendung von Pingern ab, da diese angeblich militärische Sonarsysteme sowie die Unterwasserkommunikation und -navigation stören würden. Im Dezember 2021 forderte der BUND in einer Allianz von Umweltverbänden das Verteidigungsministerium auf, eine schnelle Lösung zu erarbeiten.

Durchbruch nach langen Verhandlungen

Ab sofort darf in einigen Schutzgebieten in Schweden, in denen sich die Schweinswale besonders häufig aufhalten, ganzjährig nicht mehr mit Schlepp- und Stellnetzen gefischt werden. Und auch in einigen Meeresschutzgebieten in der sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszone der deutschen Ostsee gibt es neue Regeln: Ab sofort dürfen dort von November bis Ende Januar keine Stellnetze mehr gestellt werden. Leider gilt dieses Verbot noch nicht für alle Schutzgebieten.

Diese Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt. Aber es müssen weitere Schritte folgen, denn die Schweinswale sind nach wie vor akut vom Aussterben bedroht. Die Population in der zentralen Ostsee zählt inzwischen nur noch weniger als 500 Individuen und jedes einzelne Tier ist für die Zukunft der kleinen Wale entscheidend. Deswegen müssen alle Schutzgebiete vollständig und ganzjährig für die Fischerei mit Stell- und Schleppnetzen geschlossen werden, damit unser einziger heimischer Wal eine Chance zum Überleben hat.

Zur Übersicht

BUND-Newsletter abonnieren!

BUND-Bestellkorb