Riesen Sauerei – Europas größte Schweinezucht-Anlage soll nach Brand wiederaufgebaut werden

31. März 2023 | Landwirtschaft, Nachhaltigkeit

Vor zwei Jahren brannte Europas größte Schweinezucht-Anlage im mecklenburgischen Alt-Tellin. Über 60.000 Tiere verendeten qualvoll – eine Katastrophe mit Ansage, denn der Bau wies deutliche Mängel auf. Jetzt soll wieder neu gebaut werden. Dabei ist der Brand längst nicht aufgeklärt.

Am 30. März 2021 fanden ungefähr 50.000 Sauen und Ferkel in Alt-Tellin den Tod.  (Erell - Eigenes Werk / CC BY-SA 3.0)

Verseuchte Böden, missachtetes Tierwohl, Ausbeutung von Arbeitskräften – schon bei der Planung der Anlage gab es viele Bedenken. Daher hatte der BUND Mecklenburg-Vorpommern bereits 2012 gegen die Betriebsgenehmigung Klage eingereicht. Der Passus zum Brandschutz liest sich wie eine Mahnung, die leider bittere Realität wurde. Die Gegenseite argumentiert nun zynisch. Das Verfahren hat sich mit dem Abbrand erledigt. Wir halten die verschleppte Klage bis heute aufrecht und prüfen das weitere Vorgehen.

Strafanzeige eingestellt – keinerlei Konsequenzen für alle Beteiligten

Ernüchterung auch bei der Aufarbeitung der Katastrophe selbst. Die Staatsanwaltschaft wiegelte vor kurzem das Verfahren ab. Es konnte keine Zündquelle für den Brand ermittelt werden. Fehlerhafte Einschätzungen des Brandgutachters seien nicht vorsätzlich. Die Betreiberin LFD-Holding kann nicht zur Verantwortung gezogen werden.

Das Gutachten legte nahe, dass die Schweinstadt nicht brennen könne, da kein brennbares Material vorhanden sei. Offenbar eine massive Fehl­einschätzung. Auch die Behörden hatten zudem großzügige Abweichungen von den Vorschriften der Landesbauordnung zugelassen und die Brandabschnitte 13-mal so groß genehmigt, wie es zulässig ist: 21.790 qm statt 1.600 qm. Damit war es für die Feuerwehren unmöglich, wenigstens in einzelnen Abschnitten das Feuer zu löschen.

Nichts gelernt

Nun ver­kün­den die örtlichen Medien und die Betreiberfir­ma selbst, die Anlage solle in "optimierter Form" wiederaufge­baut werden. Wir sind alar­miert und wollen nun mit einem Rechtsgutachten prüfen, ob ein Wiederaufbau überhaupt möglich ist.

Schweine brau­chen Einstreu, Wühlmöglichkeiten und Auslauf. Das ist in den Größenordnungen des Ferkelproduzenten LFD generell nicht möglich. Auch hat sich an der Rechtslage seit dem Brand nichts geändert. Wenn Behörden und Politik weiterhin tatenlos zusehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Mega-Anlagen zu Problemherden werden.

Alt-Tellin ist kein Einzelfall

Alleine in Mecklenburg-Vorpommern laufen derzeit vier BUND-Klagen. Es geht auch hier um Brand­schutz, aber auch um Auswirkungen auf die Umwelt. Und das durchaus mit Aussicht auf Erfolg. In 2022 wurden Neubauten und Erweiterungen bei Fienstorf, Passee und Dragun verhindert.

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