NGOs und Wissenschaft gemeinsam für einen besseren Schutz vor Pestiziden

31. Oktober 2018 | Umweltgifte, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Lebensräume

Das europäische System der Pestizidzulassung ist veraltet. Gefährliche Stoffe werden in der Landwirtschaft, in Kommunen und Haus- und Kleingärten eingesetzt. Die Risikoprüfung erfolgt auf Grundlage von industriefinanzierten Studien. Nicht-chemische Alternativen finden beim Zulassungsprozess keine Beachtung. Damit muss endlich Schluss sein!

Pestizidfreie Kommune. Foto: Maryam62 / CC0 1.0 / pixabay.com Es geht auch ohne Pestizide, wie diese wildkräuterbewchsene Treppe zeigt. Die EU-Gesetzgebung zu Pestiziden muss dringend verschärft werden!  (Maryam62 / pixabay.com)

In der Theorie sagt die Europäische Pestizidverordnung, die seit 2009 in Kraft ist, dass Pestizide keine negativen Auswirkungen auf Menschen, Tiere, Umwelt und das Ökosystem haben dürfen. Die Praxis ist davon weit entfernt.

"Die Pestizid-Gesetzgebung ist eine Farce", sagt BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel. "Sie wird einfach nicht umgesetzt. Der gesamte Prozess dient nur dazu, neue Pestizidprodukte auf dem Markt zu platzieren und der Industrie hohe Gewinne zu sichern. Das Ergebnis: Eine steigende Anzahl von gefährlichen Pestiziden gelangt in unsere Umwelt, sogar wenn es ausreichend Nachweise über die Gefahren gibt. Das muss sich dringend ändern!"

Die Europäische Kommission stellt die Pestizidverordnung gerade im Rahmen ihres sogenannten "REFIT-Programms" auf den Prüfstein. Das Programm soll Bürokratie abbauen und europäisches Recht vereinfachen. Der Prozess kann auch dafür genutzt werden, die Umweltstandards in der EU-Rechtsprechung zu verbessern. Mehr als 100 gesellschaftliche Organisationen, darunter auch der BUND, haben deshalb gemeinsam mit 25 Expert*innen eine neue Koalition gebildet und wenden sich heute mit einem Manifest an die Öffentlichkeit: Die "Citizens for Science in Pesticide Regulation" fordern grundlegende Reformen in der europäischen Pestizidverordnung.

Das Manifest der Koalition umfasst insgesamt 15 Forderungen zu den drei Bereichen:

  • Vorrang für Gesundheit, Umwelt und nachhaltige Landwirtschaft
  • Verfügbarkeit und Transparenz von vollständigen, aktuellen und industrie-unabhängigen Daten zu den Auswirkungen von Pestiziden
  • Überprüfung der Wirksamkeit von Regulierungen.

Die Koalition fordert die EU auf, besonders gefährliche Pestizide zu verbieten und sich konsequent für den Schutz von menschlicher Gesundheit und Umwelt stark zu machen. Wenn die europäische Pestizidgesetzgebung ordnungsgemäß umgesetzt und die Methoden der Risikobewertung wissenschaftlich streng und objektiv überarbeitet würden, würde eine Reihe von Pestiziden, die bisher als sicher galten, verboten oder ihr Gebrauch eingeschränkt werden.

Die geforderten Reformen würden also zu einem höheren Schutzniveau für Gesundheit und Umwelt führen. Angesichts der zahlreichen nicht-chemischen Alternativen für den Pflanzenschutz auf der Grundlage ökologischer Methoden, würden die Reformen auch Innovationen in der Landwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit fördern. Wenn die Grundvoraussetzungen für die landwirtschaftliche Produktion – Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und Wasserqualität – geschützt werden, kann die Ernährungssicherheit für die Zukunft gewährleistet werden.

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