"Profite ohne Grenzen": Wie Unternehmen Umwelt und Menschen im globalen Süden ausbeuten

28. Dezember 2021 | Suffizienz, Chemie, TTIP / CETA

Eine neue BUND-Publikation zeigt, wie Unternehmen weltweit niedrige Lohn- und Umweltstandards auf Kosten von Mensch und Natur ausnutzen. Besonders im Umgang mit gefährlichen Chemikalien ist das ein Problem.

 (msjennm/pixabay)

Langlebige und giftige Chemikalien sind eine wachsende Bedrohung für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jedes Jahr mindestens zwei Millionen Menschen im Zusammenhang mit gefährlichen Stoffen. Ein Grund dafür sind die im Vergleich zu reichen Industrienationen meist deutlich niedrigeren Arbeits- und Umweltstandards in vielen Ländern des globalen Südens.

Von diesen "Doppelstandards" beim Abbau von Rohstoffen, der Herstellung von Chemikalien und Konsumprodukten sowie der Abfallverwertung und –Entsorgung profitieren auch deutsche Unternehmen. Die neue BUND-Broschüre "Profite ohne Grenzen – wie Unternehmen Umweltschutz und Menschrechte weltweit missachten" beschreibt zehn konkrete Beispiele für solche Doppelstandards, die zu Lasten der Natur und Menschen im globalen Süden gehen.

Auch deutsche Firmen profitieren von fragwürdigen Praktiken

Die Probleme beginnen oft bereits beim Abbau von Rohstoffen. In Peru vergiften Menschen sich selbst und die Umwelt mit Quecksilber beim Goldabbau. Unternehmen gewinnen Fracking-Gas in Argentinien und lassen verseuchtes Wasser zurück und Kinder arbeiten in Minen im Kongo, um wertvolle Metalle wie Kobalt abzubauen.

Chemiefirmen stellen in China den Massenkunststoff PVC mit Quecksilber und hohen Treibhausgasemissionen her. Chemiefirmen aus Deutschland verkaufen in der EU längst verbotene Insektengifte nach Brasilien und Indien. Und Textilien werden in Bangladesch und Pakistan unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert. 

Auch bei der Entsorgung von Altlasten hören die Probleme nicht auf. So zeigt die Arbeit des BUND, dass Arbeiter*innen in Nigeria sich beim Recycling von Autobatterien aus Blei vergiften. Diese stammen auch aus europäischen Fahrzeugen. In Ghana wird Elektroschrott oft mit bloßen Händen in seine teils giftigen Bestandteile zerlegt. 

Überkonsum in Industriestaaten muss stoppen

All dies geschieht im großen Maßstab und letztlich zu einem Zweck: Maßloser und möglichst günstiger Konsum in den Industrienationen wie Deutschland. Dafür werden weltweit immer mehr Rohstoffe abgebaut: Schon Anfang Mai 2021 hatte Deutschland anteilig mehr Ressourcen verbraucht und CO2 ausgestoßen, als unser Planet im ganzen Jahr verkraften kann. Aus diesen Rohstoffen werden tausende von Chemikalien und noch mehr Produkte hergestellt. Ein Großteil davon landet in Form von Rückständen oder Abfall wieder in der Umwelt. 

Die genannten Beispiele zeigen die zwei Gesichter unseres Wirtschaftens und Konsumierens: Elende Bedingungen dort, billige Hochglanzprodukte hier. Inzwischen ist klar, dass die Belastungsgrenzen unserer Erde überschritten sind. Beim gegenwärtigen Tempo wären bis 2050 drei Planeten Erde nötig, um unseren Konsumhunger zu stillen. 

Wir brauchen deshalb dringend eine nachhaltige Stoffpolitik und globale Vereinbarungen, um weniger Rohstoffe, Chemikalien und Produkte zu verbrauchen. Unser Ziel ist eine ökologisch sinnvolle Kreislaufwirtschaft. Nur so haben wir eine Chance, die Klimakrise und das Artensterben in den Griff zu bekommen und die Menschenrechte weltweit zu schützen.

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