Umweltverbände legen Kernforderungen für ein Aktionsprogramm Oder vor

26. August 2022 | Flüsse & Gewässer, Naturschutz

Vor dem Hintergrund der Oder-Umweltkatastrophe, die zu einem dramatischen Sterben von Fischen, Muscheln und anderen Tieren im Fluss geführt hat, haben die im „Aktionsbündnis lebendige Oder“ zusammengeschlossenen Umwelt- und Naturschutzorganisationen Eckpunkte zur Wiederherstellung und ökologischen Verbesserung der Oder vorgestellt. Darin fordern die Bündnisorganisationen, zu denen auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) gehört, von den Fluss-Anrainerstaaten Tschechien, Polen und Deutschland insbesondere einen sofortigen Ausbaustopp der Oder, eine konsequente Verbesserung der Gewässerüberwachung sowie eine Schaffung langfristiger Finanzierungsgrundlagen. Die Krise müsse als Chance genutzt werden, um die Oder in Zukunft widerstandsfähiger gegen menschengemachte Umwelteinflüsse zu machen, so das Bündnis. 

Vergleichbare Umweltkatastrophen wie der Sandoz-Chemieunfall am Rhein haben gezeigt, dass sich Fließgewässer relativ schnell erholen können, wenn entschieden gehandelt wird. „Der Ausbau der Oder muss sofort gestoppt werden. Die Bauarbeiten strapazieren den Fluss zusätzlich zum zunehmenden Niedrigwasser und den heißen Sommermonaten. Damit die Oder endlich in einen guten ökologischen Zustand kommen kann, muss die Umweltkatastrophe jetzt politisch lückenlos aufgeklärt werden. Dafür sind die Behörden in der Pflicht, alle relevanten Einflussfaktoren und Maßnahmen offenzulegen und sie auf den Prüfstand zu stellen. Das, was an der Oder passiert ist, darf sich nicht wiederholen“, sagt Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND. 

Mit Blick auf den Deutsch-Polnischen Umweltrat am 29. August fordern die beteiligten Organisationen daher die Erarbeitung eines umfassenden „Aktionsprogramms Oder“ und sehen bei den Anrainerstaaten Tschechien, Polen und Deutschland die Verpflichtung, mit Hilfe eines ökologischen Gesamtkonzepts für die Oder die Flusslandschaft in den nächsten fünf Jahren deutlich und nachhaltig zu verbessern. 

„Gewässerschutz muss auf der politischen Agenda nach ganz oben. Es braucht intakte Fluss-Ökosysteme. Denn Flüsse, die begradigt oder gestaut sind, leiden viel stärker unter Dürre und Hitze. Die Oder-Katastrophe ist ein Weckruf. Es muss jetzt Schluss sein mit Pestiziden, Düngemitteln, Industrieabwässern in unseren Flüssen und dem weiteren Ausbau der Binnenschifffahrtswege. Der EU-Auftrag, unsere Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, muss sofort und mit hohem Nachdruck umgesetzt werden“, erklärt Bandt.

Hintergrund: Die Oder ist einer der letzten frei fließenden und naturnahen Flüsse in Europa und als einziger großer, mitteleuropäischer Fluss bis zur Mündung auf 500 km ohne Staustufe verbaut. Umsäumt von Weichholzauenwäldern ist der Strom bislang wichtiger Lebensraum für bedrohte und geschützte Arten. Deutsch-polnische Pläne zur Stromregelungskonzeption und Vertiefung der Fahrrinne setzen Oder und ihr Ökosystem jedoch verstärkt unter Druck. Daher setzen sich seit 2016 gemeinsam mit ihren polnischen Partnern zehn deutsche Umwelt- und Naturschutzorganisationen im „Aktionsbündnis lebendige Oder“ für einen ökologischen Hochwasserschutz an der Oder ein. Ziel ist es, sowohl den grenzüberschreitenden Schutz vor Hochwasser durch die geplanten Vorhaben zu verbessern, als auch sie in Einklang mit der EU-Umweltgesetzgebung zu bringen.

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