Schuppenschwänze, Winterlibellen und Co – Frühjahrsboten in der Hohen Garbe

22. April 2020 | Flüsse & Gewässer, Lebensräume

Ein Urzeitkrebs kehrt zurück – und mit ihm viele weitere Tiere. Die Renaturierungsmaßnahmen im BUND-Projekt "Lebendige Auen für die Elbe" tragen damit weitere Früchte.

Flutrinne in der Hohen Garbe Typisches Flachwasser in der Auenlandschaft, in denen sich derzeit Schuppenschwänze und unzählige Insektenlarven tummeln.  (Dieter Damschen)

Ein uralter Krebs ist wieder da: Gut zwei Wochen, nachdem das Elbwasser durch eine kürzlich vom BUND-Auenzentrum Burg Lenzen angeschlossene Flutrinne in die Hohe Garbe geströmt ist und mit sinkenden Pegelständen wassergefüllte Senken zurückgelassen hat, besiedeln nun eine Vielzahl von Urzeitkrebsen, die Schuppenschwänzen, die Flachwasserbereiche in dem Gebiet.

Auch Winterlibellen, die Larven von Köcherfliegen und vielen anderen Insekten sowie Amphibien wie Erdkröten, Moorfrösche und Kammmolche sind Frühjahrsboten in den neu entstandenen Lebensräumen. Die Baumaßnahmen im Projekt "Lebendige Auen für die Elbe" zeigen also erste Wirkungen, ganz im Sinne des Bundesprogramms Biologische Vielfalt. In diesem Rahmen wird das Projekt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert.

Der Schuppenschwanz in der Hohen Garbe

Haben Sie schon vom Schuppenschwanz gehört? Der wenige Zentimeter große Krebs gehört zu den Kiemenfußkrebsen, einer sehr alten Krebsfamilie, die schon seit 500 Millionen Jahren auf der Erde lebt und vor allem in Auen- und anderen temporären Gewässern vorkommt.

Angepasst an die speziellen Bedingungen in seinem Lebensraum, verträgt der Schuppenschwanz den Wechsel zwischen Trockenheit und Wasser gut. Seine Eier können in trockenen Zeiten viele Jahre schlupfbereit im Boden auf Überflutungen warten.

In Sachsen-Anhalt gilt der Schuppenschwanz als gefährdet, da geeignete Gewässer infolge von Entwässerung der Landschaft sowie durch die Trennung von Aue und Fluss durch Deiche mehr und mehr verschwunden sind.

Auch Fische, Fledermäuse und Vögel profitieren

Nicht nur der Schuppenschwanz profitiert von der reaktivierten Flutrinne, sondern er kann als Vorbote für viele andere typische Tieren in einer Auenlandschaft gesehen werden. "Wasser ist Leben", so bringt es Dieter Leupold vom BUND-Auenzentrum auf den Punkt. "In den, durch das Projekt entstandenen Flachwasserbereichen können sich unter der Frühlingssonne kleinzellige Algen und in der Folge Wasserflöhe sehr gut entwickeln. Sie bieten dem Schuppenschwanz ausreichend Nahrung. Er steht dabei stellvertretend für unzählige Insektenlarven, die ebenfalls von den guten Bedingungen profitieren. Die kleinen Larven und später auch die geschlüpften Insekten bieten eine hervorragende Nahrungsgrundlage für andere Tiere und geben damit einen wichtigen Anstoß für weitere Entwicklungen in der Hohen Garbe."

Fische, Fledermäuse und Vögel werden in der Hohen Garbe einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Insbesondere Watvögel, die im Frühjahr auf dem Weg in ihre Brutgebiete einen Zwischenstopp in den Elbauen einlegen, können ihre Energiereserven dort bestens auftanken.

Ebenfalls gesichtet: Libellen und Molche

Auch zahlreiche Winterlibellen wurden bereits im Sonnenschein bei der Eiablage an den neu entstandenen Gewässern beobachtet. Die Winterlibelle ist die einzige heimische Libellenart, die als ausgewachsenes Insekt überwintert. Nun nutzen die Tiere die ersten warmen Frühlingstage zur Eiablage.

Dieter Leupold hat auch schon einen Kammmolch entdeckt, der ausgewachsen einem kleinen Wasserdrachen gleicht.  "Zusammen mit den laichenden Erdkröten und Braunfröschen machen all diese Arten Vorfreude auf Vielfalt in der Hohen Garbe und sind eindrucksvolle Belege für die Wirksamkeit der Maßnahmen zur Redynamisierung der Auenlandschaft in der Hohen Garbe", fasst der Koordinator für Naturschutz im Projekt "Lebendige Auen für die Elbe" zusammen.

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