Kreuzotter ist Reptil des Jahres 2024

25. November 2023 | Lebensräume, Naturschutz, Grünes Band

Die Kreuzotter ist in Deutschland stark gefährdet. Doch am Grünen Band gibt es Gebiete, in denen die Bedingungen für die Kreuzotter optimal sind.

Kreuzotter Normalerweise sind Kreuzottern eher bräunlich gefärbt. Gerade in kühleren Gebieten wie Mooren und Gebirgen nehmen viele erwachsene Kreuzottern aber eine Schwarzfärbung an. So können sie noch besser Wärme tanken. Höllenotter heißt diese Variante, im Alpenraum auch Bergviper.  (Paul Hien)

Die Kreuzotter ist an ihrem Zick-Zack-Band auf dem Rücken gut erkennbar. Kreuzottern gehören zu den Vipern und sind damit giftig. Der Biss einer Kreuzotter ist für Menschen aber nur in Ausnahmefällen lebensbedrohlich. Trotzdem sollte man niemals eine Kreuzotter reizen oder gar anfassen, denn sie kann blitzschnell zuschnappen.

Kreuzotter kann sich an nördliches Klima anpassen

Kreuzottern sind wie alle Reptilien wechselwarm. Sie kann ihre Körpertemperatur also nicht selbst regulieren und muss sich regelmäßig in der Sonnen baden. Als Anpassung an das nördliche Klima kann sie ihren Körper verbreitern, indem sie die Rippen aktiv abspreizt. Die dann größere Körperoberfläche kann beim Sonnen mehr Wärme aufnehmen. So nutzt sie effektiv die wenige Sonnenstrahlung, die da ist. Hat sie genug Sonne getankt, wird sie aktiv und geht auf Nahrungssuche. 

Das macht die Kreuzotter im Winter

Ab Mitte oder Ende Oktober verkriecht sich die Kreuzotter in ein Versteck unter Baumwurzeln oder in Felsspalten. Dann verfällt sie in eine mehrmonatige Kältestarre. Je nach Witterung und Höhenlage erwacht die Kreuzotter ab Mitte Februar bis April und geht auf Suche nach Nahrung und wärmender Sonne. Außerdem brütet die Kreuzotter ihre Eier im Mutterleib aus. So hat sie ihren ungeborenen Nachwuchs ständig beim Sonnenbaden dabei. Würde sie, wie die meisten anderen Schlangen, ihre Eier in einem Nest ablegen, bekämen diese zu wenig Wärme, um sich rechtzeitig zu entwickeln.

Lebensraum der Kreuzotter schwindet

Die Kreuzotter ist in Deutschland stark gefährdet. Sie ist abhängig von geeigneten Sonnenplätzen, um Wärme und Energie zu tanken. Doch solche Plätze werden immer seltener. Weite Teile der Landschaft werden nicht mehr gepflegt, sie verbuschen oder wachsen beispielsweise mit Fichten oder Kiefern zu. Viele Heidegebiete und Waldrandstrukturen werden zudem bebaut oder zu intensiv bewirtschaftet, so dass auch hier kein Platz mehr für Kreuzottern und andere Schlangen ist. 

Gebiete sind zu weit voneinander entfernt

Die Gebiete, in denen sich Kreuzottern wohlfühlen, sind oft zu weit voneinander entfernt. Die Tiere sind daher in einem kleinen Lebensraum eingeschlossen und treffen kaum andere Kreuzottern, mit denen sie sich fortpflanzen können. Paaren sie sich aber immer wieder mit den gleichen Artgenossen und dem eigenen Nachwuchs, leidet der Bestand an Inzucht und wird anfälliger für Krankheiten. Leben in einem Gebiet zu viele Wildschweine und andere Fressfeinde, spüren diese relativ viele Kreuzottern in ihren Winterquartieren auf, und die Schlangen sind in ihrer Winterstarre eine leichte Beute. Das führt dazu, dass die Kreuzotter und andere Schlangenarten langsam verschwinden.

Kreuzotter im Grünen Band heimisch

Das Grüne Band bietet der Kreuzotter Lebensräume, in denen sie optimale Bedingungen hat. Eines der Gebiete ist Rothbachthal im inneren Bayerischen Wald. Hier wurden auf mehreren Flächen im Auftrag des BUND Naturschutz in Bayern eine große Menge Fichten entfernt. Die Bäume würden zu viel Schatten auf das Zuhause der Kreuzotter werfen, darunter Magerrasen und Zwergstrauchheiden. Würde man die Fichten nicht fällen, würden diese Landschaftselemente ganz verschwinden. Stattdessen bieten nun mehrere neu angelegte Asthaufen sowie freigestellte Fels- und Steinstrukturen Verstecke für die Kreuzotter. Hier kann sie sich nach den Sonnenbädern zurückziehen.

Auch reaktivierten die Naturschützer*innen Wassergräben oder gestalteten sie um. So erhält ein Teil der Fläche ihren verlorengegangenen Moorcharakter zurück. Im Rahmen des Projektes "Quervernetzung Grünes Band" wurden zusätzlich Teiche angelegt oder renaturiert.

Dass die Gegend jetzt viel mehr Wasserfläche aufweist als vorher, gefällt auch  den Grasfröschen, Bergmolchen und anderen Amphibien, die sich hier ausgiebig vermehren. Davon profitieren auch die Kreuzottern, denn sie finden hier jetzt genügend Nahrung: Amphibien gehören zu ihren Lieblingsspeisen, speziell bei jungen Kreuzottern.

Sichere Rückzugsorte am Grünen Band

In der nördlichen Altmark bei Arendsee am Grünen Band hilft die Wiederherstellung von Heideflächen der Kreuzotter. Auch hier wurde Gehölz entfernt und mehr Sonnenplätze für die Kreuzotter geschaffen. Zusätzlich wurden neue Versteckplätze und Winterquartiere im Grünen Band angelegt. Eine Einzäunung stellt sicher, dass die Tiere in Ruhe überwintern können, ohne Wildschweinen und anderen Raubtieren zum Opfer zu fallen. Dieser Abschnitt des Grünen Bandes ist eine der letzten Rückzugsorte für die Kreuzotter.  

Das Projekt "Quervernetzung Grünes Band" wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.

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