Verseuchte Böden, missachtetes Tierwohl, Ausbeutung von Arbeitskräften – schon bei der Planung der Anlage gab es viele Bedenken. Daher hatte der BUND Mecklenburg-Vorpommern bereits 2012 gegen die Betriebsgenehmigung Klage eingereicht. Der Passus zum Brandschutz liest sich wie eine Mahnung, die leider bittere Realität wurde. Die Gegenseite argumentiert nun zynisch. Das Verfahren hat sich mit dem Abbrand erledigt. Wir halten die verschleppte Klage bis heute aufrecht und prüfen das weitere Vorgehen.
Strafanzeige eingestellt – keinerlei Konsequenzen für alle Beteiligten
Ernüchterung auch bei der Aufarbeitung der Katastrophe selbst. Die Staatsanwaltschaft wiegelte vor kurzem das Verfahren ab. Es konnte keine Zündquelle für den Brand ermittelt werden. Fehlerhafte Einschätzungen des Brandgutachters seien nicht vorsätzlich. Die Betreiberin LFD-Holding kann nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Das Gutachten legte nahe, dass die Schweinstadt nicht brennen könne, da kein brennbares Material vorhanden sei. Offenbar eine massive Fehleinschätzung. Auch die Behörden hatten zudem großzügige Abweichungen von den Vorschriften der Landesbauordnung zugelassen und die Brandabschnitte 13-mal so groß genehmigt, wie es zulässig ist: 21.790 qm statt 1.600 qm. Damit war es für die Feuerwehren unmöglich, wenigstens in einzelnen Abschnitten das Feuer zu löschen.
Nichts gelernt
Nun verkünden die örtlichen Medien und die Betreiberfirma selbst, die Anlage solle in "optimierter Form" wiederaufgebaut werden. Wir sind alarmiert und wollen nun mit einem Rechtsgutachten prüfen, ob ein Wiederaufbau überhaupt möglich ist.
Schweine brauchen Einstreu, Wühlmöglichkeiten und Auslauf. Das ist in den Größenordnungen des Ferkelproduzenten LFD generell nicht möglich. Auch hat sich an der Rechtslage seit dem Brand nichts geändert. Wenn Behörden und Politik weiterhin tatenlos zusehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Mega-Anlagen zu Problemherden werden.
Alt-Tellin ist kein Einzelfall
Alleine in Mecklenburg-Vorpommern laufen derzeit vier BUND-Klagen. Es geht auch hier um Brandschutz, aber auch um Auswirkungen auf die Umwelt. Und das durchaus mit Aussicht auf Erfolg. In 2022 wurden Neubauten und Erweiterungen bei Fienstorf, Passee und Dragun verhindert.
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- Mehr Infos zu den Themen Landwirtschaft und Massentierhaltung
- Positionspapier "Zukunftsfähige Landwirtschaft – umweltverträglich, tiergerecht, sozial"
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