So steht es um die Luftqualität in deutschen Städten

24. Juni 2021 | Mobilität, Umweltgifte

Schadstoffe in der Luft sind ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko. Die EU-Umweltagentur veröffentlicht nun ein Ranking von 320 europäischen Städten. Deutschland schneidet dabei nicht gut ab.

Luftqualität in deutschen Städten  (Klicken Sie hier für eine interaktive Version der Karte)

Deutschland ist ein Autoland. Daran hat sich trotz Klimakrise und der Arbeit von zahlreichen Initiativen und NGOs wie dem BUND leider wenig geändert. Im Gegenteil: Immer mehr Autos verstopfen unseren Straßen.

Seit mehr als zehn Jahren steigt die Zahl zugelassener Pkw in Deutschland. Rund 48,2 Millionen Autos waren laut Kraftfahrtbundesamt im Januar 2021 gemeldet. Das sorgt für gesellschaftlichen Sprengstoff, denn die Autos brauchen Platz, der anderen Verkehrsteilnehmern fehlt – vor allem in den Städten.

Doch es gibt noch ein anderes gravierendes Problem: die Luftverschmutzung. Gerade in Städten ist sie oft immens – und verantwortlich dafür ist auch der Autoverkehr.

Kohlendioxid, Stickoxide, Kleinstpartikel durch Reifenabrieb: Die Liste der Schadstoffe, die durch Autos in unsere Lungen gelangen, ist lang. Da verwundert es nicht, dass deutsche Städte im europäischen Vergleich schlecht abschneiden, wenn es um die Luftqualität geht.

Dicke Luft in deutschen Städten 

Erst vergangene Woche veröffentlichte die EU-Umweltagentur (EEA) eine Luftqualitäts-Rangliste mit mehr als 320 untersuchten Städten in Europa. Auf die vordersten Plätze schafften es das schwedische Umea, Tampere in Finnland sowie Funchal auf Madeira und Estlands Hauptstadt Tallinn. 

Auch 52 Städte aus Deutschland wurden im Zeitraum 2019/20 untersucht. Die sucht man in den Top Ten allerdings vergeblich. Die noch beste Luft atmen die Göttinger*innen auf Rang 29. Besonders schlechte Luft atmen die Berliner*innen: Die Haupstadt landet weit abgeschlagen auf Platz 219.

Doch es geht hier nicht lediglich um einen Sauberkeitswettbewerb. Luftverschmutzung durch Feinstaub, Stickoxide und bodennahes Ozon ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko. So schätzt die EEA, dass allein im Jahr 2018 mehr als 400.000 Menschen in Europa vorzeitig an den Folgen dieser Schadstoffe verstarben, darunter auch Zehntausende in Deutschland. Die WHO rät seit langem zu strengeren Grenzwerten für Feinstaub. Die Europäische Kommission weigert sich aber bislang, diese zu überarbeiten.

Dabei sind die gravierenden Gesundheitsrisiken bekannt. Studien  haben gezeigt, dass Schadstoffe nicht nur Lunge und Atemwege schädigen. Vielmehr können sämtliche Organe des menschlichen Körpers durch Luftverschmutzung Schaden nehmen.  So warnt die EAA vor möglichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schäden an Leber und Milz durch Stickstoffoxide und zahlreichen weiteren Schädigungen.

Die Lösung heißt sozialökologische Mobilitätswende

Auch die Bundesregierung bewegt sich bislang nicht. Dabei ist längst klar, dass es eine sozialökologische Mobilitätswende braucht – und das nicht nur zum Schutz der Gesundheit. "Wirksamen Klimaschutz, nachhaltige Mobilität und Städte für Menschen statt für Autos erreichen wir nur mit weniger Ressourcenverbrauch und einer Halbierung der Zahl der Autos bis 2030. Alle Bundesstraßen in den Städten und Ortschaften müssen Radwege bekommen. Auf innerörtlichen Straßen muss es mehr Platz für Rad-, Fuß- und öffentlichen Verkehrs geben", verkündete BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock zuletzt am Weltfahrradtag.

Der BUND setzt sich deshalb für eine nachhaltige Mobilität mit deutlich weniger Autos ein – insbesondere dort, wo Pkws nicht dringend benötigt werden.

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