Unfall mit Pestizidgemisch

21. August 2019 | Umweltgifte, Landwirtschaft, Lebensräume, Flüsse & Gewässer

Ein Anhänger mit einem Pestizidgemisch ist am Montag in Rheinland-Pfalz havariert und hat Wasser und Boden verunreinigt.

In vielen Gewässern finden sich gefährliche Mikroschadstoffe; Foto: Hans / CC0 / pixabay.com Durch den Unfall wurde Wasser verunreinigt.  (Hans / pixabay.com)

Am vergangenen Montag havarierte in Rheinland-Pflanz ein Anhänger mit Pestiziden. Rund 1.000 Liter eines Gemisches sind in einen Fluss und ins angrenzende Erdreich gelaufen. Es handelt sich dabei um Kupferhydroxid, Difenoconazol, Pyraclostrobin, Boscalid und Thiacloprid.

Thiacloprid ist ein Insektizid aus der Klasse der Neonikotinoide. Thiaclopid gilt als gesundheitlich bedenklich und schädlich für den Naturhaushalt, unter anderem auch für Bestäuber. Im Mai hatte das Landwirtschaftministerium verkündet, sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass die Genehmigung des Wirkstoffs nicht erneuert wird.

"Für die Bevölkerung bestand zu keiner Zeit eine Gefahr", erklärte die Feuerwehr. Damit sich das Pestizidgemisch nicht weiter ausbreiten konnte, baute die Feuerwehr Barrieren auf und staute den Fluss. Sie flutete außerdem den gesperrten Bereich, um das verunreinigte Wasser so weiter zu verdünnen. Das betroffene Erdreich wurde abgetragen, hieß es.

Ist die Gefahr auch für Wasserorganismen und Insekten gebannt? Ausgetretene Pestizide können schließlich die Gewässer belasten, da einige darunter extrem wasserlöslich sind und Gewässer leicht verunreinigen können. Sie können außerdem einen großen Einfluss auf Wasserorganismen und Insekten haben. 

Bereits jetzt sind Gewässer mit Pestiziden belastet. Insbesondere Neonikotinoide sind sehr leicht wasserlöslich. Ihr Eintrag geschieht vorwiegend aus der Landwirtschaft, wie die Daten zeigen, die die Bundesländer an 24 Messstellen in Deutschland erhoben haben. Dabei wurden die im Rahmen der Umweltqualitätsnorm festgelegten Grenzwerte beispielsweise für Imidacloprid, einem von Bayer hergestellten Neonikotinoid, an sieben Messstellen überschritten.

Zum Schutz der Umwelt müssen Pestizide reduziert werden

Bereits im Mai 2019 war es zu einem ähnlichen Unfall gekommen. Dabei gelangten Fungizide in die Umwelt. Um die Gefahren in Zukunft zu bannen, muss die Menge an Pestiziden deutlich reduziert werden. Neue wissenschaftliche Studien belegen das Potenzial zu einer sofortigen Reduktion von Pestiziden ohne signifikante Ertragseinbußen.   

Die Europäische Pflanzenschutzverordnung schreibt das Prinzip des integrierten Pflanzenschutzes vor, das den Einsatz von chemisch-synthetischen Mitteln nur als letztes Mittel und unter Beachtung von Schadschwellen vorsieht. Diese Vorgaben werden jedoch nicht konsequent umgesetzt. 

Der BUND fordert: sofortige Aufklärung und Transparenz bei Unfällen! Alle vorhandenen Informationen wie die genauen Wirkstoffe und die Zusammensetzung des ausgetretenen Gemischs müssen in Zukunft sofort veröffentlicht werden. Nur so ist eine unabhängige Folgenabschätzung und Gefahrenbewertung möglich.

Generell fordert der BUND die deutliche Reduktion der Pestizidmenge und ein Verbot von besonders gefährlichen Wirkstoffen. Das Zulassungsverfahren für Pestizide muss stark verbessert werden, um Mensch und Umwelt zukünftig besser vor Risiken zu schützen.

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