Es ist etwas Besonderes, eine verloren geglaubte Art wieder zu entdecken − eine Art, die in einem Gebiet schon ewig nicht mehr gesichtet wurde und als ausgestorben galt. Meist tauchen solche Tiere und Pflanzen bei einem wissenschaftlichen Monitoring oder der Begutachtung von Renaturierungsmaßnahmen wieder auf. Etwas anders lief es beim Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle), einer in Deutschland stark gefährdeten Schmetterlingsart.
Michael Bäumler, ein Schmetterlingsspezialist und BUND-Naturschutz-Aktiver, entdeckte die Art zufällig bei einer Wanderung am Grünen Band Bayern-Tschechien. Bäumler war im Tal der Kalten Moldau bei Haidmühle unterwegs und fotografierte Pflanzen und Insekten in dem renaturierten Moor- und Feuchtwiesengebiet. Rein zufällig flatterte ihm dabei der Blauschillernde Feuerfalter vor die Linse – mit seinen leuchtend orangenen Flügeln, die an der Oberseite metallisch-violett schillern, ist die Art für einen Schmetterlingsspezialisten unverwechselbar. Bäumlers Entdeckung ist der erste Nachweis auf der bayerischen Seite des Grenzgebiets und ein großartiger Wiederfund für den Bayerischen Wald.
Wie kam der Blauschillernde Feuerfalter zurück nach Bayern?
Naturschützer*innen hatten die Schmetterlingsart in den 1990er Jahren bei Nové Údolí auf der tschechischen Seite der Grenze wieder angesiedelt. Der Falter hatte dort gut Fuß gefasst und weitete seinen Lebensraum über die Grenze hinweg nach Bayern unbemerkt aus.
Grundsätzlich besiedelt der Blauschillernde Feuerfalter Feucht- und Moorwiesen. Er benötigt vor allem eine Pflanze: den Schlangen-Knöterich mit seinen rosafarbenen Blüten. Nur an den Blättern dieser Pflanze legt das Weibchen seine Eier ab, und nur von ihr ernähren sich die Raupen. Ohne Schlangen-Knöterich gibt es also auch keinen Blauschillernden Feuerfalter.
Dieser spezielle Ort birgt jedoch eine Menge Gefahren für den kleinen Falter. Da Eier und Raupen des Schmetterlings an den Blättern der Pflanze sitzen, werden sie leicht weggemäht oder von Weidetieren mitgefressen. Die Falterart kann also nur in brachliegenden oder wenig genutzten Gebieten auf Dauer überleben.
Ein Refugium für bedrohte Arten
Die Moor- und Feuchtwiesenflächen bei Haidmühle, wo Michael Bäumler den Sensationsfund machte, sind Teil des großen Moorschutzprojekts "LIFE for MIRES". Der Bund Naturschutz in Bayern betreut im Rahmen des Projekts drei Gebiete auf bayerischer Seite. Im Raum Haidmühle wird seit den 1990er Jahren das in Bayern von der Fläche her umfangreichste Landschaftspflegekonzept umgesetzt: "Bischofsreuter Waldhufen" – ermöglicht durch eine intensive Zusammenarbeit von Gemeinden und Verbänden. In den letzten Jahren werden Schutzstrategien verstärkt auch grenzüberschreitend abgestimmt.
Die Naturschützer*innen pflegen hier ein wertvolles Feinmosaik von unterschiedlichen Lebensräumen: feuchte und trockene Flächen, Magerwiesen und nährstoffreichere Bereiche, Gebiete mit Felsen und mit Hecken. Dieses Netzwerk an Flächen bietet auch solchen Tierarten eine Chance, die unterschiedliche Lebensräume in ihren verschiedenen Lebensphasen brauchen.
Schmetterlinge etwa benötigen blütenreiche Wiesen, um sich am Nektar zu laben. Für die Eiablage und als Futter für ihre Raupen brauchen sie typische Moorpflanzen. Das Gebiet um Haidmühle an der tschechischen Grenze bietet die notwendigen Rahmenbedingungen – kein Wunder, dass sich der Blauschillernde Feuerfalter entschied, hier sesshaft zu werden.
BUND-Einsatz für seltene Arten geht weiter
Von der einzigartigen Landschaft und seiner Naturschutzpflege profitieren auch viele weitere Arten wie der Hochmoorlaufkäfer, die Waldbirkenmaus, das Birkhuhn und der Hochmoorgelbling – eine andere bedrohte Schmetterlingsart.
Im Rahmen des Projektes "Quervernetzung Grünes Band" schaffen wir ausgehend vom Grünen Band ökologische Korridore und Trittsteine in die umgebende Landschaft. Damit sich seltene und gefährdete Arten wie der Blauschillernde Feuerfalter über das Grüne Band hinaus ausbreiten können und wieder geeignete Lebensräume finden. So ein Zufallsfund wie der von Schmetterlingsexperte Michael Bäumler bleibt dann in Zukunft hoffentlich kein Einzelfall mehr.
Das Projekt "Quervernetzung Grünes Band" wird im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.