Rückkehr nach Jahrhunderten? Wildkatze in Schleswig-Holstein gesichtet

20. Mai 2025 | Wildkatze, Naturschutz, Wälder

Es ist eine kleine Sensation für den Naturschutz: Erstmals seit Jahrhunderten gehen Fachleute davon aus, eine Europäische Wildkatze wieder in Schleswig-Holstein nachgewiesen zu haben.

 (Landesamt für Umwelt des Landes Schleswig-Holstein)

Am 22. März 2025 tappte im Kreis Herzogtum Lauenburg eine Wildkatze in eine Wildkamera des Landesamtes für Umwelt Schleswig-Holstein (LfU), die eigentlich zur Dokumentation von Wolfsbeständen aufgestellt war. Auf dem Bild sind die typischen Merkmale der seltenen Waldbewohnerin deutlich zu erkennen – insbesondere der buschige, schwarz geringelte Schwanz mit stumpfer Spitze, der sie von Hauskatzen unterscheidet.

Status: ausgestorben?

Die Art galt in Schleswig-Holstein seit Langem als ausgestorben. Historische Hinweise wie Skelettfunde aus der Wikinger-Siedlung Haithabu belegen jedoch, dass die Wildkatze einst Teil der heimischen Tierwelt war. Das Landesamt hatte bereits zuvor aus verschiedenen Regionen im Kreis Hinweise erhalten, die auf das Vorkommen einer Wildkatze hindeuteten.

Doch so erfreulich der aktuelle Nachweis ist – um mit letzter Sicherheit bestätigen zu können, dass es sich tatsächlich um eine Europäische Wildkatze und nicht um eine verwilderte Hauskatze oder einen Hybrid handelt, ist ein genetischer Nachweis notwendig.

Zudem kann ein einzelnes Foto nicht belegen, ob sich das Tier dauerhaft in Schleswig-Holstein ansiedeln wird oder lediglich auf Wanderschaft war. Das bisher sicher dokumentierte nördlichste Verbreitungsgebiet der Wildkatze endet bislang in der Lüneburger Heide; die Elbe stellte bisher eine natürliche Barriere für eine weitere Ausbreitung dar.

Der BUND engagiert sich seit Jahrzehnten für die Wildkatze

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) setzt sich seit über 20 Jahren intensiv für den Schutz der Europäischen Wildkatze ein. Ziel ist es, die natürlichen Lebensräume der scheuen Tiere wieder miteinander zu vernetzen – durch sogenannte „grüne Korridore“, die den Wildkatzen eine gefahrlose Ausbreitung ermöglichen. Im aktuellen Großprojekt „Wildkatzenwälder von morgen“ ist der BUND in zehn Bundesländern aktiv – unter anderem auch in Niedersachsen, insbesondere an den Rändern des bekannten Verbreitungsgebiets.

Erstmals startete der BUND in diesem Jahr zusammen mit Partnern vor Ort auch ein Lockstock-Monitoring in Mecklenburg-Vorpommern, bei dem Haarproben an präparierten Holzstöcken gesammelt und anschließend genetisch untersucht werden. Erste Proben befinden sich bereits in der Analyse.

Falls sich bestätigt, dass das Foto aus Schleswig-Holstein tatsächlich eine Europäische Wildkatze zeigt, wäre das ein echter Meilenstein für die Art – und ein bedeutender Erfolg für den Naturschutz. Der BUND befürwortet, das Lockstock-Monitoring künftig auch in Schleswig-Holstein zu etablieren und hofft, dass die jahrelangen Bemühungen um den Schutz, Erhalt und die Vernetzung von Wildkatzenlebensräumen weiter Früchte tragen.

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