Problematische Chemikalien verhindern saubere Kreislaufwirtschaft

31. Mai 2022 | Chemie, Suffizienz, Nachhaltigkeit

Auf einer Konferenz in Kopenhagen haben Wissenschaftler*innen über nachhaltige Chemikalien und Stoffpolitik gesprochen. Stehen wir vor einer Chemiewende?

Frau überprüft Produkt. Foto: kasto80 / iStock.com  (kasto80 / iStock.com)

Für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft, braucht es eine nachhaltige Chemie. Doch was bedeutet das? Welche Chemikalien dürfen dann noch in unseren Produkten verwendet werden? Welche Chemikalien sind "nachhaltig"? Diese Fragen wurden im Mai auf der Konferenz der Society of Environmental Chemistry and Toxicology (SETAC) Europe in Kopenhagen unter europäischen Wissenschaftler*innen diskutiert. 

Welche Chemikalien sind nachhaltig?

Das dies schwierige Fragen sind, ergibt sich schon bei einem vermeintlich banalen Kriterium: Chemikalien dürfen nicht giftig sein – klar. Das heißt krebserregende, fruchtbarkeitsschädigende und erbgutverändernde Substanzen sowie Chemikalien, die dem Immun- oder Nervensystem schaden sind tabu. Ebenso können hormonelle Schadstoffe und langlebige Chemikalien, die sich in Lebewesen und der Umwelt anreichern nicht als nachhaltig gelten. Im Detail sind das also viele verschiedene Anforderungen. Darüber hinaus diskutierten die Wissenschaftler*innen, wie hoch der Wasser-, Ressourcen- und Energieverbrauch der Chemikalien sein darf. 

Denn auch hier gilt: Um wieder innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen zu wirtschaften, müssen wir in den Industrienationen unseren Ressourcen- und Energieverbrauch drastisch verringern. Das heißt, wir müssen so produzieren und konsumieren, dass die Umwelt langfristig keinen Schaden nimmt. Und mit den Ressourcen, die wir noch verwenden, müssen wir zirkulär wirtschaften. Dafür brauchen wir langlebige, reparierbare und leicht zu recycelnde Produkte. Was nicht mehr gebraucht wird, muss wieder zur Herstellung hochwertiger Produkte verwendet werden können.

Nachhaltige Chemikalien: Noch ein weiter Weg

Bis heute ist leider häufig das Gegenteil der Fall. Viele Materialien enthalten noch unbekannte, nicht nachhaltige und recyclingfähige Chemikalien. Ein Beispiel: umwelt- und gesundheitsschädliche Flammschutzmittel aus dem Gehäuse eines älteren Computerbildschirms können in Recyclingprodukten für Kinder- oder Sportartikel landen, wo sie durch den verstärkten Hautkontakt ein Gesundheitsrisiko darstellen.

Auch ein EU-Ausschuss sieht Handlungsbedarf

Der Wissenschaftliche Ausschuss für Gesundheit, Umwelt und neu aufkommende Risiken (SCHEER) im Dienste der EU Kommission hat das Thema Chemikalien in der Kreislaufwirtschaft als eins von neun "sich abzeichnenden Risiken für die Gesundheit und Umwelt" identifiziert.  Das heißt, der immense Ressourcenverbrauch und der Einsatz von nicht nachhaltigen Chemikalien könnte künftig eine größere Rolle in der EU-Politik spielen.

Auch aus der Wissenschaft mehren sich kritische Stimmen. Anfang 2022 veröffentlichte eine internationales Forscherteam eine Studie zur Umweltverschmutzung durch gefährliche Chemikalien und Plastikmüll. Das Ergebnis: Die massive Freisetzung von synthetischen Stoffen gefährdet die Stabilität des Erdsystems. Die Planetaren Grenzen sind an dieser Stelle längst überschritten.

Was fordert der BUND?

Der BUND fordert schon seit geraumer Zeit eine verpflichtende Offenlegung der chemischen Zusammensetzung von Produkten. Wir brauchen eine Chemiewende: Es müssen in Zukunft weniger Chemikalien verbraucht und produziert werden. Die planetaren Grenzen dürfen nicht überschritten werden. 

Produktion, Verwendung und Entsorgung von synthetischen Stoffen sind wesentliche Ursachen für den Klimawandel und das Artensterben. Chemikalien verteilen sich auf der ganzen Welt – sei es durch den Export von Müll oder durch globale Lieferketten. Daher brauchen wir auch eine internationale Lösung des Problems. Wir fordern das Thema global auf die politische Agenda und den Prozess für eine UN-Rahmenkonvention für nachhaltiges Chemikalien Abfall- und Stoffstrommanagement in Gang zu setzen.

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