Schweinefleisch: Billig ist teuer!

09. Juni 2017 | Massentierhaltung, Landwirtschaft

Immer häufiger wird Fleisch aus Intensivtierhaltung zu Niedrigstpreisen in Discountern verramscht. Zuletzt hat ein Angebot von Aldi-Süd für Schweinesteaks im Internet große Kritik hervorgerufen: Aldi verkaufte 600 Gramm Schweinesteak für nur 1,99 Euro. Auf Facebook kommentierten viele Nutzer*innen, dass sie diese Art von Billigfleisch satt haben. BUND-Expertin Katrin Wenz klärt auf, wie berechtigt diese Kritik ist.

Schweinefleisch; Foto: Hans / CC0 / pixabay.com Billiges Schweinefleisch kommt in Wahrheit teuer zu stehen.  (Hans / pixabay.com)

Wie teuer ist das Schweinesteak wirklich?

Zunächst erscheint ein Preis von unter zwei Euro an der Ladentheke sehr günstig. Doch in Wahrheit ist er alles andere als billig, sondern teuer – denn wir zahlen für das Billigfleisch mehrfach.

Mit unseren Steuern für Agrarfördermittel zahlen wir indirekt für dessen Produktion. Hinzu kommen die Kosten für die Umweltschäden, die durch die agrarindustrielle Produktion entstehen. Tatsächlich kommt uns "billig" in diesem Fall also teuer zu stehen.

Für die Umwelt schädlich ist Billigfleisch gleich in mehrerer Hinsicht:

  • Die Billigproduktion von Fleisch macht Tiere krank. Für 110 Kilogramm schwere Mastschweine ist eine Stallfläche von 0,75 Quadratmetern vorgesehen. Die Tiere werden krank – daher bekommen sie oft Antibiotika: In Niedersachsen betrifft das etwa 77 Prozent der Schweine. Mehr Antibiotika führen zu mehr Antibiotika-Resistenzen. Davon sind nicht nur die Tiere, sondern auch wir Menschen betroffen.
  • Die Intensivtierhaltung ist schlecht fürs Klima. Weltweit gehört die Tierhaltung mit 18 Prozent der Treibhausgasemissionen zu den Hauptverursachern der globalen Erwärmung.
  • Die industrielle Landwirtschaft verschwendet Ressourcen. Um bei unserem Aldi-Steak zu bleiben: Für die Produktion von 600 Gramm Schweinefleisch werden 390 Gramm Soja und viele andere Futtermittel wie Getreide benötigt. Allein für den Anbau des Sojas werden – meist in Südamerika – sehr große Flächen in Anspruch genommen: in unserem Beispiel 19,2 Quadratmeter Fläche, die außerhalb Deutschlands liegen. Für ein Steak! Hinzu kommt die Fläche für den Futteranbau in Deutschland. Und ein hoher Wasserverbrauch: Fast 3.600 Liter allein für ein simples Schweinesteak. Insgesamt verbraucht die industrielle Landwirtschaft weltweit etwa 70 Prozent des Süßwassers.
  • Die Fleischproduktion belastet das Grundwasser. 27,1 Millionen Schweine werden in Deutschland gehalten. Pro Mastplatz entstehen jährlich 1,5 Kubikmeter Gülle. Das sind in Deutschland alleine durch die Schweinehaltung 42.150.000 Kubikmeter Gülle. Die intensiv wirtschaftenden Betriebe haben nicht genug Fläche, um diese Wirtschaftsdünger auszubringen. Überdüngung belastet das Grundwasser und verursacht jährliche Kosten von 230 bis 300 Euro pro Hektar. Mit Nährstoffen wie Nitrat belastetes Grundwasser kann nicht als Trinkwasser verwendet werden, ohne verdünnt oder chemisch aufbereitet zu werden. Einer Studie des Umweltbundesamts zufolge belaufen sich die Zusatzkosten der Wasserwerke auf bis zu 767 Millionen Euro im Jahr. Die Wasserrechnung für einen Vier-Personen-Haushalt erhöht sich dadurch um bis zu 134 Euro im Jahr

Die politisch Verantwortlichen müssen handeln

Aldi hat inzwischen Stellung zu den Vorwürfen genommen und beruft sich bei seiner Verteidigung auf sein Engagement in der Brancheninitiative "Tierwohl". Doch das ist nicht genug! Aus Sicht des BUND sind solche Initiativen der Branche nicht vertrauenserweckend. Eine verpflichtende staatliche Kennzeichnung ist am besten geeignet, um Transparenz zu schaffen.

Wir brauchen einen umfassenden Umbau hin zu ökologischerer Tierhaltung, tiergerechten Ställen und mehr Weidehaltung statt der Produktion von Billigfleisch. Nicht irgendwann, sondern jetzt!

Was können Verbraucher*innen tun?

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