Durchgeführt wurde die Untersuchung vom BUND. Dafür wurden Wasserproben aus den Wohnorten deutscher Europa-Politiker*innen entnommen. Diese Proben wurden auf jeweils drei schlecht abbaubare und besonders trinkwassergefährdende Ewigkeits-Chemikalien überprüft.
Melamin, Trifluoressigsäure und hormonelle Schadstoffe in Trinkwasser
Am häufigsten wurde dabei die PFAS Chemikalie Trifluoressigsäure gefunden. Auch weitere, sehr langlebige Chemikalien, die nicht zur PFAS Gruppe gehören, wurden gefunden. Melamin, das vermutlich krebserregend ist, konnte mehrfach nachgewiesen werden. Auch der potentielle hormonelle Schadstoff Benzotriazol wurde in zwei Wasserproben gefunden.
Diese Mineralwasser enthalten PFAS:
- Spreequell, PET-Einweg, Brandenburg: 200 nanogramm Trifluoressigsäure pro Liter
- Gerolsteiner Naturell, PET-Einweg, Rheinland-Pfalz: 92 nanogramm Trifluoressigsäure pro Liter
- Hassia Still, PET-Mehrweg, Hessen: 53 nanogrammTrifluoressigsäure pro Liter
Keine PFAS enthalten:
- Naturell Mierbachquelle Quellbrunn Aldi, PET Einweg, Hessen
- Saskia Medium Wörth am Rhein Lidl, PET Einweg, Rheinland-Pfalz
Keine Überschreitung der Grenzwerte
Alle fünf Proben halten die gesetzlichen Grenzwerte für die Chemikalien in Trinkwasser ein. Die Chemikalien-Belastungen sind trotzdem problematisch, denn wir sind bereits zu hohen Konzentrationen von PFAS ausgesetzt. So stellte des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schon 2021 fest, dass bei einigen Bevölkerungsgruppen die täglich aufgenommene PFAS-Menge bereits über den gesundheitlich kritischen Wert liegt. Eine Beeinträchtigung des Immunsystems durch die Chemikalien kann laut BfR nicht ausgeschlossen werden. Die Menge PFAS, die wir täglich durch unser Trinkwasser aufnehmen, ist im Vergleich zu etwa Fisch und Fleisch gering. Doch die Wasserproben zeigen, wie weit verbreitet PFAS inzwischen auch im Wasser sind.
Leitungswasser mit PFAS
Insgesamt haben wir an zehn Orten Leitungswasserproben entnommen. In neun der zehn Orte enthält das Leitungswasser PFAS: Berlin, Burgdorf, Frankfurt am Main, Kiel, Neustadt an der Weinstraße, Meschede, Osnabrück, Stuttgart und im EU-Parlament in Brüssel. Einzig Celle blieb unterhalb der Bestimmungsgrenze. Die vollständigen Testergebnisse finden Sie hier.
Kosten für Wasseraufbereitung steigen
Durch die zunehmende Verschmutzung wird die Wasseraufbereitung für die Versorger teurer. Diese geben die gestiegenen Kosten über steigende Wasserpreise an Verbraucher*innen weiter. Die Hersteller von PFAS, die die Chemikalien im Umlauf bringen, müssen sich bisher nicht an den Aufbereitungskosten beteiligen. PFAS sind extrem langlebig und mobil. Wenn sie einmal in die Umwelt gelangt sind, lassen sie sich wenn überhaupt nur mit großem Aufwand wieder zurückholen. PFAS sind in vielen Alltagsprodukten wie beispielsweise Pizzakartons, Zahnseide oder Outdoorkleidung.
PFAS muss verboten werden
Der BUND setzt sich für ein generelles Verbot von PFAS ein. Nur mit zeitlich befristeten Ausnahmen sollen sie für essentielle Anwendungen zunächst weiter verwendet werden dürfen. Die Gesetzgebung zu Chemikalien findet hauptsächlich auf der EU-Ebene statt. Hier müssen sich Umweltministerin Lemke und Wirtschaftsminister Habeck für ein EU-weites, umfassendes PFAS-Verbot stark machen.
So können Sie PFAS und Schadstoffe vermeiden:
- Achten Sie auf bei Produkten auf die Kennzeichnungen „PFAS-frei“, „PFC-frei“ oder „fluorcarbonfrei“. Die Begriffe bedeuten das gleiche und kennzeichnen, dass sie PFAS-frei sind.
- Verzichten Sie auf Geschirrspülmittel und Spülmaschinen-Tabs mit Benzotriazolen.
- Vermeiden Sie PFAS beschichtetes Backpapier und Teflon-beschichtete Pfannen.
- Verzichten Sie auf Camping- und Kindergeschirr aus Melaminharz.
- Achten Sie bei Kühlschränken und Wärmepumpen darauf, dass sie keine flourierten Gase („F-Gase“) enthalten.
- Nutzen Sie die kostenlose ToxFox-App um Schadstoffe wie Melamin in Alltagsprodukten aufzuspüren.
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Für einen Alltag ohne Gift
Viele Alltagsprodukte enthalten gesundheits- und umweltschädliche Substanzen, wie unsere Labortests immer wieder zeigen. Tag für Tag kommen wir mit ihnen in Kontakt. Mit Chemikalien, deren Folgen für unseren Körper und die Umwelt z.T. noch gar nicht genau erforscht sind. Damit muss Schluss sein! Wir setzen uns für einen Alltag ohne Gift und für einen nachhaltigen Umbau der Chemieindustrie ein. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie uns dabei. Vielen Dank.