Trocknen wir aus?

06. Juli 2023 | Flüsse & Gewässer, Klimawandel, Suffizienz

Auf der Elbe können keine Schiffe fahren, im Süden Deutschlands muss früher geerntet werden und der Borkenkäfer wütet wieder. Sind das Einzelfälle oder schon ein Muster? Viele Menschen sorgen sich jedenfalls um Klima und Wasser. Das hat unsere aktuelle Umfrage ergeben. Aber stimmt es überhaupt, dass es bei uns immer trockner wird?

Ein ausgetrockneter See in Franken. Die Folgen von Trockenheit sind gut an Oberflächengewässern zu sehen.  (Jörg Farys)

Sobald Temperaturen steigen, der Regen ausbleibt und Trockenheit um sich greift, wird wieder eifrig diskutiert. Ist es zu heiß, wird schnell die Klimakrise beschuldigt. Dabei ist es äußerst schwierig, Witterungsereignisse im Kontext Klimawandel einzuordnen. Der Deutsche Wetterdienst versucht es regelmäßig und meldete den zweitsonnigsten Juni sei Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dazu kamen relativ hohe Temperaturen, regionaler Starkregen, aber auch extreme Trockenheit im Südwesten und Norden Deutschlands.

Wenn wir wirklich wissen wollen, wie es um unsere Wasserressourcen steht, brauchen wir leider viel Geduld. Wir müssen noch längere Zeiträume betrachten und unseren Blick statt nach oben nach unten richten. Denn unter unseren Füßen spielt sich das Drama ab.

Böden sind Wasserspeicher

Wer an Böden denkt, hat etwas Festes vor Augen. Tatsächlich besteht Boden zur Hälfte aus Luft. Wenn Niederschlag fällt, füllen sich diese Hohlräume mit Wasser. Der Boden ist dadurch der ideale Wasserspeicher: schnell aufnehmend, langsam abgebend. Doch dieser Vorrat ist erschöpft. 

Obwohl der UFZ-Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung für den Oberboden genügend pflanzenverfügbares Wasser anzeigt, herrscht in den unteren Bodenschichten immer noch Dürre. Dort haben einzelne Niederschlagsereignisse weniger Einfluss. Es ist das natürliche Langzeitgedächtnis, dass ein detailliertes Bild der letzten Jahre liefert, die insgesamt viel zu trocken waren.

Es geht noch tiefer: Grundwasser

Wenn man den Wasserhahn aufdreht, finden wir allerdings oft anderes Wasser vor: das Grundwasser. Rund drei Viertel des deutschen Trinkwassers stammt aus Grundwasserbrunnen. Wir zapfen damit eine Ressource an, die mehrere hundert oder tausende Jahre in der Tiefe verweilt und sich nur langsam wieder auffüllen kann.

Ein Blick auf Deutschland zeigt, dass die Grundwasserstände insgesamt sinken. Das ist ein deutliches Alarmsignal, da wir erst vergleichsweise kurz Grundwasser im großen Stil nutzen. Sogar der globale Verlust an Grundwasser wirkt sich aus. So verschiebt sich die Erdachse und der Meeresspiegel steigt zusätzlich. Auch wenn die Effekte gering sind, zeigt es, dass eine hohe Grundwassernutzung nicht nur ein lokales Problem ist.

Keine Ausnahmen für wassernutzende Wirtschaft

Die großen Wasserverbraucher sind Energieversorger, Bergbau, verarbeitendes Gewerbe und zunehmend die Landwirtschaft. Abhängig vom Bundesland müssen diese Wirtschaftszweige sich gar nicht oder nur in geringem Maß an Förderung und Entsorgung beteiligen. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland wünscht sich höhere Abgaben für Unternehmen, die viel Wasser verbrauchen. Das zeigt ebenfalls unserer Umfrage. In der Nationalen Wasserstrategie der Bundesregierung muss das unbedingt berücksichtigt werden.

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