Das Braunkehlchen findet sich gerade bei uns ein. Mehr als 5000 Kilometer ist es von jenseits der Sahara hierhergeflogen, um nun bis September zu bleiben. Schon ab Mitte Mai brüten die Weibchen in ihrem Bodennest Eier aus. Nach gut zwei Wochen Brutzeit füttern beide EItern den Nachwuchs mit Spinnen, Larven, Würmern oder kleinen Schnecken. Dafür benötigen Braunkehlchen strukturreiche, feuchte Wiesen oder Brachen, auf denen sie noch vor der Mahd brüten und ihre Jungen aufziehen können.
Erfolge möglich
Doch solche Lebensräume werden immer seltener. Wiesen werden intensiver bewirtschaftet, in Äcker umgebrochen oder überbaut. In Brandenburg sank die Zahl der Brutpaare so von rund 15000 vor zwanzig Jahren auf heute etwa 4500. Umso wertvoller die Erfolge des BUND-Auenzentrums in der Lenzener Elbtalaue: Seit hier ein Deich verlegt wurde und rund 400 Hektar Auwiesen regelmäßig von der Elbe überflutet werden, stieg die Zahl der Braunkehlchen-Reviere innerhalb von zehn Jahren von 15 auf 77.
Am Grünen Band im Raum Salzwedel nahm der Bruterfolg ebenfalls deutlich zu. Der BUND Sachsen-Anhalt arbeitet hier, auch im Rahmen des Projekts „Quervernetzung Grünes Band“, eng mit den Landwirt*innen zusammen. Kleine Pfähle als Ansitz sowie Prämien für eine späte Mahd erst im Juli helfen dem Braunkehlchen enorm. Vergangenes Jahr konnten 99 Reviere gezählt werden.
„Solche Vorhaben sind aufwendig, zeigen aber, wie wichtig eine gute Kooperation mit der Landwirtschaft und gegenseitiges Verständnis sind“, so Projektkoordinator Olaf Olejnik. „Dann ist es möglich, die historisch entstandene Vielfalt unserer Kulturlandschaft zu bewahren und zu stärken.“
Agrarwende nötig
Doch reichen solch punktuelle Hilfen bei Weitem nicht aus, um das Überleben von Braunkehlchen, Feldlerche oder Kiebitz großflächig zu sichern. Die EU-Agrarpolitik muss es Landwirt*innen erleichtern, vielfältige Wiesen und Weiden profitabel zu bewirtschaften und erst spät im Jahr zu mähen. Auch die jüngste Brüsseler Agrarreform geht hier nicht weit genug. Die nächste Reform steht erst 2028 an. Bis dahin werden wir uns weiter für einen nachhaltigen Wandel in der Landwirtschaft engagieren — und vor Ort neue Brutgebiete für das Braunkehlchen schaffen.
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