Ozeanplastik: Warum die vermeintliche Lösung ein Problem ist

04. März 2025 | Nachhaltigkeit, Ressourcen & Technik, Suffizienz, Meere

Produkte aus Ozeanplastik werden als nachhaltig beworben – von Sportschuhen über Trikots bis hin zu Rucksäcken. Doch was nach einer umweltfreundlichen Lösung klingt, ist oft nur geschicktes Marketing. Wir erklären, warum Ozeanplastik keine echte Antwort auf die Plastikkrise ist und was wirklich gegen Plastik im Meer hilft.

Plastikmüll im Meer Bis zu 23 Millionen Tonnen Plastik landen jährlich im Meer.  (Bild: richcarey via canva.com)

Ozeanplastik: Was ist das?

Als Ozeanplastik wird Kunststoffmüll bezeichnet, der laut Aussagen von Unternehmen im Meer oder an Stränden aufgesammelt wurde. Der Begriff ist jedoch nicht geschützt. So kann jedes Unternehmen selbst definieren, was es unter Ozeanplastik versteht und wie viel davon in einem Produkt enthalten ist.

Warum ist Ozeanplastik problematisch?

Das Sammeln und Recyceln von Plastik aus den Meeren klingt erstmal gut. Schaut man genauer hin, bleibt davon jedoch nicht viel übrig.

1. Plastik bleibt ein Giftcocktail

  • Plastik im Meer ist häufig sehr verschmutzt und durch UV-Strahlung chemisch verändert.
  • Plastik nimmt dazu noch Schadstoffe aus dem Wasser auf.
  • Plastik aus dem Meer lässt sich deswegen häufig gar nicht oder nur mit hohem Energieverbrauch recyceln.

2. Das Meer ist ein sensibles Ökosystem

  • Das Meer ist ein riesiger dreidimensionaler Lebensraum, in dem sehr viel Plastikmüll ist. Nur etwa 15 Prozent davon schwimmen an der Wasseroberfläche. Weitere 15 Prozent landen an den Küsten. Der Großteil des Mülls (etwa 70 Prozent) befindet sich bereits in der Wassersäule oder am Meeresboden. Ein einfaches Rausfischen des Mülls ist also gar nicht möglich.
  • Technische Sammelmethoden können nicht zwischen Plastik und Meereslebewesen unterscheiden. Sie fischen Lebewesen wie beispielsweise die Segelqualle (Velella velella) oder die Meeresnacktschnecke (Glaucus atlanticus) mit heraus und zerstören damit das Ökosystem.

3. Das Plastikproblem wird nicht gelöst

  • Ozeanplastik löst unser Plastikproblem nicht: Die weltweite Plastikproduktion steigt weiter. 2023 wurden 414 Millionen Tonnen Plastik produziert.
  • Bis zu 23 Millionen Tonnen Plastik landen jährlich im Meer – viel mehr, als wir je wieder herausholen könnten.

Was wirklich gegen Plastik im Meer hilft

Statt mit Scheinlösungen für weniger Plastikmüll zu werben, müssen wir die Plastikflut an der Quelle stoppen:

  • Viel weniger Plastik produzieren.
  • Mehrwegsysteme ausbauen – Verpackungen wiederverwenden statt entsorgen.
  • Mehr unverpackte Produkte anbieten.
  • Gefährliche Chemikalien in Plastik verbieten.
  • Greenwashing verhindern: Endlich die EU-Greenwashing-Richtlinie in Deutschland umsetzen und so verhindern, dass Verbraucher*innen mit dem Begriff „Ozeanplastik“ getäuscht werden.

Fazit: Ozeanplastik ist keine Lösung

Ozeanplastik-Produkte geben das Gefühl, etwas Gutes zu tun, dabei lenken sie vom eigentlichen Problem ab. Die Ressourcen, die darauf verwendet werden, Plastik aus dem Meer zu sammeln, müssen für Mehrwegsysteme und langlebige Produkte genutzt werden. Nur so schützen wir unsere Meere langfristig.

So reduzieren Sie Plastikmüll

  • Fallen Sie nicht auf leere Nachhaltigkeitsversprechen von Unternehmen rein. Fragen Sie bei den Unternehmen konkret nach, wenn Ihnen unklar ist, was an bestimmten Technologien oder Produkten nachhaltig sein soll.
  • Kaufen Sie Lebensmittel in Mehrweg- statt Einwegverpackungen. Getränke- und Milchprodukte gibt es häufig in Mehrweggläsern. Immer mehr Läden bieten auch unverpackte Ware an.
  • Wenn Sie Essen zum Mitnehmen bestellen, können Sie auf Mehrwegverpackungen bestehen. Alle Imbisse, Restaurants und Frischetheken in Supermärkten mit mehr als fünf Beschäftigten oder einer Verkaufsfläche über 80 Quadratmeter müssen Mehrwegverpackungen für Speisen und Getränke anbieten.
  • Setzen Sie auf Kosmetik ohne Mikroplastik. Mit der kostenfreien BUND ToxFox App können Sie Kosmetikprodukte auf Mikroplastik scannen.

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