Recycling: Chinesischer Importstopp bietet Chancen

16. Januar 2018 | Ressourcen & Technik, Nachhaltigkeit, Suffizienz, Chemie

China importiert keinen ausländischen Abfall mehr. Ist das eine Katastrophe? Nein, eine Chance für die deutsche Recyclingwirtschaft und die Politik, endlich ernst zu machen mit der hochwertigen stofflichen Abfallverwertung, meint Hartmut Hoffmann, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Abfall und Rohstoffe.

Abfall und Rohstoffe. Foto: airborne77 / Fotolia.com  (airborne77 / Fotolia.com)

Anfang dieses Jahres wurde die Öffentlichkeit von der Meldung aufgeschreckt, dass China den Import ausländischer Abfälle, die bisher zur Verwertung dorthin gebracht wurden, einstellen will. Dabei geht es nicht nur um Kunststoffabfälle, sondern z.B. auch um Altpapier und Altmetalle.

Zunächst war dieser Entschluss nicht ganz so plötzlich, wie es allgemein dargestellt wurde: China hatte ihn der Welthandelsorganisation (WTO) bereits am 18. Juli 2017 mitgeteilt. Denn das Land hat aufgrund seiner wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren mittlerweile genug einheimische Abfälle zur Herstellung von Sekundärrohstoffen (also Rohstoffen, die durch Recycling gewonnen werden). China ist daher schlicht nicht mehr auf weitere Abfälle aus dem Ausland angewiesen.

Die aus Deutschland nach China exportierten Abfälle waren überwiegend – auch dieser Eindruck muss korrigiert werden – keineswegs minderwertiger Müll, den man einfach billig loswerden wollte. Viele Abfälle hatten durchaus höhere Qualitäten, aus denen höherwertige Produkte hergestellt werden konnten. Leider führte der Export der Abfälle jedoch dazu, dass die Verwertung von Sekundärrohstoffen hierzulande in ihrer Entwicklung gebremst wurde. Jetzt müssen also neue Vermarktungswege für diese Abfälle bzw. die aus ihnen hergestellten Sekundärrohstoffe gefunden werden. Dies gilt im übrigen auch für die gesamte europäische Ebene.

Eines ist dabei sicher: Die deutschen Recyclingziele zu reduzieren und mehr Abfall einfach zu verbrennen, wäre keine Lösung. Denn Recyclingkunststoffe verringern im Vergleich zu Kunststoffen aus Erdöl oder Erdgas den Ausstoß großer Mengen an Treibhausgasen. Sprich: Recycling ist auch gut für den Klimaschutz.

Aus Sicht des BUND sind deshalb nun zwei Maßnahmen erforderlich:

  • Die Hersteller, der Handel und die Verpackungsdesigner müssen die Entwicklung von recyclinggerechten Verpackungen gemäß § 21 des Verpackungsgesetzes energisch vorantreiben – und zwar ernsthaft und unverzüglich. Die Recyclingwirtschaft kann dabei kompetent beraten.
  • Sekundärrohstoffe müssen in stärkerem Maße genutzt werden als bisher.

Gerade beim zweiten Punkt ist noch viel Luft nach oben. Denn es gibt schon viele Möglichkeiten, umweltbewusster einzukaufen und zu produzieren. Ausbaufähig ist z.B. die Akzeptanz von recycelten Kunststoffen – gerade in der öffentlichen Beschaffung. Aber auch der Handel und die Verbraucher*innen sind gefragt, mehr Recyclingprodukte und Mehrwegverpackungen zu verwenden. Möglichkeiten, z.B. Plastik zu vermeiden, gibt es genug.

Verschweigen dürfen wir dabei nicht, dass Verbraucher*innen dadurch lieb gewonnene Gewohnheiten ändern und einen Mehraufwand, z.B. beim Einkaufen, in Kauf nehmen müssen. So werden sie beispielsweise akzeptieren müssen, dass leichter recycelbare Verpackungen den Nachteil haben können, dass der Inhalt nicht mehr so lange haltbar sein könnte, wie es derzeit üblich ist.

Dies deutlich zu machen (und dennoch für Ressourcenschonung zu werben), ist nicht allein Aufgabe des Handels, sondern auch der Umwelt- und Verbraucherverbände. Auf dem Weg zu einer echten ökologischen Abfallwirtschaft müssen also alle ihren Beitrag leisten.

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